Zahlreiche Länder impfen vor allem ältere Menschen bereits mit dem Impfstoff von Pfizer und Biontech. Die Moderna-Impfung wird nach und nach zugelassen und verwendet. Auch der AstraZeneca-Impfstoff, auch "Oxford vaccine" genannt, kommt bereits in ein paar Ländern zur Anwendung. Bei diesen drei Präparaten wurde jeweils im vergangenen November eine hohe Wirksamkeit beim Schutz vor schweren Corona-Verläufen festgestellt.
Der ersehnte Impfstoff-Durchbruch hat die Aktienmärkte generell angetrieben, den Impfstoffentwicklern aber nur bedingt geholfen. Die Moderna-Aktie stieg zwischen Anfang November und Mitte Dezember um 150 Prozent, hat seitdem aber wieder ein Drittel an Wert verloren. Die Biontech-Aktie ist ebenfalls nach einem Zwischenhoch nur noch 15 Prozent mehr wert also vor zwei Monaten, bei Pfizer sind es gerade einmal 2,5 Prozent. AstraZeneca liegt im gar Kurs 4 Prozent tiefer als Anfang November.
Anleger machen sich aber Hoffnungen auf ein anderes forschendes Unternehmen: Der Mischkonzern Johnson&Johnson will ebenfalls ein Mittel zur Immunisierung gegen das Virus auf den Markt bringen. Während bei allen drei bisher verfügbaren Impfstoffen zwei Dosen verabreicht werden müssen, um den Schutz weitgehend sicherzustellen, soll beim Johnson&Johnson-Wirkstoff nur eine Dosis reichen. Ausserdem enthält die Impfung nicht wie Pfizer-Biontech oder Moderna die etwas komplexere mRNA-Technologie.
Und anders als beim aktuell meisteingesetzten Pfizer-Biontech-Impfstoff müsste das Präparat nicht bei -70 Grad aufbewahrt, sondern könnte im Kühlschrank gelagert werden. Wenn Johnson&Johnson diesen Impfstoff schon bald liefern kann, würde dies den Kampf gegen die Pandemie per Impfung möglicherweise deutlich erleichtern. Vom einfach anzuwendenden Wirkstoff würden wohl auch ärmere Länder profitieren.
Der Kurs der Johnson&Johnson-Aktie hat sich seit Anfang November fast kontinuerlich nach oben bewegt und steht jetzt 15 Prozent höher als vor zwei Monaten. Zwei Punkte müssen potentielle oder aktuelle Investoren allerdings beachten.
Der Verlauf der Johnson&Johnson-Aktie in den vergangenen fünf Jahren (Grafik: cash.ch).
Erstens sind zum Johnson&Johnson-Impfstoff noch keine entscheidenden Forschungsdaten publiziert worden. Erste Daten werden für Ende Januar erwartet. Ist der Impfstoff sicher und wirksam, würde er im Februar bei der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA und wohl auch bei anderen Zulassungstellen rund um die die Welt zur Bewilligung vorgelegt.
Zweitens ist Johnson&Johnson nicht wie Biontech oder Moderna ein Biotech-Unternehmen, das seine Kräfte auf die Corona-Forschung konzentriert. Johnson&Johnson mit Sitz in New Brunswick in New Jersey ist ein Mischkonzern mit 130'000 Angestellten. Das Unternehmen stellt beispielsweise auch Baby-Shampoo, Schmerztabletten (Tylenol), Gesichts- und Körpercrèmes (Neutrogena), Verbandmaterial (Band-Aid) und Kontraktlinsen her.
Die Pharma-Sparte ist die ursprünglich belgische Janssen Pharmaceutica, die auch am Impfstoff forscht. Das heisst: Der Kursverlauf von Johnson&Johnson ist nicht allein von der Impfstoffforschung geprägt. Weil Johnson&Johnson als Konsumgütermulti insgesamt gut abschneidet, hat sich der Aktienkurs bereits sehr gut entwickelt. Der Kurs ist derzeit in den Sphären eines Allzeithochs. Bei von Bloomberg publizierte Analysten empfehlen 14 einen Kauf, fünf ein "Hold" und einer rät zum Verkaufen.
Treibt der Impfstoff die Aktie an?
Sollte Johnson&Johnson mit der Impfforschung Erfolg haben, könnte bis Ende 2021 theoretisch eine Milliarde Impfdosen bereitgestellt werden. Die USA und die EU haben Verträge für jeweils hunderte Millionen Dosen abgeschlossen.
Wissenschaftler und Analysten äussern sich im Moment noch zurückhaltend zum möglicherweise bald vierten zugelassenen Corona-Impfstoff auf der Welt. Zur Wirksamkeit prinzipiell sind sie optimistisch, denn der Johnson&Johnson-Impfstoff funktioniert ähnlich wie jener von AstraZeneca.
Für die Menschheit wäre ein Impfstoff-Durchbruch bei Johnson&Johnson eine sehr gute Nachricht. Die vom Markt bereits positiv eingeschätzte Aktie würde sicherlich auch noch einmal profitieren. In der derzeit fiebrigen Börsenstimmung ist gut möglich, dass genügend Anleger auf der Suche nach Qualität und guten Nachrichten die Aktie nochmals kräftig antreiben werden. Mittelfristig ist ein deutlicher Kursanstieg angesichts des schon sehr hohen Kursniveaus aber eher fraglich.