59 Prozent der Schweizer Bevölkerung akzeptiert eine Reform der Altersvorsorge. Gleichzeitig befürworten aber nur 12 Prozent eine Rentenkürzung, und lediglich 28 Prozent stimmen einer Erhöhung des Rentenalters zu. Zu diesem Ergebnis kommt die in diesem Jahr zum sechsten Mal durchgeführte Umfrage von AXA Investment Managers.
"Die Leute verstehen, dass die Altersvorsorge eine Reform braucht", interpretiert Werner Rutsch die Umfrageresultate im cash-Video-Interview. Rutsch, Leiter Institutionelles Geschäft beim Vermögensverwalter AXA Investment Managers Schweiz, zieht daraus die folgenden Schlüsse: Dass der Umwandlungssatz reduziert werden müsse, gleichzeitig seien aber auch Anpassungen im Rentenalter notwendig.
Flexibleres Rentenalter kommt bei der Bevölkerung gut an
Das politische Thema Vorsorge ist mit Emotionen belastet, und nicht alle Parteien unterstützen natürlich die Ansicht von Rutsch. Auf politischer Ebene sind derzeit aber tatsächlich Bestrebungen im Gang, das Rentenalter auf 67 Jahre anzupassen. Vorletzte Woche schlug die Nationalratskommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) eine automatische Erhöhung des Rentenalters vor, falls die AHV in finanzielle Schieflage gerät. Die Forderung wurde teils auch von bürgerlicher Seite heftig kritisiert - mit der Begründung, dass das Schweizer Stimmvolk einem AHV-Alter 67 in absehbarer Zeit nie zustimmen würde.
Die aktuelle Umfrage von AXA liefert nun quasi den Beweis dafür. Weniger als ein Drittel der Schweizer würden einer Erhöhung des Rentenalters nicht zustimmen, wie eingangs erwähnt.
Ist ein höheres Rentenalter also chancenlos? "Die Leute wollen keine starren Vorgaben und Zwänge", sagt Rutsch dazu. Aber die Bevölkerung sei sehr wohl offen für eine Flexibilisierung in der Form eines freiwilligen Weiterarbeitens nach der Pension, wie dies auch die Umfrage bestätige.
41 Prozent der Befragten in der AXA-Umfrage würden freiwillig gerne länger arbeiten als bis zum Rentenalter. Die Gründe dafür sind vielfältig: Etwa, weil die Arbeit ein wichtiger Lebensinhalt ist, aus finanziellen Überlegungen, um eine Struktur im Alltag zu haben oder auch um unter den Leuten zu bleiben.
Negativzinsen machen Vorsorge emotionaler
Wie bereits bei den früheren Befragungen zeigt sich aber erneut, dass das Interesse für das Thema Vorsorge - trotz der anstehenden Unsicherheiten - in der Schweizer Bevölkerung relativ gering ist. Jeder fünfte Befragte interessiert sich grundsätzlich nicht dafür.
Das Wissen zum Thema sei noch entwicklungsfähig, meint auch Rutsch. Trotzdem sieht er klar ein steigendes Interesse, aus einem ganz bestimmen Grund: "Die Negativzinsen haben dazu geführt, dass mehr Emotionen in das Thema Vorsorge kommen." Die Leute realisierten, dass sie nicht nur auf dem Sparkonto vom negativen Zinsumfeld betroffen seien, sondern auch über das Vorsorgegeld.
«Pensionskassen sollen mehr riskieren»
Die Pensionskassen selbst sind natürlich ebenfalls stark vom Negativzins tangiert. Sie müssen die verwalteten Vorsorgegelder der arbeitenden Bevölkerung gewinnbringend anlegen, um den Rentenverpflichtungen nachzukommen.
Rutsch ist nicht ganz zufrieden mit dem Verhalten der Pensionskassen. Deren Anlageverhalten habe sich seit Einführung der Negativzinsen noch zu wenig verändert: "Die Pensionskassen müssen noch mehr diversifizieren und zum Teil auch mehr Risiken nehmen, um die Soll-Rendite von zwischen 3 bis 4 Prozent erwirtschaften zu können."
Der Leiter des institutionellen Geschäfts bei AXA Investment Managers Schweiz hat auch konkrete Vorstellungen davon, in welche Anlagekategorien Pensionskassen investieren sollen - und in welche nicht: Die Quote auf Obligationenseite solle möglichst reduziert und auf Aktienseite ausgebaut werden. Darüber hinaus seien Anlagen in Immobilien oder alternative Investments - allen voran Private Equity - Bereiche mit grossem Potenzial. Vorschläge, die bei einigen Pensionskassenvertretern wohl nicht auf eitel Zustimmung stossen werden.
(Mit Material von AWP)