Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Kaum ein Anleger, der diese Erfahrung nicht auch schon an den Aktienmärkten machen musste.

Nun haben die Aktionäre von Swiss Re die Qual der Wahl: Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge will sich der Technologiegigant Softbank für bis zu 25 Prozent der ausstehenden Aktien mit einem Barangebot direkt an die Aktionäre richten. Die davon ausgehende Fantasie lässt die Aktie an der Schweizer Börse SIX noch um 3,1 Prozent auf 98,09 Franken steigen. Zeitweise wurden sogar Kurse von bis zu 98,44 Franken bezahlt.

Die im Bloomberg-Artikel genannten 100 bis 105 Franken je Aktie entsprächen einem Aufschlag von bis zu 16 Prozent gegenüber dem Schlusskurs der Swiss-Re-Aktie vom 7. Februar. An diesem Tag informierte der Rückversicherungskonzern aus Zürich über Gespräche zwischen den beiden Unternehmen.

Gleich drei verschiedene Möglichkeiten

Die Nachricht von heute Nacht liess aufhorchen, denn die Verhandlungen waren in den vergangenen Wochen kaum noch ein Thema für die Börse. Viele Aktionäre dürften schon gar nicht mehr mit einer Einigung gerechnet haben.

Den Aktionären eröffnen sich indessen nicht weniger als drei Möglichkeiten: Wer auf Nummer Sicher gehen will, trennt sich in diese Kursstärke hinein von seinen Aktien. Denn noch wurden die von Bloomberg kolportierten Informationen nicht offiziell bestätigt. Das hiesse dann aber, ein mögliches Angebot zu verpassen. Und ob man sich als Aktionär mit 100 bis 105 Franken je Aktie abspeisen lassen sollte, ist ebenfalls fraglich.

Kursentwicklung der Swiss-Re-Aktie über die letzten 10 Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Selbst bei 105 Franken errechnet sich nämlich noch immer eine attraktiv hohe Dividendenrendite von 4,8 Prozent. Darin noch nicht enthalten sind zukünftige Aktienrückkäufe seitens von Swiss Re selbst. Und dann stellt sich noch die Frage: wohin mit dem Verkaufserlös?

Motive von Softbank weiterhin unklar

Der Versicherungsanalyst der britischen Grossbank Barclays sucht noch immer nach einem strategischen Sinn hinter einer Beteiligungsnahme durch Softbank. Er sieht zwar gewisse Anknüpfungspunkte zwischen den beiden Unternehmen, beispielsweise im Bereich der Digitalisierung. Mehr dann aber auch nicht.

Seines Erachtens könnte Softbank den Rückversicherungskonzern vor allem als eine Ertragsquelle nach dem Vorbild des US-Mischkonzerns Berkshire Hathaway nutzen und damit andere, verlustreiche Geschäftsaktivitäten quersubventionieren.

Ob die Swiss-Re-Aktionäre solchen Plänen Hand bieten sollten, ist deshalb fraglich. Am 4. April lädt Swiss Re zum diesjährigen Investorentag. Von diesem Anlass erhofft sich der Barclays-Analyst endlich klärende Aussagen seitens der Firmenverantwortlichen. Er dürfte nicht alleine sein.