Nach gescheiterten Verhandlungen führender Ölstaaten über eine Drosselung der Fördermenge zur Stabilisierung der Ölpreise befürchten Investoren einen Preiskrieg. Zudem belastet die Coronavirus-Krise immer mehr. Zeitweise sind die Ölpreise um etwa ein Drittel eingebrochen. Im Mittagshandel pendelten sich die Verluste auf jeweils etwas mehr als 20 Prozent ein.
Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 35,25 US-Dollar. Damit lag der Preis 10,02 Dollar niedriger als am Freitag. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI sackte um 9,25 Dollar oder 28 Prozent auf 32,03 Dollar ab. Es handelt sich um den stärksten prozentualen Einbruch am Ölmarkt seit dem Golfkrieg 1991. Damals waren die Ölpreise nach der irakischen Invasion in Kuwait zunächst rasant gestiegen. Als sich am Ölmarkt aber keine Engpässe gezeigt hatten, waren die Notierungen schnell gefallen.
Die Ölpreise sind zum Wochenauftakt auf den tiefsten Stand seit Anfang 2016 zurückgefallen. In der Spitze rutschte der US-Ölpreis bis auf 27,34 Dollar und der für Brent-Öl auf 31,02 Dollar ab. Als Ursache für den Einbruch gelten die gescheiterten Verhandlungen des Ölkartells Opec mit den in der sogenannten "Opec+" zusammengefassten Förderländern wie Russland. Am vergangenen Freitag konnten sich die Verhandlungspartner der Opec+ auf keine neue Vereinbarung einigen. Selbst eine Verlängerung der bestehenden Förderbeschränkung fehlte in der Abschlusserklärung der beteiligten Staaten.
Hintergrund ist ein Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland über die künftige Fördermenge, der mittlerweile weiter zu eskalieren droht. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf namentlich nicht genannte Insider berichtet, könnte Saudi-Arabien die Fördermenge in den kommenden Monaten erhöhen. Das dürfte andere Ölstaaten wie Russland ebenfalls provozieren, über eine höhere Fördermenge nachzudenken.
Ausserdem belastet nach wie vor die Sorge vor den wirtschaftlichen Folge der Coronavirus-Krise die Ölpreise. Derzeit werden zahlreiche Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft nach unten revidiert, was auch zu einer geringeren Nachfrage nach Rohöl führen dürfte.
"Dem Ölmarkt droht damit im zweiten Quartal ein massives Überangebot, zumal die Nachfrage wegen der Virus-Pandemie noch für einige Zeit stark beeinträchtigt bleiben dürfte", kommentierte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank. Er rechnet bei den Ölpreisen mit einer längeren Phase der Bodenbildung mit stärkeren Preisausschlägen in beide Richtungen.
(AWP)