Trotz jahrelangem "Ringen um die Reform" sei weit und breit keine mehrheitsfähige Lösung in Sicht, sagte Petrillo im Interview mit der "Handelszeitung" (Ausgabe vom 23.06.). "Unter Umständen wäre es mittlerweile konstruktiver, auf eine Senkung des obligatorischen Umwandlungssatzes zu verzichten und sich auf die Modernisierung anderer Elemente der beruflichen Vorsorge zu konzentrieren."

Die Aussage hat Sprengstoff, galt doch die Senkung der Umwandlungssätze von heute 6,8 auf neu 6 Prozent, über die die Höhe der Renten berechnet wird, bislang als Kern der Rentenreform. "Auch bei 6 Prozent haben wir noch eine Umverteilung von den Jungen zu denjenigen, die in Rente gehen", sagte Petrillo.

Sowieso schlage nur bei den wenigsten Versicherten der gesetzliche Umwandlungssatz wirklich durch. 85 Prozent hätten eine überobligatorische Versicherung, bei der im Durchschnitt schon heute weniger als 6,8 Prozent angewendet werde. "Dort, wo wir die Umwandlungssätze frei festlegen können, liegen sie bei etwa 5 Prozent."

Die Erhöhung des Frauenrentenalters bezeichnet Petrillo derweil als "politische Frage", zu der sich die Axa nicht konkret äussern wolle. "Wir haben Mitarbeitende, die das befürworten. Andere, die dagegen sind. Für wen würde ich sprechen, wenn wir da eine Position bezögen?"

Vorerst keine Rückkehr zum SVV

Der Axa-Chef weicht mit diesen Aussagen von der Haltung des Versicherungsverbands SVV ab. Er kann das, denn die Axa ist seit einiger Zeit nicht mehr Mitglied im Dachverband - als einziger grosser Versicherer. Petrillo macht im Interview klar, dass die politische Haltung des Verbands Grund für das Abseitsstehen sei. Axa wolle sich nur zu Themen äussern, die einen direkten Bezug mit dem Versicherungsgeschäft haben. Eine Rückkehr in den SVV schloss er vorerst aus. 

In der beruflichen Vorsorge hatte sich die Axa 2019 aus dem Geschäft mit Vollversicherungen zurückgezogen und sich auf die Sammelstiftungen konzentriert, wo das Anlagerisiko bei den Kunden liegt. "Die Vollversicherung war aus Kundensicht nicht mehr attraktiv, denn sie generiert zu wenig Rendite und damit zu tiefe Renten", sagte Petrillo rückblickend.

Seit dem Wechsel habe die Axa 1,8 Milliarden Franken mehr an die Versicherten ausgeschüttet und die Sammelstiftungen seien immer noch sehr solide finanziert. "Das hat sich also gelohnt."

(AWP)