Die Manager der Grossbank Credit Suisse haben während Jahren über Verstösse gegen Vorschriften hinweg geschaut. Laut "NZZ am Sonntag" beschäftigt keine andere Bank die Finanzmarktaufsicht derzeit mehr als die Credit Suisse. In den letzten Jahren habe die Finma fünf Verfahren gegen die Bank durchgeführt, um die Versäumnisse zu beheben. Die jüngsten Fälle beträfen die Milliardenverluste mit den Fonds von Greensill und Archegos. Hinzu kämen Untersuchungen wegen Geldwäscherei und ausspionierte Kaderleute. Ein Report zeige, dass die CS weit über hundert Warnsignale ignoriert habe.
Über einen krassen Fall aus der Ära von CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner berichtet der "SonntagsBlick". Ein Kundenberater habe die Gelder von Superreichen aus Osteuropa betreut. Der Berater sei ein Star gewesen, der jedes Jahr rund 25 Millionen Franken für die CS erwirtschaftet habe. Er sei aber auch ein Betrüger gewesen, der das Vermögen seiner Kunden ohne deren Wissen in hochriskante Anlagen gesteckt habe. Er habe Dokumente gefälscht und Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet. Trotz Warnungen habe er weiter für die Grossbank tätig sein können. Erst 2015 sei er entlassen worden, nachdem er sich massiv verspekuliert habe.
Die hohen Verluste der Grossbank haben laut "SonntagsZeitung" auch ein politisches Nachspiel. Die Luzerner SP-Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo hat das Thema Credit Suisse auf die Themenliste der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) des Nationalrats gesetzt. Die WAK-Mitglieder kommen nächste Woche Montag und Dienstag zusammen. Auch ein Vertreter der Finma wird Red und Antwort stehen. Die zentrale Frage laute, ob und wie die Regulierung der Grossbanken verschärft werden müsse. Der grösste Handlungsbedarf bestehe beim Risiko-Management, das offenkundig eklatante Mängel aufweise.
(AWP)