Die Kolumne "Gopfried Stutz" erschien zuerst im 

Wer mit steigenden Zinsen rechnet, schliesst eine Festhypothek ab. Wer an stabile oder gar sinkende Zinsen glaubt, setzt auf kurzfristige Geldmarkthypotheken mit ihren tiefen Zinssätzen. So viel zum Grundsatz.

Was jetzt? Das Gespenst der Inflation geht um, keine Frage. Zumindest in der Schweiz ist es aber erst ein Gespenst. Trotzdem sind Festhypotheken in den letzten Monaten je nach Laufzeit so um die 30 Prozentpunkte gestiegen. Also jetzt hurtig eine zehnjährige Festhypothek zu 1,5 Prozent abschliessen? Dazu besteht keine Eile. Gestiegen sind nur die Sätze langfristiger Hypotheken, nicht jene für kurzfristige Geldmarkthypotheken, die immer noch bei rund 0,75 Prozent liegen. Das macht Letztere erst recht interessant: Der Zinsvorteil von Geldmarkt- gegenüber Festhypotheken ist dadurch noch grösser geworden.

Geldmarkthypotheken sind im Kern nichts anderes als Festhypotheken, einfach mit kurzen Zinsbindungen von drei, sechs oder zwölf Monaten. Sie orientieren sich an kurzfristigen Referenzzinssätzen. Bis 2021 war das die London Interbank Offered Rate (Libor), seit Anfang Jahr haben alle Banken auf die Swiss Average Rate Overnight (Saron) umgestellt, ein von der Schweizer Börse ermittelten Tagesgeldsatz.

Schiesst das Zinsniveau in die Höhe, muss man nach wenigen Monaten bei der Erneuerung der Geldmarkthypothek im Nu eine deutlich höhere Zinslast tragen. Natürlich könnte man in solchen Fällen in eine langfristige Festhypothek wechseln, nur dass deren Zinsen in der Zwischenzeit auch gestiegen sind.

Damit aber auch der kurzfristige Zinssatz, eben der Saron, steigt, müsste die Schweizerische Nationalbank (SNB) von ihrer Negativzinspolitik abrücken. Dies tut sie erst, wenn die Inflation ausser Kontrolle gerät. Derzeit deutet wenig darauf hin. Die Credit Suisse beispielsweise geht davon aus, dass die SNB ihren Leitzins im laufenden Jahr bei minus 0,75 Prozent belassen wird. Erst 2023 soll er gemäss den Prognostikern der CS angehoben werden.

Auch das VZ Vermögenszentrum rechnet nicht mit höheren Zinsen und sagt deshalb, was es seit rund 25 Jahren empfiehlt: zumindest einen Teil der Hypothekarschuld mit Geldmarkthypotheken zu finanzieren. Die Erfahrung gibt ihm recht. Wer Mitte 2011 eine Geldmarkthypothek für 500'000 Franken abgeschlossen hatte, zahlte bis Mitte 2021 Zinskosten von 42'000 Franken. Bei einer zehnjährigen Festhypothek hingegen summierten sich die Zinskosten auf rund 125'000 Franken, auf das Dreifache.

Es gibt also durchaus Argumente, die weiterhin für Geldmarkthypotheken sprechen. Und doch entfallen vom gesamten Hypothekarvolumen in der Schweiz von über 1000 Milliarden Franken rund 80 Prozent auf Festhypotheken.

Warum dem so ist – demnächst in dieser Kolumne.