"Strukturelle Faktoren wie der Übergang zu einer grüneren Wirtschaft, die weltweit steigende Staatsverschuldung, der demografische Wandel und letztlich auch die Tatsache, dass die Globalisierung - zumindest vorübergehend - ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheint, könnten in den kommenden Jahren zu einem anhaltend höheren Inflationsdruck führen", erklärte Thomas Jordan am Samstag auf dem jährlichen Symposium der US-Notenbank in Jackson Hole.

Die Folgen des Krieges in der Ukraine haben die globale Inflation in die Höhe schnellen lassen. In der Schweiz ist die Teuerungsrate auf ein Drei-Jahrzehnte-Hoch geklettert. Mit 3,3 Prozent ist sie allerdings viel niedriger als in der Eurozone, wo die Verbraucherpreise im Jahresvergleich 8,9 Prozent zugelegt haben.

Jordan gab zu bedenken, dass der Preisdruck auf breiterer Basis zugenommen habe. "Es gibt Anzeichen dafür, dass die Inflation zunehmend auf Waren und Dienstleistungen übergreift, die nicht direkt von der Pandemie oder dem Krieg in der Ukraine betroffen sind", führte er aus. "Es hat den Anschein, dass im derzeitigen Umfeld höhere Preise schneller weitergegeben - und auch bereitwilliger akzeptiert - werden, als dies noch vor kurzem der Fall war."

Die Inflationserwartungen auf längere Sicht hätten sich "ebenfalls leicht nach oben bewegt" und das Lohnwachstum "gewinnt an Schwung", so Jordan. Er wies darauf hin, dass die längerfristigen Aussichten für die Geldpolitik "ebenfalls mit grosser Unsicherheit" behaftet seien. "Insbesondere ein Rückgang der globalen wirtschaftlichen Integration könnte die Preismacht der Unternehmen erhöhen, was bedeuten würde, dass sie in der Lage wären, Preiserhöhungen leichter durchzusetzen", so der Präsident der Schweizerischen Nationalbank. 

Zur Eindämmung der Inflation hatte die SNB die Zinsen im Juni um 50 Basispunkte erhöht. Einen Monat später folgte die Europäische Zentralbank ihrem Beispiel mit einem Zinsschritt gleichen Umfangs. Die Währungshüter in der Schweiz haben signalisiert, dass weitere Zinsanhebungen schon bald nötig sein könnten. Die nächste geldpolitische Sitzung der SNB steht am 22. September an. 

(Bloomberg)