Abhängig davon, welche Massnahmen die Staaten auf der Welt zum Klimaschutz ergreifen, stuft Der Weltklimarat (IPCC) insgesamt 1600 potenzielle Szenarien in acht Kategorien ein. Detailliert beschreibt der Bericht, wie verschiedene staatliche Massnahmen und industrielle Aktivitäten den Anstieg der weltweiten Temperaturen bis zum Jahr 2100 beeinflussen würden.
Es folgt ein Überblick der Szenarien:
Die optmistischsten Szenarien
Nur zwei Kategorien von Pfaden - im Bericht "C1" und "C2" genannt - könnten die Welt zu dem Ziel des Pariser Abkommens von 2015 bringen, die Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad Celsius gegenüber den vorindustriellen Temperaturen zu beschränken. Dafür müsste die Welt in diesem Jahrzehnt in grossem Umfang in erneuerbare Energien investieren und die Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren, unter anderem durch eine massive Einschränkung der Nutzung von Kohle, Öl und Gas. Aber das allein würde nicht ausreichen. Ein Teil des Kohlendioxids (CO2) müsste auch aus der Atmosphäre entfernt werden, etwa durch die Vergrösserung der weltweiten Waldfläche sowie durch neu entstehende Technologien.
Auf diese Weise würden die Emissionen im Jahr 2025 ihren Höhepunkt erreichen und bis 2060 auf Null sinken. Da die weltweiten Emissionen seit 2017 weiter angestiegen sind, könnten selbst diese Wege noch nicht ausreichen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, heisst es in dem Bericht. Beim "C1"-Szenario würden die Temperaturen grösstenteils auf dieser Schwelle gehalten. Der "C2"-Pfad beschreibt eine vorübergehende Überschreitung des Ziels mit einer Erhöhung der Erderwärmung um etwa 1,7 Grad, bevor sie bis zum Ende des Jahrhunderts wieder auf etwa 1,4 Grad Celsius sinkt - eine Situation, die immer noch irreversible Auswirkungen wie das Absterben von Korallenriffen nach sich ziehen könnte.
Eher machbare Szenarien
Realistischere "C3"- und "C4"-Pfade könnten die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzen - allerdings nur, wenn die Regierungen ihre aktuellen nationalen Klimapläne rasch umsetzen und erweitern. Allerdings werden die weltweiten Emissionen bis 2030 voraussichtlich 57 Gigatonnen pro Jahr erreichen, anstatt der zugesagten 53 Gigatonnen. Wenn die Länder ihre nationalen Klimapläne nicht innerhalb dieses Jahrzehnts umsetzten, müssten die Emissionen nach 2030 steil abfallen - um mehr als 1,4 Gigatonnen pro Jahr - bis 2050. Diese Szenarien sehen einen weltweiten Netto-Null-Ausstoss von CO2 bis 2085 vor.
In dem Bericht wird darauf hingewiesen, dass es für viele Länder schwierig sein wird, sofortige Massnahmen zu ergreifen und die Emissionen nach 2030 drastisch zu senken. Die Regierungen müssten Wege finden, um die Nachfrage der Verbraucher nach Energie, Reisen und Fleisch zu drosseln.
Aktueller Kurs
Die Pfade "C5" bis "C7" beschreiben, dass nur wenig über das hinaus getan wird, was heute geplant ist. Die weltweite Durchschnittstemperatur würde demnach bis 2100 um 2,1 bis 3,5 Grad steigen und im nächsten Jahrhundert weiter zulegen. Das würde erreicht werden, wenn die 2020 vereinbarten Massnahmen nicht bis 2030 verschärft würden. Die meisten Länder würden bei diesen Szenarien keinen Netto-Null-Co2-Ausstoss bis 2100 erreichen. Bei den "C7"-Szenarien, die eine starke Erwärmung von 3,5 Grad vorhersagen, steigen die Emissionen im Laufe des Jahrhunderts weiter an.
Das Worst-Case-Szenario
Bei den als "C8"-Pfade bezeichneten Worst-Case-Szenarien erwärmt sich die Welt um mehr als vier Grad über die vorindustriellen Temperaturen hinaus. Die Emissionen steigen dramatisch an, da die derzeitige Klimapolitik rückgängig gemacht wird und kohlenstoffarme Technologien wie erneuerbare Energiequellen und Elektrofahrzeuge zurückgedrängt werden. Das Erreichen von Netto-Null-Co2-Emissionen in diesem Jahrhundert ist nicht mehr möglich. Bis 2050 wird die Welt etwa 88 Gigatonnen Treibhausgase ausstossen, was einem Anstieg von 46 Prozent gegenüber 2019 entspricht.
(Reuters)