Jetzt sprudeln sie wieder, die Dividenden. Wöchentlich oder gar täglich fliessen die Ausschüttungen der Firmen in diesen Wochen auf die Konten der Investoren.
Was machen die meisten Beglückten mit dem Geldsegen? Sie lassen es auf dem Konto liegen - oder kaufen damit Aktien von Unternehmen, die nicht die Absender der erhaltenen Dividenden sind. Dabei wäre eine andere, allerdings grosse Disziplin erforderliche Methode viel ertragbringender: Das konstante Reinvestieren der Dividende - und zwar in das gleiche Unternehmen, von dem die Ausschüttung stammt.
Denn als Fautregel gilt: Mit einer Aktie, die über 20 Jahren im Schnitt eine Rendite von 6 bis 7 Prozent jährlich bringt, können Anleger die Rendite über diese Zeitdauer verdreifachen. Vorausgesetzt, die Dividenden werden rest- und ausnahmslos wieder investiert. Die Divindendengewinne machen dann rund die Hälfte des Etrages aus.
Analyst John Plassard von Mirabaud Securities führt in einem Anlagekommentar das beliebte Beispiel Coca Cola ins Feld. Hätte man 1962 Aktien im Wert von 10'000 Dollar gekauft und mit der Dividende seither konstant wieder neue Aktien des Getränkeherstellers gekauft, so hätte man heute, 49 Jahre später, ein Vermögen von rund 2,15 Millionen Dollar. Ohne reinvestierte Dividende wären es "bloss" rund 400'000 Dollar.
Klar: Für solche Renditen braucht es so genannte "Dividendenaristokraten". Also Unternehmen, die über die Jahrezehnte nicht nur konstant Dividenden auszahlen, sondern diese auch jährlich zu steigern wissen. In der Schweiz gehört der Pharmakonzern Roche dazu. Ein anderes Beispiel ist Procter & Gamble. Der US-Konsumgüterkonzern hat seine Ausschüttung in den letzten 64 Jahren konstant gesteigert.
Der Zinseszinseffekt spielt
Wer die Dividenden beim selben Unternehmen Jahr für Jahr wieder anlegt, kommt also in den Genuss eines Zinseszinseffektes. Man erzielt Erträge aus Erträgen. Langfristig steigende Aktienmärkte sind allerdings auch Bedingung dafür.
Das zeigt sich am Beispiel des breiten US-Aktienindex S&P 500, das die Fondsgesellschaft Guinness Atkinson ausgerechnet hat: Hätte man im Jahr 1940 genau 100 Dollar in den S&P 500 investiert, wären daraus 12'000 Dollar im Jahr 2010 geworden - ohne Dividende. Hätte man die Ausschüttungen konsequent reinvestiert, dann wäre daraus 15-mal mehr geworden, also 174'000 Dollar.
Anleger optimieren ihre Rendite dabei am besten, wenn sie die Dividende gleich am Tag der Ausschüttung wieder reinvestieren. Denn am "Ex-Dividend"-Tag wird die Aktie ohne den Betrag der effektiven Ausschüttungen gehandelt, sie ist dann also zu einem Schnäppchenpreis zu haben. Voraussetzungen für die Strategie der reinvestierten Dividende sind allerdings: Disziplin, Geduld und Mut.