Als die US-Märkte am gestrigen Montag eröffneten, kannten die Kurse an der Börse nur eine Richtung: nach unten. Ein Grund von vielen war eine neue Studie von Goldman Sachs, in der die US-Grossbank von voraussichtlich vier Zinserhöhung in diesem Jahr sprach. "Goldman rechnet jetzt mit vier Zinserhöhungen im Jahr 2022 und das ist ein sehr feindliches Umfeld für Technologie- und Wachstumsaktien", sagte Thomas Hayes, geschäftsführendes Mitglied beim Vermögensverwalter Great Hill Capital in New York. Zunächst war die Bank Goldman Sachs von drei Zinsanhebungen ausgegangen.
In der Folge riss es den Technologie-Index Nasdaq, aber auch den breiten S&P 500 sowie den Dow Jones deutlich nach unten. Der Nasdaq 100 notierte zeitweise über 3 Prozent im Minus. Anleger sorgen sich, dass höhere Zinsen und damit teurere Finanzierungen den Schwung in der Wachstumsbranche ausbremsen könnten.
Chance für «Buy the Dip»
Doch gegen Mittag drehte der Handel plötzlich. Dank einer Aufholjagd im späten Handel ist am Montag die Technologiebörse Nasdaq gar noch leicht ins Plus gedreht. Diese "Tages-Aufholrally" war einhergegangen mit einem "Buy-the-Dip"-Aufruf von Marko Kolanovic, dem Strategie-Chef von JP Morgan.
Inmitten des aktuellen Ausverkaufs seien positive Katalysatoren für Aktien immer noch möglich, und die sogenannten Beta-Sektoren würden sich bei höheren Renditen gut entwickeln, so die Meinung des JP-Morgan-Anaylsten. Die US-Grossbank plädiert dafür, weiterhin auf Aktien zu setzen.
"Wir sind der Meinung, dass es für Aktien noch weiteres Aufwärtspotenzial gibt und dass der durch die Omikron-Angst ausgelöste 'Dip' gekauft werden sollte", schreibt Kolanovic, der für seine jüngsten Kaufempfehlungen bekannt ist. "Der Rückschlag bei Risikoanlagen als Reaktion auf das Fed-Protokoll ist wohl übertrieben", schreibt der Analyst weiter. Die Straffung der Politik werde wahrscheinlich schrittweise und in einem Tempo erfolgen, das Risikoanlagen verkraften sollten. "Zudem finden sie in einem Umfeld starker zyklischer Erholung statt", sagt Kolanovic.
JP Morgan setzt auf Schwellenländer und Europa
Der JP-Morgan-Stratege äussert sich auch optimistisch über die globalen Lieferketten-Engpässe. "Es gibt Anzeichen dafür, dass die Versorgungsengpässe ihren Tiefpunkt durchschritten haben und dass die Strompreise wieder abflauen. Die Lagerbestände sind sehr niedrig und der Arbeitsmarkt bleiben stark."
Dabei erwartet JP Morgan ein besseres Abschneiden der Schwellenländer/China, Grossbritanniens und Europas. Aus sektoraler Sicht sollte es eine stärkere zyklische Führung mit höheren Renditen geben, so Kolanovic.
Auch was den weiteren Verlauf der Pandemie betrifft, äussert sich der Stratege zuversichtlich. "Während die Omikron-Welle ein gewisses Abwärtsrisiko für das Wachstum im ersten Quartal darstellt, gehen wir davon aus, dass die Fälle in den kommenden Wochen stark anziehen werden, was wiederum einen Schub für das zweite Quartal bedeutet", fügt Kolanovic hinzu.
Denn: "Wenn diese Welle abklingt, wird sie wahrscheinlich das Ende der Pandemie markieren. Grund sei der geringere Schweregrad und die hohe Übertragbarkeit von Omikron, die schwerere Varianten verdränge und zu einer breiten natürlichen Immunität führe, so Kolanovic.
"Grundsätzlich dürfte das Wachstumsumfeld weiterhin günstig sein, die Verlangsamung der chinesischen Wirtschaftstätigkeit liegt inzwischen weitgehend hinter uns, und die wirtschaftlichen Überraschungen in den wichtigsten Regionen sind wieder positiv", so der Experte.
(Mit Material von AWP)