Vor vier Wochen kündigte der Luxusgüterkonzern Richemont grossmundig an, er wolle die Aktionäre belohnen und ihnen Bezugsrechte mit einer Laufzeit von drei Jahren zuteilen (cash berichtete). Das Unternehmen beschreite mit seinen Plänen neue Wege, was Nachahmer finden könnte, so wurde damals gelobt. Nun macht der Luxusgüterkonzern nur wenige Stunden vor der ordentlichen Generalversammlung überraschend einen Rückzieher.
Man prüfe die Vereinfachung der Aktienstruktur und lege die Pläne für das Aktionärsbindungs-Programm vorderhand auf Eis, so schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung an die Medien. Die mit der Zuteilung der Bezugsrechte einhergehende bedingte Kapitalerhöhung ist damit als Traktandum vom Tisch.
Zeitpunkt der Mitteilung überrascht
Auf die Neuigkeiten angesprochen, begrüssen einige Aktionäre von Richemont eine mögliche Vereinfachung der Aktienstruktur zwar. Allerdings reagieren einige schon fast ein bisschen verärgert auf den quasi in allerletzter Minute gefällten Entscheid, mit dem Aktionärsbindungs-Programm zuwarten zu wollen.
Für die Zürcher Kantonalbank ist der Grund für die Verschiebung nachvollziehbar und eine Vereinfachung der Aktienstruktur grundsätzlich positiv zu werten. Dennoch zeigt sie sich überrascht vom Zeitpunkt der Mitteilung am Tag der Generalversammlung, hatte Richemont seit Mai doch genügend Zeit, sich diesen Schritt zu überlegen. In Erwartung möglicher Ergebnisenttäuschungen stuft die Zürcher Kantonalbank die Aktie wie bis anhin mit "Untergewichten" ein.
Richemont einer der diesjährigen SMI-Verlierer
Die Richemont-Aktie verliert zur Stunde denn auch 0,7 Prozent auf 61,92 Franken. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 61,76 Franken.
Zuletzt lag die Aktie wieder etwas besser im Markt. Wie Händler berichten, flossen in den vergangenen Wochen Anlagegelder zurück in die europäischen Luxusgüterwerte. Davon habe auch Richemont profitiert. Mit einem Minus von 18 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Richemont-Aktie aber noch immer zu den schwächeren Titeln aus dem Swiss Market Index (SMI).