Bitcoin hat schon seit Monaten einen guten Lauf. Die grösstkapitalisierte Kryptowährung der Welt erholt sich seit vergangenem Dezember wieder und hat seit dem Jahresbeginn 83,4 Prozent an Wert zugelegt.
Derzeit hält sich der Kurs über 7000 Dollar. Für den erneuten Investoren-Run auf Bitcoin gibt es mehrere Gründe. Da gibt es charttechnische und psychologische Aspekte wie das jüngst aufgetretene "Golden Cross" (cash berichtete), aber auch die Tatsache, dass Bitcoin bei institutionellen Investoren besser und besser ankommt. Grossinvestoren, die so genannten "Bitcoin-Wale" haben mutmasslich sogar koordiniert gehandelt, um Preis zu treiben.
Die Kurssteigerungen beschränken sich aber nicht auf Bitcoin allein. Die nach Bitcoin nächstgrösseren Krytowährungen zeigen teils noch noch deutlichere Kursgewinne. Bitcoin Cash, Litecoin und EOS, die nach Marktkapitalisierung jeweils viert- bis sechstgrössten ditigalen Devisen, haben ihren Wert seit Anfang Januar mindestens verdoppelt oder gar um mehr als das Eineinhalbfache gesteigert (siehe Tabelle).
Die grundlegende Erklärung ist: Die Kurse von Kryptowährungen sind immer noch eng miteinander korrelliert. Und gegen Ende 2018 sind die Internetdevisen aus ihrer Lethargie erwacht.
Zu diesem Zeitpunkt waren Kryptowährungen noch überverkauft. Ungleichgewichte zwischen Long- und Shortpositionen waren sehr hoch. Im Grunde genommen aber haben die Altcoins, also die wichtigen Kryptowährungen neben Bitcoin, den Bitcoinkurs nach oben gezogen - und nicht umgekehrt. An Fahrt gewonnen haben die Kursentwicklungen vor allem im vergangenen Monat.
"Neben anderen Effekten beobachten wir im Detail auch einen Triangulationseffekt", sagt Adrian Gut, Senior Trader beim Finanzdienstleister Crypto Broker, auf cash-Anfrage. Dies geht so: Ein Händler verkauft beispielsweise Litecoin gegen Bitcoin und nimmt so Gewinne mit. Das festigt den Kurs von Bitcoin auch gegen Dollar, da Arbitrage-Trader nun Litecoin auch gegen Dollar verkaufen, da dieses Paar relativ gesehen noch höher handelt.
"Mit Dollar wiederum kauft der Arbitrageur dann Bitcoin und festigt damit den Kurs von Bitcoin gegen Dollar", erklärt Gut weiter. Um letztendlich einen Gewinn zu realisieren, kaufe der Händler mit den Bitcoin dann die nun tiefer tradenden Litecoin.
Bei Ripple sind Voraussetzungen anders
Auffällig im Vergleich der grössten Kryptowährungen ist allerdings der Kursrückgang von Ripple (XRP). Die Nummer Drei der Kryptowelt scheint vom Aufschwung der anderen Coins völlig abgekoppelt zu sein.
Marktbeobachter vermuten das Problem bei Ripple selber: Ripple will sich als Zahlungs- beziehungsweise Überweisungsmittel für Banken etablieren, wird in dieser Funktion aber noch wenig berücksichtigt. Im Gegenteil: Einige der grossen Finanzinstitute der Welt experimentieren mit eigenen Kryptowährungen, die eine Konkurrenz zu Ripple werden würden.
Ein anderer Grund für die Kursschwäche ist, dass das Unternehmen Ripple, das selbst rund die Hälfte aller Coins besitzt, periodisch grössere Mengen der Kryptowährung an den Markt beziehungsweise an institutionelle Investoren abgibt. Das bestehende Überangebot hat bisher einen Kursanstieg verhindert. Baut sich dieses Überangebot aber ab, wird im Zuge der allgemeinen Kryptohausse auch Ripple wieder zulegen.