Solche Angebote lassen aufhorchen – und das ist genau ihr Ziel. Die genossenschaftliche Migros Bank rührt derzeit in bester kapitalistischer Manier die Werbetrommel für ihr Geschäft mit Privatkrediten: Mit (vermeintlich) humorvollen Portraits und Gesten werden verzweifelte Kreditbedürfnisse nach Autos, Hochzeitsringen oder Möbeln dargestellt.
Beworben wird der aktuelle Rabatt von 20 Prozent auf Privatkredite. So sollen Kunden der Migros Bank 4,7 anstelle von 5,9 Prozent Zins bezahlen. Gültig ist das Angebot für online beantragte Neugeschäfte ab 5000 Franken und für Erhöhungen ab 10'000 Franken, schreibt die Bank auf ihrer Homepage.
Dazu passt auch die Aktion des Fintech-Unternehmens CreditGate24. Hier profitieren Kreditnehmer aktuell von einem Minuszins von 0,75 Prozent, was genau dem Strafzins der Schweizerischen Nationalbank (SNB) entspricht. Konkret bedeutet das: Wer 5000 Franken aufnimmt, zahlt nur 4962,50 Franken zurück.
Buhlen um Aufmerksamkeit
Zwar gilt in der Schweiz seit Mitte 2016 ein neuer Maximalzinssatz von nur noch 10 Prozent auf Konsumkredite (früher 15 Prozent). Doch eine Senkung in den negativen Bereich ist aussergewöhnlich. Was steckt dahinter?
Der Ansporn von CreditGate24 dürfte sein, im Markt für Konsumkredite möglichst viel Aufmerksamkeit zu erlangen, um neue Kunden zu gewinnen. "Der Minuszins-Kredit richtet sich nur an ein kleines Kundensegment, wodurch die Kosten für CreditGate24 überschaubar bleiben", sagt Andreas Dietrich, Bankenprofessor an der Hochschule Luzern. "Die Alternative wäre, das Geld in andere Marketing-Massnahmen zu investieren."
Beim Angebot von CreditGate24 gibts in der Tat einige Einschränkungen: Erstens kommen nur Neukunden mit einer sehr guten Bonität zum Zug. Zweitens gilt das Angebot nur für Kredite mit einer Summe von 5000 Franken und einer Laufzeit von zwölf Monaten, was die Kundenbasis zusätzlich verkleinert.
Dennoch wurde das Fintech mit Sitz in Rüschlikon mit Anfragen regelrecht überhäuft, wie Paul Baumgartner, Head Products bei CreditGate24, sagt: "In den letzten 24 Stunden wurden rund 200 Anträge eingereicht, was etwa zehnmal mehr ist als an normalen Tagen." Bisher sei ein Kreditantrag bewilligt worden, so Baumgartner. "Aber weitere dürften folgen. Denn viele Anträge sind von hoher Qualität."
An der Grenze zur Aggressivität?
Ein wichtiger Grund für die offensiven Werbe-Massnahmen der Anbieter dürfte auch sein, dass der Markt für Konsumkredite in der Schweiz schrumpft: Die Anzahl neuer Konsumkredite ist laut Angaben der Zentralstelle für Kreditinformation (ZEK) rückläufig, der Kampf um neue Kunden wird härter.
"Hinzu kommt die Konkurrenz durch verschiedene Crowdfunding-Plattformen", sagt Bankenprofessor Dietrich. Auffällige Werbeaktionen für Konsumkredite müssten also immer als Wettbewerb um Marktanteile verstanden werden. Bei CreditGate24 heisst es denn auch, je nach Erfolg der Aktion könnte man sich vorstellen, ein ähnliches Angebot in Zukunft zu wiederholen.
Damit dieser Konkurrenzkampf keine ungewollten Auswüchse annimmt, ist aggressive Werbung für Konsumkredite seit Anfang 2016 verboten. So dürfen unter anderem keine Hochzeitskredite beworben werden und eine spezifisch auf junge Erwachsene ausgerichtete Werbung gilt als verpönt.
Allerdings: Genau diese Bereiche beackert die Migros Bank. Gegenüber Radio Top sagten Schuldenberater deshalb, die Kampagne verstosse gegen das Gesetz. Worauf die Migros Bank entgegnete, die Bank halte sich an alle gesetzlichen Vorgaben und branchenüblichen Konventionen.