Erdogan hatte am Samstag vor Anhängern seiner Partei gesagt: "Was ist das Problem, das diese Person mit Namen Macron mit Muslimen und dem Islam hat? Macron benötigt eine Behandlung auf mentaler Ebene."
Hintergrund: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte Anfang Oktober erklärt, er werde den "islamistischen Separatismus" bekämpfen, der die Kontrolle in einigen muslimischen Gemeinden in Frankreich zu übernehmen drohe. Einige Tage später wurde Frankreich durch die Enthauptung eines Geschichtslehrers durch einen radikalen Islamisten erschüttert. Den Ermittlungen zufolge wurde der Lehrer getötet, weil er in einer Unterrichtsstunde zum Recht auf Meinungsfreiheit vor 13-jährigen Schülern Mohammed-Karikaturen verwendet hatte. Vielen Muslimen gilt eine bildliche Darstellung des Propheten als Blasphemie.
Frankreich zieht wegen der Beleidigungen Erdogans nun Konsequenzen. Das Land zieht seinen Botschafter aus der Türkei ab. Macron begründete den Schritt am Samstag mit den Verbal-Attacken Erdogans. Dessen Worte seien inakzeptabel.
Die beiden Nato-Mitglieder Frankreich und Türkei liegen seit längerem bei mehreren Themen über Kreuz, etwa über das Vorgehen in Syrien und Libyen, dem Gasstreit im östlichen Mittelmeer und dem Konflikt in Bergkarabach.
Zuvor hatte sich Erdogan bereits in eine andere Angelegenheit in einem westeuropäischen Land eingemischt. Er kritisierte die Polizeirazzia in einer Berliner Moschee vom Mittwoch als rassistisch und islamfeindlich. Am Mittwoch hatten etwa 150 Polizisten in der deutschen Hauptstadt mehrere Firmen und eine Moschee wegen des Verdachts auf Corona-Subventionsbetrug durchsucht. Dabei beschlagnahmten Beamte 7000 Euro in bar, Datenträger sowie Computer und Akten.
Erdogan kritisierte die Aktion auf Twitter, "welche Europa jeden Tag etwas näher in die Finsternis des Mittelalters rückt".
(Reuters/cash)