Wer von Ihnen hat Anfang des Jahres des Jahres erahnt, dass die SMI-Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis derart gut performen würden? Falls Sie zur Kaste der aktiven Fondmanager gehören sollten, ist es Ihnen zu wünschen, dass Sie diesbezüglich den Braten gerochen haben. Denn wer 2019 bei Schweizer Standardwerten wählerisch war und dabei die SMI-Schwergewichte untergewichtete, der hat heute die Zwei auf dem Rücken.

Traditionell orientieren sich grosse Banken und Vermögensverwalter mit ihren grossen Fondsprodukten auf die Nachbildung von Indizes. Das heisst, sie investieren so genannt "indexnah". Was oft Anlass zur Kritik gibt, Stichworte: Mutlosigkeit, hohe Kosten im Vergleich zu ETF und so weiter. Doch das Nichtstun hat sich in diesem Jahr gelohnt. Die SMI-Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis waren 2019 mit einer Jahresperformance zwischen 24 und 29 Prozent eine sichere Bank.

Schwieriger war es demzufolge für aktive Fondsmanager, die mit etwas mehr Umschichtungen im Fonds eine grössere Performance erzielen wollen. Vor allem "im ersten Halbjahr war es sehr schwierig für aktive Fondsmanager. Der Index war sehr stark getrieben von Nestlé. Wenn man dort untergewichtet oder gar nicht investiert ist, dann wird es schwierig nachzufolgen", sagte Fondsmanager Urs Beck von EFG Asset Management vor zwei Wochen im cash-Börsen-Talk.

So verwundert es nicht, dass auf Platz 1 der bestperformenden Aktien-Fonds im "Large-Caps-Segment" (grosskapitalisierte Aktien) das Produkt eines grossen Finanzplayers landet. Dass es sich dabei ausgerechnet um die arg gebeutelte GAM-Vermögensverwaltung handelt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Die Angaben in der Tabelle unten stützen sich auf Daten des Fondsanalysehauses Morningstar.

Die Nummer eins, der "Multistock-Swiss-Equity"-Fonds von GAM, ist natürlich stark ausgerichtet auf Nestlé, Roche und Novartis, die insgesamt knapp 30 Prozent des Portfolios ausmachen. Der Grund, weshalb der Fonds die Goldmedaille holte, macht aber die Auswahl der restlichen Positionen aus: So waren die viert- und fünftgrösste Position mit Logitech (+55 Prozent) und Sika (+44 Prozent) mit absoluten Highflyern besetzt. Insgesamt kommt der GAM-Fonds auf eine Jahresrendite von 35,5 Prozent, womit er den Swiss Market Index (+23,5 Prozent) deutlich schlägt.

Dass sich Stock Picking dieses Jahr meist weniger gelohnt hat, zeigt das Beispieldes EFG-Fonds "New Capital Swiss Select Equity". Anders als die meisten der grossen Fondshäuser war dieser Fonds bei den Schwergewichten untergewichtet. Lediglich Roche gehört mit etwa 5 Prozent zu den grösseren Positionen.

Stattdessen setzte man als grösste Position etwa auf die Titel der Bank Valiant, die seit Anfang Jahr um etwa 10 Prozent abgeschmierten. Insgesamt sprang für den Fonds "lediglich" eine Rendite von 20,59 Prozent heraus. Was hinter dem Gesamtmarkt liegt.

Während der SMI 2019 bisher um 23,5 Prozent zulegen konnte, weisst der breitere Swiss Performance Index (SPI) ein noch deutlicheres Wachstum von 29 Prozent aus. Heisst: Theoretisch war dieses Jahr bei den Nebenwerten noch mehr zu holen, wenn man denn auf die richtigen Titel setzte. Trotzdem schaffte es hier punkto Performance nur ein Fonds, den besten Large-Caps-Fonds zu überflügeln.

Und auch hier war es die Vermögensgesellschaft GAM, die sich positiv hervortat. Ihr Fonds "Swiss Small & Mid Cap Equity" schlägt mit einer Performance von knapp +38 Prozent den breit angelegten Swiss Performance Index (+29 Prozent) deutlich. Seine Top-Positionen hält der Fonds in dem Hörgeräte-Hersteller Sonova (+36 Prozent im 2019), dem Bankensoftware-Hersteller Temenos (+30 Prozent), dem Computerzubehör-Hersteller Logitech und in dem Zahnimplantat-Hersteller Straumann (+53 Prozent).

Ein Fonds von Union Bancaire Privée (UBP), nämlich der "UBAM - Swiss Small And Mid Cap Equity", zeigt, dass sich ein gewisses Klumpenrisiko loht. Der Fonds, der Position vier einnimmt, setzte knapp 10 Prozent des Portfolios auf den Zuger Vermögensverwalter Partners Group (+47 Prozent im 2019). Insgesamt steht dann für 2019 bisher eine Rendite von knapp 31 Prozent - womit auch hier der Markt geschlagen wurde.

Dass die Aktienfonds ihre teils massiven Wertsteigerungen im nächsten Jahr wiederholen können, muss angezweifelt werden. Böse Zungen würden sagen, im Börsenjahr 2019 konnte man als Fondmanager kaum etwas falsch machen. Das wären dann wieder gute Vorzeichen für Stock Picker und eher schlechte Vorzeichen für grosse Fondhäuser, die ihre Fondsprodukte vorwiegend indexbasiert konstruieren.

In der "Jahresendserie Aktien-Boom 2019" von cash.ch seit Monatg bereits erschienen: