"Spätestens in 25 Jahren wird man kein oder sehr viel weniger Erdgas importieren aus Russland", sagte Merkel am Sonntag bei einem Besuch in der Ukraine nach einem Gespräch mit Präsident Wolodymyr Selenskyj. Die Kanzlerin hatte bereits am Mittwoch in Moskau mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin darüber gesprochen, ob Russland dann auch Wasserstoff durch die Ostseepipeline leiten könnte.
Merkel zufolge wird Deutschland den Sanktionsweg einschlagen, wenn Russland die Ukraine beim Thema Gas politisch unter Druck setzt. "Das deutsch-amerikanische Papier ist ein Mehr an Verpflichtung an Deutschland", sagte Merkel in Anspielung auf eine Vereinbarung zwischen Berlin und Washington über die Nord-Stream-2-Pipeline.
Der ukrainische Präsident Selenskyj erneuerte seine Kritik an dem milliardenschweren Projekt, das kurz vor seiner Fertigstellung steht. Russland sehe dies als geopolitische Waffe. "Es ist falsch, nicht einzusehen, dass dies eine Waffe ist", sagte er. Die Ukraine fürchtet um den Verlust der Transitgebühren für die bisherige Durchleitung russischen Gases. Deutschland will sich dafür einsetzen, dass der russisch-ukrainische Transitvertrag über 2024 hinaus verlängert wird. Es werde noch in diesem Monat Gespräche eines Beauftragten der Bundesregierung in Moskau und Kiew geben. Zudem werde sich die Bundesregierung dafür einsetzen, der Ukraine bei der Transformation seiner Energieversorgung zu helfen. Deutschland hatte dabei die Zahlung von 175 Millionen Dollar in einen Fonds von insgesamt einer Milliarde Dollar zugesagt, der etwa die Wasserstoffproduktion in der Ukraine ausbauen soll.
(Reuters)