Bis zum Ende des ersten Semesters fehlen zwar noch vier Handelstage. Doch jetzt schon lässt sich sagen: Das erste Börsenhalbjahr 2017 sorgte für zahlreiche Rekordwerte. Der Swiss Performance Index (SPI) übersprang im April erstmals die 10’000-Punkte-Marke. Auch der deutsche Dax oder die US-Indizes Dow Jones und Nasdaq sprangen von Rekordhoch zu Rekordhoch.
In diesem positiven Börsenumfeld konnte auch der Swiss Market Index (SMI) ordentlich zulegen: Seit Jahresbeginn beträgt die Performance plus 11 Prozent. Nur zwei SMI-Titel haben in diesem Zeitraum an Wert eingebüsst, die 18 anderen haben alle zugelegt (siehe Tabelle unten).
Entwicklung SMI seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch
Angetrieben wurden die Aktienmärkte von einem sich aufhellenden Konjunkturumfeld, dem Abschwächen von politischen Risiken (Stichwort Frankreich) und dem nach wie vor anhaltenden Tiefzinsumfeld verbunden mit dem – inzwischen altbekannten - Anlagenotstand.
Auch im zweiten Halbjahr dürften die Investoren in einem sich kaum ändernden Umfeld vorsichtig optimistisch agieren, wobei – mit der Finanzkrise 2007/08 im Hinterkopf und angesichts der vielen Rekordwerte - auch etwas auf die Bremse getreten werden dürfte. Gewinnmitnahmen sind dabei denkbar. Vor allem dort, wo die Aktien schon sehr stark zugelegt haben.
Neulinge schwingen oben aus
In einem Umfeld von sich verbessernden Wirtschaftsdaten setzen Anleger in erster Linie auf sogenannte Zykliker - also Titel von Firmen, deren Gewinne und Umsätze stark von der Wirtschaftskonjunktur abhängen. Ganz oben auf dem SMI-Treppchen befindet sich der Bauzulieferer Sika (+30 Prozent seit Jahresbeginn), gefolgt vom Lifescience-Konzern Lonza (+28 Prozent). Beide Firmen rückten im ersten Halbjahr neu in den SMI nach, als Nachfolger von Syngenta respektive Actelion. Die Indexaufnahme wirkte sich positiv auf die Valoren aus, zumal die Titel neu in den Fokus zahlreicher Fondsmanager und anderer Investoren rückten.
Beide Firmen sind operativ zudem sehr gut unterwegs und konnten im ersten Quartal 2017 zahlenmässig überzeugen. Für Sika dürfte es allerdings schwierig werden, die gute Aktienperformance im zweiten Halbjahr fortzusetzen. Einerseits ist die Aktie mit einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 27 bereits stattlich bewertet, andererseits wird Erfolgs-CEO Jan Jenisch den Konzern per Mitte Oktober in Richtung LafargeHolcim verlassen. Bei Lonza hingegen könnte das Hoch anhalten, sollten die Halbjahreszahlen von Ende Juli die Anleger weiter überzeugen.
Comeback der Uhrenhersteller – Pharma mit Luft nach oben
Ein erstaunliches Comeback gelang den Uhrenherstellern Richemont (+20 Prozent) und Swatch (+17 Prozent). Nachdem 2016 ein sehr schwaches Jahr für die Schweizer Uhrenexporte war, stiegen die Ausfuhren diesen Mai zum zweiten Mal im neuen Jahr an. Entscheidend für die beiden Uhrentitel wird auch im zweiten Halbjahr die Nachfrage aus China sein.
Von den drei Schwergewichten am Schweizer Aktienmarkt sticht Nestlé (+17 Prozent) heraus. Der Lebensmittelkonzern profitierte dabei auch von den Übernahmeaktivitäten in der Branche. Am Montag sorgte dann der Einstieg des Hedgefonds von US-Milliardärs Dan Loeb zweitweise sogar für den höchsten Aktienkurs der Firmengeschichte (siehe auch Kommentar dazu). Sehr solide schnitten die Pharmawerte Roche (+9 Prozent) und Novartis (+12 Prozent) ab. Beide Konzerne sind gemäss einem Kommentar der Neuen Helvetischen Bank 15 Prozent unter dem Branchenschnitt bewertet. Es gibt also noch Luft nach oben.
Finanztitel enttäuschen
Am hinteren Ende der SMI-Rangliste tummeln sich der Rückversicherer Swiss Re (-7 Prozent) und die Grossbank UBS (-1 Prozent). Bei Swiss Re hängt vieles von der diesjährigen Hurrikan-Saison ab, welche gemäss Vorhersagen des US-Wetterdienstes sehr heftig ausfallen könnte. Auch andere Rückversicherer im Ausland haben derzeit einen schweren Stand.
Die UBS hat zwar unmittelbar nach der Trump-Wahl letzten November deutlich zulegen können, in diesem Jahr stagniert der Titel jedoch. Dies trotz Erstquartalszahlen, welche die Erwartungen übertrafen. Der ganze Finanzsektor hat noch immer mit Kapitalsorgen und tiefen Erträgen zu kämpfen.
Beste und schlechteste Aktien im SMI im ersten Halbjahr 2017
Obere 10 | Performance seit 01.01.17, in % | Untere 10 | Performance seit 01.01.17, in % |
Sika | +30 | Swiss Re | -7 |
Lonza | +28 | UBS | -1 |
Richemont | +20 | Zurich | +2 |
Nestlé | +17 | Swisscom | +3 |
Swatch | +17 | Givaudan | +4 |
ABB | +15 | LafargeHolcim | +5 |
SGS | +15 | Credit Suisse | +6 |
Julius Bär | +13 | Roche | +9 |
Swiss Life | +13 | Adecco | +11 |
Novartis | +12 | Geberit | +12 |
Quelle: cash.ch (Stand 26.06.2017)
Wenig überraschend mischt Sensorenhersteller AMS (+131 Prozent) ganz vorne mit. Die Aktie kam nach den überzeugenden Jahreszahlen und dem Jahresausblick Anfang Februar so richtig in Schwung. Dank der 2016 übernommenen Firma Heptagon rechnet man im zweiten Halbjahr mit einem deutlichen Umsatzwachstum. Die Grosskunden Samsung und Apple beflügeln zudem die Fantasie. Floppt aber etwa Apples iPhone 8, welches diesen Herbst erscheinen wird, dann kann auch die AMS-Aktie in Mitleidenschaft gezogen werden.
SPI-Gewinner ist aber Von Roll mit plus 135 Prozent. Seit Mitte April ist die Aktie des Herstellers von Isolationsprodukten die lästige Bezeichnung Penny Stock los, da der Preis wieder über die 1-Franken-Marke stieg. Beim kriselnden Traditionsunternehmen gibt es erste Lichtblicke: Aktionäre erhoffen sich einen Gewinn in diesem Jahr.
Zehn beste und schlechteste Aktien im SPI im ersten Halbjahr 2017
Top-Aktien | Performance seit 01.01.17, in % | Flop-Aktien | Performance seit 01.01.17, in % |
Von Roll | +135 | Myriad | -47 |
AMS | +131 | Evolva | -43 |
Meyer Burger | +88 | Wisekey | -33 |
Cicor Technologie | +74 | Kuros | -29 |
Leonteq | +61 | Aryzta | -27 |
Tornos | +57 | LumX (ex Gottex) | -23 |
VAT Group | +46 | Airesis | -14 |
Villars | +43 | Leclanché | -13 |
Logitech | +43 | Bank Linth | -10 |
Gurit | +42 | Lastminute.com | -10 |
Quelle: cash.ch (Stand 26.06.2017)