Der gesamte SMI hat in diesem Jahr bisher 11 Prozent zulegen können. Das ist zwar eine sehr ordentliche Entwicklung, ein Blick auf den Chart zeigt jedoch, dass sich die Börse seit Mai praktisch nur noch seitwärts orientiert:
Entwicklung SMI seit Jahresbeginn, Stand 02.08.2017
Und es droht gar noch schlimmeres: "Kommt es bis zum Herbst nicht zu einer nennenswerten Korrektur, kann es irgendwann einen Knall geben", warnt Daniel Egger, Anlagechef bei der Privatbank Maerki Baumann & Co., im cash-Börsen-Talk. Er vergleicht die gegenwärtige Börsen-Situation mit einem gespannten Gummiband, welchem die Spannung genommen werden muss, um einen grossen Knall zu vermeiden.
Egger hält noch in diesem Jahr eine Börsenkorrektur von 10 Prozent oder mehr für möglich. Aber er sieht dies mehr als Einstiegsmöglichkeit denn als Bedrohung: "Solange keine Rezession kommt, kann weiterhin in Aktien investiert werden", so sein Ratschlag. Egger würde derzeit etwas Cash halten, um dann nach einer Korrektur wieder voll zuzugreifen. Er sieht für den SMI noch ein Potenzial von 3 bis 5 Prozent in diesem Jahr. Fügt aber an: "Wer im richtigen Moment zukauft, kann eine noch deutlich schönere Rendite einfahren."
Bei einer Rezession hingegen wäre auch ein Börseneinbruch von 30 Prozent möglich. Egger spricht für einen solchen Fall sogar von einem "Blutbad" an der Börse. Das "R"-Wort nimmt jedoch derzeit niemand in den Mund. Denn: Die Zeichen stehen in Europa und in den USA auf Aufschwung, verschiedene Konjunkturzahlen belegen dies deutlich. Aktuell ist zum Beispiel das Wirtschaftsklima in der Euro-Zone so positiv wie seit 17 Jahren nicht mehr, wie am Donnerstag das deutsche Ifo-Institut mitteilte. Die USA dürfte in ihrem Konjunkturzyklus etwas weiter fortgeschritten sein.
Positive Bilanzsaison in der Schweiz
Auch in der Schweiz ist eine Rezession kein Thema. Der Fokus der Anleger richtet sich hier auf die laufende Berichtssaison. Bereits 13 SMI-Firmen haben die Zahlen zum ersten Halbjahr vorgelegt. Mit dem Rückversicherer Swiss Re ist heute der nächste Konzern aus dem Leitindex an der Reihe.
Wie haben sich die Firmen bislang geschlagen? "Das Zwischenfazit fällt positiv aus", sagt Egger. Zwar hätten gewisse Firmen leicht enttäuscht, das habe aber auch zum Teil mit den hohen Erwartungen zu tun gehabt.
Enttäuschend war etwa ABB, wo die Aktie nach den Zahlen deutlich Federn lassen musste. Umgekehrt waren Anleger vom Zahlenkranz von Julius Bär und Lonza besonders angetan. Die beiden Titel stiegen am Tag der Resultatbekanntgabe um über 7 Prozent an.
«Thiam räumt den Laden auf»
Unterschiedlich fiel die Reaktion auf die Resultate der beiden Grossbanken Credit Suisse (CS) und UBS aus. Beide präsentierten die Zahlen zum zweiten Quartal 2017 vor einer Woche. Während die CS-Aktie gleichentags anstieg, büsste die UBS deutlich ein. Experten schätzen bei der CS vor allem die Fortschritte bei der Kostendisziplin.
Auch Egger ist von der Entwicklung der CS angetan: "Tidjane Thiam ist gekommen um den Laden aufzuräumen und es sieht danach aus, als ob er schon einiges hingebracht hätte", sagt der Anlageprofi. Gleichzeitig sei auch innerhalb der CS ein positives Momentum spürbar, nachdem lange negativ geredet wurde. "Es scheint mir, dass seitens Mitarbeiter wieder Hoffnung aufkommt."
So sieht Egger bei der CS weiteres Kurspotenzial. Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit kleiner, dass die UBS enttäusche. Anders ausgedrückt: Die CS-Aktie ist eher für risikoliebende Anleger geeignet, bei der UBS ist das Kurseinbruch-Risiko geringer. Die cash-Leser setzen übrigens überwiegend auf die "sicherere" UBS: Gemäss einer aktuellen Umfrage mit über 4000 Teilnehmenden bevorzugen zwei Drittel die UBS-Aktie, nur ein Drittel sieht in der CS-Aktie mehr Potenzial (cash berichtete).
Im cash-Börsen-Talk sagt Daniel Egger ausserdem, was die Börse in den nächsten Monaten antreiben wird, wie es mit dem Euro-Frankenkurs weiter geht und weshalb er derzeit den Biotech-Sektor als Investment empfiehlt.