Unsicherheiten über das Zurückfahren der Anleihekäufe der US-Notenbank, Wachstumsschwäche in China, Marktabstürze in den Schwellenländern, Syrien-Krise: Ein Mix von unterschiedlichen Ereignissen und Gefahren prägt derzeit die Stimmung an den Finanz- und Kapitalmärkten. Besonders aus den Aktienmärkten ziehen sich die Anleger zurück. Der Swiss Market Index etwa fiel im Wochenverlauf auf den Stand von Anfang Juli zurück.
"Dieser Mix hat den ganzen Börsen-Boom gestoppt", sagt cash-Guru Alfred Herbert im cash-Börsen-Talk, der an Herberts Wohnsitz in Rapperswil-Jona aufgezeichnet wurde. Und laut Herbert gibt es guten Grund anzunehmen, dass die Verunsicherung nicht weicht und die Börsen weiter belastet. "Es sieht so aus, als ob die schlechten Nachrichten bleiben."
Dabei denkt Herbert, der am Freitag 77 Jahre alt wird, nicht in erster Linie an den Mix von Unsicherheitsfaktoren, welche die Börsen-Schlagzeilen derzeit beherrschen. Vielmehr werde ein altes Gespenst wieder auftauchen.
"Die Schulden- und Finanzkrise ist nicht vorbei. Im Herbst kommt das Thema nochmals aufs Tapet," ist sich Herbert sicher. Und zwar nach den Wahlen in Deutschland. Die deutsche Regierung, die während in den letzten Monaten stets darum bemüht war, die Themen Griechenland und auch Eurokrise vom Wahlkampf fernzuhalten, könnte dann zu (aufgeschobenen) Taten schreiten.
"Defensiv verhalten"
Tatsächlich räumte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble kürzlich die Notwendigkeit eines dritten Hilfsprogramms für Griechenland ein, das rund 10 Milliarden Euro kosten würde. Das Ziel eines solchen Programm wäre, dass dann kein Schuldenschnitt mehr stattfinden müsste. Aber sicher ist dies auch nicht.
Die neuen Diskussionen um Griechenland lassen Herbert einen "heissen Herbst" an den Märkten befürchten, wie Geburtstagskind im cash-Börsen-Talk sagt. "Es ist gut, wenn sich Anleger in nächster Zeit defensiv verhalten". Daher glaubt der cash-Guru auch, dass sich die Preise für Edelmetalle wie Gold oder Silber in den nächsten Wochen weiter erhöhen.
Den Kurseinbruch bei Zurich Insurance Group am Donnerstag beurteilt Herbert als kurzfristige Angelegenheit. VR-Präsident Josef Ackermann trat am Donnerstag mit sofortiger Wirkung zurück, nachdem sich Zurich-Finanzchef Pierre Wauthier zu Wochenbeginn wahrscheinlich das Leben genommen hatte. Die Investoren seien zu sehr auf den Namen Ackermann fixiert. Aber sie würden bald merken, dass Zurich "keine One-Man-Show" gewesen sei, so Herbert.
Während die Aktie von Zurich in dieser Woche bezüglich Kursperformace 2013 deutlich ins Minus gerutscht ist und damit eine der schlechtesten Aktien im Swiss Market Index ist, sieht die Bilanz bei anderen Assekuranz-Titel viel besser aus. Die Aktien von Swiss Life und Baloise haben sich seit Mitte 2012 verdoppelt. Ihnen traut Herbert weitere Gewinne zu.
Im cash-Börsen-Talk äussert sich Alfred Herbert auch zum Franken und zum Anstieg der Immobilienpreise in seiner Wohngegend.