In der Europäischen Union verzeichnet Rumänien mit 34,1 Prozent eine der niedrigsten Impfraten unter Erwachsenen. Als Gründe gelten Misstrauen der Bevölkerung in staatliche Institutionen, Desinformationskampagnen, schlechte Verkehrsverbindungen auf dem Lande und schwache Aufklärung über die Impfung.

Besonders zeigt sich das auf den Dörfern rund um die Hauptstadt Bukarest. Hier infizieren sich besonders viele Menschen. Gleichzeitig zählen die Impfraten zu den niedrigsten des Landes, das mitten in einer vierten Infektionswelle steckt und in dem Krankenhäuser bis zum Anschlag belegt sind.

In Adunatii-Copaceni, 20 Kilometer südlich von Bukarest, etwa sagt der 69-Jährige Ion Dinu, er habe im Fernsehen Sendungen gesehen, in denen die Wirksamkeit von Impfungen angezweifelt worden sei. "Ich sage nicht, dass ich dagegen bin. Ich bin nur nicht fest davon überzeugt, dass es so wirksam ist wie der Grippeimpfstoff. Die Zeit hat nicht gereicht, damit Erfahrungen zu sammeln." Sollten sich seine Nachbarn oder seine Familie anstecken, würde er sich impfen lassen. Aber nicht jeder im Dorf würde so handeln, meint Dinu. Die 18-jährige Schülerin Denisa, deren Cousine kürzlich gestorben ist, etwa fürchtet sich vor Nebenwirkungen der Impfung. "Selbst wenn wir alle geimpft worden wären, wir wären immer noch in dieser Lage. Man kann sich trotzdem anstecken", sagt sie.

Impfung entscheidet oft über Leben und Tod

Offizielle Daten zu bestätigten Fällen zeigen, dass mehr als 70 Prozent aller Infizierten und 93 Prozent aller verstorbenen Corona-Patienten ungeimpft waren. "Wir befinden uns leider weiterhin auf einem Schlachtfeld", sagt der medizinische Direktor des nationalen Instituts für Infektionskrankheiten Matei Bals in Bukarest, Adrian Marinescu. "Eine Impfung entscheidet oft über Leben und Tod einer gefährdeten Person."

Dennoch: In Adunatii-Copaceni hat sich gerade mal grob einer von sieben Einwohnern gegen Covid-19 impfen lassen. Das sind nicht mal halb so viele wie im ohnehin geringen Landesdurchschnitt. Einer der Geimpften in dem Dorf ist Lebensmittelhändler Valeriu Neagu. Er sagt, die Mehrheit seiner 300 täglichen Kunden misstraue den Pandemiedaten der Behörden. "Den Leuten ist immer noch nicht klar, was los ist. Sie halten das immer noch für einen Witz. Das ist das Bildungsniveau, das wir als Nation haben. Wir glauben es nicht, bis wir sterben." 

(Reuters)