Jeder Schweizer und jede Schweizerin ist seit letzter Woche um rund 1000 Franken ärmer geworden. Schuld daran ist die Anlagepolitik der Schweizerischen Nationalbank mit ihrer "Wette" auf grosse US-Techwerte. Diese etwas steile These hat die deutsche Tageszeitung "Die Welt" aufgestellt, welche die Investstrategie der SNB süffig als "Tesla-Taktik" bezeichnet.

Hintergrund: Mit der Ausrichtung auf marktschwere Software- und Internet-Konzerne wie Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet ist das Aktien-Portfolio der SNB so etwas wie ein High-Tech-Fonds geworden. So befanden sich im Ende des zweiten Quartals auch 2,7 Millionen Aktien von Tesla im SNB-Portfolio. Die US-Aktien der SNB haben derzeit einen Wert von total rund 127 Milliarden Franken.

Diese Ausrichtung ging in diesem Jahr wegen der Hausse bei US-Tech-Titeln lange gut. Allein im Sommer 2020 hatte die Schweizerische Nationalbank mit den US-Technologie-Schwergewichten ein Kursplus von rund 19 Milliarden Dollar erzielt, schreibt die "Welt". Doch die seit über eine Woche anhaltende Kursschwäche der Nasdaq-Aktien nagt nun an den Gewinnen.

Das Risiko der SNB-Strategie

Allein am Dienstag tauchte zum Beispiel die Aktie von Tesla um 21 Prozent, was der grösste Tagesverlust der Firmengeschichte darstellte. Der Kurseinbruch verringerte SNB-Position von Tesla auf 900 Millionen Dollar von zuvor mehr als 1,3 Milliarden Dollar. Dabei hatte die SNB im zweiten Quartal rund 300'000 Aktien des E-Autobauers zugekauft. Die Veränderungen des SNB-Portfolios sind alle drei Monate erkennbar, weil Vermögensverwalter alle Quartale bei der US-Börsenaufsicht SEC Rechenchaft über ihre Transaktionen ablegen müssen.

Gerade die Tesla-Käufe offenbaren das Risiko der SNB-Strategie, welche immer betont, sie investiere in passive Anlageformen wie ETF und nicht via aktive Strategien etwa mit Stock-Picking. "Möglicherweise investieren die Schweizer einen überproportional hohen Anteil des Portfolios in eine hoch bewertete Branche und treiben damit auch noch die Tech-Rallye", spekuliert die "Welt".

Die Anlagepolitik der Schweizerischen Nationalbank erinnere eher an einen Staatsfonds als an eine Währungsbehörde, schreibt die Zeitung weiter. Die Ballung von US-Technologiewerten sei indessen nicht die klassische Form von Risikostreuung, durch die sich Staatsfonds eigentlich auszeichnen. Sondern sie ist eben: Eine Tesla-Taktik.

(cash)