Die Kursbilanz von Zur Rose und Meyer Burger seit Jahresbeginn könnte unterschiedlicher kaum sein. Während sich die Aktie der Versandapotheke mit einem Minus von fast 75 Prozent weit oben auf der Liste diesjährigen Börsenverlierer wiederfindet, liess sich mit jener des Solarunternehmens gutes Geld verdienen. Knapp 43 Prozent kostet die Meyer-Burger-Aktie mehr als noch in den ersten Januar-Tagen.
Zwei Dinge haben die besagten Unternehmen und ihre Aktien allerdings gemeinsam: Bei Börsianern stossen sie schon seit Wochen auf ein reges Interesse, andererseits veröffentlichen sie am Donnerstagmorgen ihre Halbjahresresultate. Dann zeigt sich, ob die Börse mit ihrer doch sehr unterschiedlichen Einschätzung von Zur Rose und Meyer Burger richtig liegt.
Braucht Zur Rose zusätzliches Geld?
Bei Zur Rose gilt das Interesse vor allem den Halbjahreszahlen selber. Wie Erhebungen von AWP zeigen, rechnen Analysten im Jahresvergleich mit einem leichten Rückgang des Umsatzes auf 983 Millionen Franken. Aufgrund hoher Investitionen in den Vertrieb sowie ins Marketing dürfte der Versandapotheke ein Verlust in Höhe von knapp 84 Millionen Franken erwachsen sein – wobei die diesbezüglichen Schätzungen weit auseinandergehen. Einige Analysten rechnen sogar mit einem Fehlbetrag von 100 Millionen Franken und mehr.
Je höher der Verlust, desto eher muss Zur Rose die Aktionärinnen und Aktionäre wohl wieder um neues Geld bitten. Aussagen rund um die Ergebnisveröffentlichung ob, wann und in welcher Form das Unternehmen sich neues Kapital sichern will, könnten den Aktienkurs kräftig bewegen. Erst kürzlich bezifferte die britische Barclays den Kapitalbedarf bis Ende 2025 auf mindestens 200 Millionen Franken. In Erwartung einer stark verwässernden Emission neuer Aktien spekulieren Leerverkäufer deshalb auf nochmals tiefere Kurse (der cash Insider berichtete).
Auch Meyer Burger dürfte in der ersten Jahreshälfte einen Verlust eingefahren haben. Erhebungen von AWP zufolge rechnen Analysten bei einem Halbjahresumsatz von knapp 60 Millionen Franken mit einem Fehlbetrag in Höhe von fast 44 Millionen Franken.
Meyer Burger will neue Umsatz- und Gewinnziele kommunizieren
Anders als bei Zur Rose ist das Ergebnis bei Meyer Burger wohl eher von untergeordneter Bedeutung. Erst vor wenigen Wochen kürzte der Solarhersteller überraschend seine Produktionsziele. Das Unternehmen geht für 2022 neuerdings von einem Volumen von 320 bis 370 Megawatt (zuvor 500 Megawatt) und für 2023 von einem Volumen von 1 bis 1,2 Gigawatt (zuvor 1,35 Gigawatt) aus.
Was das denn nun für die Umsatz- und Gewinnentwicklung bedeutet, verriet das Unternehmen noch nicht. Es will jedoch anlässlich der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen neue Zielgrössen kommunizieren.
Zur Erinnerung: Bisher ging Meyer Burger für 2023 von einem operativen Gewinn (EBITDA) von mindestens 137,5 Millionen Franken bei einem Jahresumsatz von 550 Millionen Franken oder mehr aus. Aufgrund beschleunigter Expansionspläne gelten diese Zielgrössen jedoch nicht mehr.
Im Hinblick auf die Halbjahreszahlen werden den Aktionärinnen und Aktionäre der beiden Unternehmen starke Nerven abverlangt. Sowohl die Aktie von Zur Rose als auch jene von Meyer Burger sind geradezu berüchtigt für ihre starken Kursausschläge. Insbesondere um Ergebnisveröffentlichungen herum sind prozentual zweistellige Bewegungen keine Seltenheit.