Ein Traum in Weiss: In den österreichischen Alpen glitzert der Schnee in der Sonne. Egal ob in St. Anton, Lech, Ischgl, Kitzbühel oder Saalbach - die Bedingungen für Wintersport sind hinsichtlich der Schneelage ideal. Doch für den Tourismus des Landes scheint die Saison defacto gelaufen.
Die Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat aufgrund der Furcht vor einer unkontrollierten Ausbreitung der zuerst in Grossbritannien aufgetauchten Virus-Mutation eine Verlängerung des Lockdown beschlossen. Skifahren ist zwar weiterhin möglich, die Lifte und Gondeln bleiben zumindest vorerst geöffnet. Doch Gastronomie und Hotels müssen mindestens noch im Februar geschlossen bleiben.
Für viele Betriebe, die bereits auf das Weihnachtsgeschäft verzichten mussten, ist das ein herber Schlag. Hoffte doch die Branche auf ein gutes Geschäft in den Winterferien im Februar. Österreichs Schüler starten nach Bundesländern gestaffelt ab Ende Januar in ihre einwöchigen Ferien. Viele Familien buchen zu dieser Zeit traditionell einen Skiurlaub. Auch aus Deutschland und der Schweiz kommen normalerweise viele Gäste.
Vorzeitiges Saisonende ist durchaus möglich
Doch in Corona-Zeiten ist alles anders. Ursprünglich sollte der dritte harte Lockdown in Österreich am 25. Januar weitgehend beendet werden. Spätestens bis Mitte Februar will die Regierung nun entscheiden, wie es für die gebeutelte Branche weitergeht. Eines steht aber schon fest: Einheimische Urlauber hätten die ausbleibenden Gäste aus dem Ausland ohnehin nicht kompensieren können.
Vor allem deutsche Urlauber sind für den Tourismus der Alpenrepublik enorm wichtig. Doch Deutschland warnt vor Reisen ins Nachbarland und in beiden Ländern wurden strenge Quarantäne-Regeln bei der Einreise verhängt. In vielen Betrieben in Tirol und Vorarlberg rechnet sich der Betrieb ohne ausländische Gäste nicht.
Auch für viele Seilbahnbetreiber, die ab Weihnachten aufsperren durften, aber lediglich Tagestickets an Einheimische verkaufen, ist es ein Defizit-Geschäft. Ein vorzeitiges Saisonende ist durchaus möglich. "Wenn die Skilifte sagen, sie sperren zu, dann macht es keinen Sinn die Hotels aufzusperren", sagte Axel Pfefferkorn vom Hotel Aurelius in Lech in Vorarlberg. Sein Betrieb sei dabei abzuwägen, ob man es riskieren soll, im März aufzusperren - sollten es die Rahmenbedingungen überhaupt zulassen. "Das hängt davon ab, wann in Deutschland der Lockdown vorbei ist und die Deutschen wieder reisen können und unter welchen Bedingungen", so der Hotel-Direktor.
Hoffnung auf Ostern?
Die letzte Möglichkeit für Gästebuchungen in der Wintersaison sind die Osterferien Ende März. "Wenn wir dürfen, dann sperren wir im März auf und haben dann noch fünf bis sechs Wochen Saison", sagte Markus Andexer, Geschäftsführer vom Grossarler Hof in Salzburg, der rund 45 Prozent deutsche Gäste hat. Sollten die Bergbahnen allerdings schließen, dann würden auch keine Urlauber kommen. "Dann werden wir das Aufsperren auch nicht riskieren", sagte er. Sollte es erst im Sommer wieder losgehen, wäre das "finanziell eine sehr schwierige Sache".
Franz Hörl, Obmann des Fachverbandes Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich hält die Entwicklungen für dramatisch: "Ich hätte mir in meinem Leben nie vorstellen können, dass wir im Westen Österreichs eine Wintersaison ausfallen lassen. Und diese unvorstellbare Katastrophe ist über uns hereingebrochen." Schließlich machen die Tourismusbetriebe in Westösterreich im Schnitt bis zu 70 Prozent ihres Umsatzes in der Wintersaison.
Für Österreich ist der Wintertourismus eine wichtige Einnahmequelle, an dem direkt und indirekt 700'000 Jobs hängen. Der Abteil am Bruttoinlandsprodukt lag 2019 bei 7,3 Prozent. Vor Corona wurde in der Wintersaison mehr als ein Drittel der 73 Millionen Übernachtungen von Deutschen gebucht.
Finanzminister Gernot Blümel will den betroffenen Betrieben nun mit zusätzlichen staatlichen Hilfen unter die Arme greifen. Firmen sollen bis zum Ende der Pandemie einen Umsatzersatz von 30 Prozent oder bis zu 60'000 Euro pro Monat erhalten.
(Reuters)