"Buy and hold" bedeutet: Einmal kaufen, dann die Aktie halten. Häufiges Handeln mit einer Aktie sieht diese Anlagestrategie nicht vor. Das Gegenteil davon ist "Market Timing", also der Versuch, durch Zu- und Verkaufen von steigenden Kursen zu profitieren und Verlusten durch fallende Märkte auszuweichen.
Laut der Privatbank Bellerive birgt "Market Timing" aber das Risiko, dass Anleger die besten Börsentage verpassen. Die Zürcher Vermögensverwalterin hat untersuchen lassen, was passiert, wenn man an den zehn beziehungsweise 20 besten Börsentagen nicht investiert ist.
Wertentwicklung der Aktienmärkte von 1996 bis 2016
immer investiert | ohne die 10 besten Tage | ohne die 20 besten Tage | |
SPI TR* | +322 Prozent | +129 Prozent | +42 Prozent |
Dow Jones Eurostoxx 50 | +328 Prozent | +93 Prozent | +8 Prozent |
FTSE100 TR | +295 Prozent | +104 Prozent | +31 Prozent |
S&P 500 TR | +440 Prozent | +170 Prozent | +68 Prozent |
*TR = Total Return, also mit Dividende. Im Falle des DJ Eurostoxx 50 ab Anfang 2001 mit Total Return. Daten: Privatbank Bellerive
Der Wert des Swiss Performance Index hat sich inklusive Dividenden zwischen 1996 und 2016 um 322 Prozent gesteigert. Ohne die zehn besten Tage beträgt das Plus nur 129 Prozent. Wenn man an den 20 besten Tagen nicht investiert gewesen ist, kommt man in dieser Zeitspanne noch in den Genuss von 42 Prozent Rendite.
Bei ausländischen Indices in der Eurozone, den USA und Grossbritannien ist das Bild vergleichbar. Einen Einfluss auf diese Renditensteigerungen hat der Zinseszins-Effekt (compound return). Ohne die Kursgewinne an einem guten Börsentag schrumpft schlicht die Basis, auf der künftige Renditen stattfinden können. Market Timing, argumentiert die Bank Bellerive, funktioniert nur in Ausnahmefällen. Die Strategie bestand früher darin, zwischen Aktien und Obligationen hin- und herzuwechseln. Mit den Tiefzinsen hat diese Methode aber an Reiz verloren.
Nach wie vor aber versprechen viele Anlagegesellschaften und Fonds ihren Kunden, mit gekonntem Umschichten höhere Renditen zu erwirtschaften. Befürworter des Market Timing führen ins Feld, dass die Auf- und Abbewegungen der Aktienmärkte nicht regelmässig verlaufen und dass bei grossen Abschwüngen eine Änderung der Anlagestrategie oder ein Ausbalancieren des Portefeuilles sinnvoll sei.
Nicht gefühlsmässig anlegen
Privatanleger indessen sollten sich erst recht davor hüten, in relativ schneller Abfolge Aktien zu kaufen und zu verkaufen. Das Problem ist, dass sie dabei häufig bereits hoch bewertete Titel erwerben, die bei den ersten Anzeichen eines Kursverfalls wieder abgestossen werden.
Allzu gefühlsgesteuertes Zu- und Verkaufen von Aktien scheint die Misserfolge beim Market Timing noch zu verschärfen, wie eine Studie von Morningstar zeigt. Der Datendienstleister hat Fonds aus Luxemburg mit den Handelsaktivitäten von Privatanlegern verglichen, wobei davon ausgegangen wird, dass die Fonds weniger häufig handeln als die Anleger. Während diese über zehn Jahre 2,24 Prozent Rendite erwirtschafteten, kamen die Fonds auf 2,98 Prozent. Abgesehen von den Risiken, im falschen Moment einzusteigen oder zu verkaufen, birgt Market Timing auch den Nachteil höherer Kosten und Gebühren.