Mobius empfiehlt Investorinnen und Investoren einen Gold-Anteil von 10 Prozent im Portfolio. Die meisten Vermögensverwalter empfehlen neben Aktien, Obligationen, Rohstoffen und Immobilienengagements verschiedener Art sowie mehr und mehr auch Krytowährungen durchaus auch Gold-Anteile als Teil der Anlagestrategie. Doch zu 10 bis 15 Prozent Gold rät man vor allem sehr konservativen, defensiv denkenden und damit eher risikoscheuen Anlegern.
Zu beachten ist stets: Gold wirft keine Zinsen und Dividenden ab und "kostet" damit gewissermassen Rendite. Risikofreudigere und zukunftsgerichtetere Strategien setzen den Gold-Anteil deutlich unter 10 Prozent an.
Mark Mobius, Jahrgang 1936 und berühmt gewordener Schwellenland-Pionier bei der Anlagegesellschaft Franklin Templeton Investments, sieht aber genau einen jener Stürme auf die Märkte zu kommen, vor denen sich risikoaverse Marktteilnehmer so fürchten. Auslöser sind für den heutigen Chef der selbstgegründeten Anlagegesellschaft Mobius Capital Partners Regierungen und Notenbanken.
«Regierungen sollen Gold nicht beschlagnahmen können»
"Währungsabwertungen werden nächstes Jahr auf der ganzen Welt ziemlich bedeutsam sein", sagte Mobius. Dies sei die Folge der "unglaublichen" Mengen an Geld, die "gedruckt" worden seien. Der Anlageguru spielt damit auf die noch weiter gelockerte Geldpolitik der Notenbanken und die massiven Stützprogramme von Regierungen im Gefolge der Corona-Wirtschaftskrise an.
Die erste Welle der Pandemiekrise im ersten und zweiten Quartal 2020 trieb den Goldpreis bis August auf über 2000 Dollar. Danach verlor das Edelmetall wieder an Kurswert, nicht zuletzt wegen der Anfang November 2020 vorgestellten ersten Impfstoffe gegen schwere Virus-Erkrankungen. Gegenwärtig handelt sich die Feinunze Gold für 1814 Dollar.
Immer noch stärker aufgeblähte Notenbank-Bilanzen und die weiter wachsenden Schuldenberge der Regierungen vieler Länder veranlassen Mobius zu seiner Gold-Empfehlung. Den Lenkern von Geld- und anderer Politik traut Mobius nicht und akzentiuert damit eine unterschwelige Befürchtung vieler Vermögensanleger: "Es wird sehr, sehr gut sein, unmittelbar auf physisches Gold zugreifen zu können, ohne die Gefahr, dass die Regierung all das Gold beschlagnahmen kann."
In Deutschland werden Barren und Münzen gekauft
Mobius ist als Gold-Anhänger bekannt und wirbt häufig für das Edelmetall – verkörpert er doch so erinnerungsfähige Aussagen wie "I love gold". Ganz allein ist er mit seinen Befürchtungen nicht. In Deutschland etwa, dem Land mit den traditionell stärksten Käufen für Gold-Barren und -Münzen in Europa, ist die Nachfrage nach physischem Gold so hoch wie zuletzt in der ersten Jahreshälfte 2009.
Damals befand sich die Weltwirtschaft in der frühen Erholungsphase von der globalen Finanzkrise von 2007 und 2008. Deutsche kaufen Gold aus Angst vor einer neuen Inflation, die natürlich im Zusammenhang mit der Geld- und Ausgabenpolitik von Regierungen steht. In Deutschland betrug die Teuerung zuletzt 3,8 Prozent. Deutschland ist psychologisch wohl auch etwas anfälliger auf Inflationsängste als andere Länder, denn in der Erinnerung des Landes steckt unter anderem die Erfahrung der Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg. Auch hier offenbart sich eine Urangst im Zusammenhang mit Geld und Besitz.
Der Goldpreis, dessen Jahresperformance immer noch ein Minus von 4 Prozent aufweist, hat zuletzt einen Schub durch den US-Notenbank-Präsidenten Jerome Powell erhalten. Dieser äusserte sich vergangene Woche zurückhaltend zu Zinserhöhungen in den USA.
Die Märkte sind sich allerdings noch etwas unsicher, wann die Notenbank Federal Reserve das Tapering, also das Herunterfahren ihrer gross angelegten Anleihenkäufe bekanntgeben wird. "Weil der Zeitpunkt der Tapering-Ankündigung immer noch unklar ist, dürfte sich der Goldpreis nach unserer Einschätzung kurzfristig vor allem seitwärts bewegen", sagte Warren Patterson, Rohstoffstratege bei der ING-Bank, zur Nachrichtenagentur Bloomberg.
Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.