Er war einer der grössten Kritiker der Kursuntergrenze der Schweizerischen Nationalbank. Er bezeichnete die Massnahme der SNB noch vor ein paar Wochen als "Schnapsidee". Nun hat Oswald Grübel quasi Recht bekommen. Die SNB schaffte die Kursuntergrenze zum Euro Knall auf Fall ab.

Auf Anfrage von cash.ch sagt Grübel am Donnerstag nüchtern: "Es war eine Anpassung an die Realität, und der Nationalbank ist dafür zu gratulieren."

Der frühere UBS- und CS-Chef hatte mit anderen Exponenten des Finanzplatzes wie Investor Martin Ebner oder dem ehemaligen Professor Martin Janssen die Abschaffung der Kursuntergrenze gefordert. Sie hielten es für falsch, den Schweizer Franken an die "schwächste Währung zu knüpfen". "Vor ein paar Jahren haben wir uns aufgeregt, dass die Verluste der Banken sozialisiert werden", sagte Grübel noch vor drei Wochen. "Heute werden die Gewinne der Unternehmen durch die fixe Wechselkurspolitik von uns bezahlt, und niemand scheint dagegen zu sein."

Nun ist der Druck auf die Kursuntergrenze der SNB durch die Marktkräfte zu gross geworden. Offensichtlich musste die SNB in den letzten Wochen derart viele Euros aufkaufen, dass sie es nicht mehr verantworten konnte, die eigene Bilanz noch weiter aufzublähen und die Risiken der Schweizerischen Nationalbank somit noch deutlich zu vergrössern. Die SNB muss von einem sehr düsteren Szenario für den seit Monaten absackenden Euro ausgehen.

Ein "Schock" für die Märkte

Grübel will keine Prognosen für den Euro-Franken-Kurs machen: "Ob der Euro bei rund einem Franken verharrt oder wieder stärker wird, ist heute nicht absehbar", sagte er am Donnerstag gegenüber der "Nordwestschweiz".

Auch Christoph Blocher meldete sich heute zu Wort. Für ihn war die Aufhebung des Euro-Mindestkurses nur eine Frage der Zeit. Die Konsequenzen des Entscheids seien absehbar: "Die Arbeitslosigkeit wird zunehmen, schlecht aufgestellte Firmen werden eventuell sogar verschwinden", sagte er auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

"Ob der Entscheid der Nationalbank gut ist, kann ich nicht sagen", sagte Blocher. Die Auswirkungen könnten nicht heute und nicht morgen analysiert werden. Es brauche einen weiteren Blickwinkel. "Was heute auf dem Finanz- und Währungsmarkt passiert, ist ein Schock."