Nestlé, Novartis, Lonza oder Zurich – hervorragende Firmen, die zur Erfolgsstory der Schweiz beigetragen haben und immer noch beitragen. Ihre Geschichte ist eng mit der Schweiz verknüpft, doch das Geschäft betreiben diese Weltkonzerne heute hauptsächlich in der ganzen Welt.
Berechtigterweise sagt man, dass, wer diese Aktien erwirbt, als Investor an globalen Märkten teilnimmt. Aber es gibt immer noch Firmen, deren wirtschaftliche Basis ganz wesentlich in der Schweiz liegt. cash nimmt als Richtschnur einen Umsatzanteil von mindestens 50 Prozent – wohl wissend, dass auch in der Schweiz verbuchte Umsätze mit dem Auslandsgeschäft zu tun haben können.
Ganz einfach ist eine starke Ausrichtung auf dem Heimmarkt für ein Unternehmen allerdings nicht: So gut wie alle Branchen haben es hierzulande mit einem gesättigten Markt zu tun. Aber einige Unternehmen punkten dennoch an der Börse. Passend zum Bundesfeiertag eine Auswahl:
Swiss Life (Prämienvolumen in der Schweiz 2018: 50 Prozent)
Ein geschätztes Drittel der in der Schweiz wohnenden Menschen haben eine Beziehung zur Vorsorgedienstleisterin Swiss Life – direkt als Kunden, aber vor allem über die Pensionskasse. Ausserdem gehört das SMI-Mitglied zu den wichtigsten Immobilienbesitzern des Landes. Bevor die Swiss Life an die Börse ging und Rentenanstalt hiess, gehörte sie den 26 Kantonen und damit - gewissermassen - dem Volk.
Das Schweizer Geschäft hat sich in den vergangenen Jahren trotz Tiefstzinsen als Wachstumsstütze erwiesen. An der Börse hat die Swiss Life ihren Wert in den vergangenen sieben Jahren mehr als vervierfacht.
Der Swiss-Life-Aktienkurs in den vergangenen fünf Jahren. (Quelle: cash.ch).
Nach stetigen Margen- und Gewinnsteigerungen – oft über den Erwartungen hoch – ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15 (Bloomberg) für einen Versicherer relativ hoch, aber noch nicht übermässig bewertet. Mit einer Dividendenrendite von 3,4 Prozent schliesst Swiss Life langsam zu den übrigen, als gute Dividendenzahler bekannten Schweizer Versicherern auf. Solides Investment.
Vaudoise Assurances (Prämienanteil in der Schweiz: 100 Prozent)
Komplett auf die Schweiz ausgerichtet sind die Vaudoise-Versicherungen. Das Unternehmen stützt sich auf Sach- und Lebensversicherungen, wobei Unfall-, Kranken- und Autoversicherungen in der Romandie das wichtigste Geschäft ausmachen. 22 Prozent der Anlagen sind Immobilien, was für einen Schweizer Versicherer viel ist.
Das konservativ geführte, bei den Produkten aber zeitgemässe und sehr gut kapitalisierte Unternehmen wird als Langfristinvestment geschätzt. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Marktwert verdoppelt. Den Kursverlauf prägt allerdings ein eher kleines Handelsvolumen, denn zwei Drittel des Kapitals gehören der als Dachgesellschaft fungierenden Genossenschaft Mutuelle Vaudoise.
Mit hohem Überschusskapital schlummert viel Wert in der Vaudoise-Gruppe, der leider nicht richtig freigesetzt wird. Anleger können aber auf eine höhere Dividende hoffen – die Rendite beträgt aktuell moderate 2,6 Prozent.
Bell (Umsatzanteil in der Schweiz 2018: 61 Prozent)
Fleisch ist im Zuge der Klimadebatte in die Kritik geraten. Wenn man sieht, wie viel am 1. August gegrillt wird, dann verhallen die Aufrufe zu weniger Fleischkonsum derzeit wohl noch weitgehend ungehört. Bell, Coop-Tochtergesellschaft, aber selbst kotiert, dehnt das Geschäft in Erwartung sinkenden Fleischverzehrs auf Convenienceprodukte und vegetarische Angebote aus.
Zuletzt hat Bell allerdings im Juni mit einer Gewinnwarnung für Verstörung gesorgt. Der Aktienkurs hat darunter gelitten und liegt um 10,3 Prozent unter dem Wert vom Jahresanfang. Vor zwei Jahren war die Aktie gar noch fast 40 Prozent mehr wert als heute. Das KGV von 18 ist für ein mit Problemen kämpfendes Unternehmen zu hoch.
Fleischverarbeiter - Bell darf deutsches Wurstgeschäft verkaufen https://t.co/ewFzdaBohO
— cash (@cashch) July 25, 2019
Mit einem besser austarierten Produktangebot und einer reduzierten Abhängigkeit vom Fleischgeschäft kann Bell dennoch wieder ein interessantes Unternehmen werden. Das Schweizer Geschäft übrigens läuft bei Bell besser als das ausländische. Derzeit stehen Wurstbetriebe in Deutschland gar zum Verkauf.
Swiss Prime Site (Ertrag ganz auf die Schweiz ausgerichtet)
Der 11,2 Milliarden Franken schwere Immobilienpark der grössten Immobiliengesellschaft des Landes konzentriert sich auf Schweizer Städte. Dazu gehören Prestigebauten wie der Prime Tower in Zürich, einige Jahre das höchste Gebäude der Schweiz, oder das innovative Gewerbeprojekt Yond, ebenfalls in Zürich.
Dass das Schweizer Immobiliengeschäft ein schwieriges ist, zeigt sich am Aktienkurs: An der Börse ist das Unternehmen de facto gleich viel wert wie vor drei Jahren. Auf zehn Jahre zurückblickend beträgt der Kursanstieg aber immerhin knapp 80 Prozent.
Swiss Prime Site ist für Aktionäre aus zwei Gründen interessant: Das Unternehmen gilt als aktionärsfreundlich, mit einer Dividendenrendite von 4,3 Prozent. Zudem gehört Swiss Prime Site die Tertianum-Gruppe: Wohnen im Alter ist ein Zukunftsgeschäft, sowieso in der älter werdenden Schweiz. Das KGV von 21 ist relativ hoch, aber noch vertretbar.
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Berner Kantonalbank (Ertragsanteil Schweiz: 100 Prozent)
Die Grossbanken sind Weltkonzerne – wobei sogar sie noch ein starkes Schweizer Geschäft haben. Kleinere Banken sind dagegen bis heute kaum über die Grenzen gegangen – wenn, dann mit kleineren Vermögensverwaltungseinheiten vor allem in benachbarten Ländern.
Die Berner Kantonalbank (BEKB) indessen konzentriert sich auf die Kantone Bern und Solothurn und bietet vereinzelt Dienstleistungen in der übrigen Schweiz an. Auslandsbeteiligungen bestehen keine.
Der Kurs der Aktie schwankt ziemlich. Die Aktie ist heute nicht mehr wert als Mitte 2013. Die BEKB will langfristig den Free Cashflow und die Rendite steigern. Für Aufsehen sorgte, dass die Dividende angehoben wurde und die Ausschüttungsquote von etwa 45 auf bis zu 70 Prozent erhöht werden soll. Von der Dividendenrendite von 3,5 Prozent profitiert allerdings auch stark der Kanton Bern, der 51,5 Prozent der Anteile hält.
Jungfraubahn (Umsatzanteil von Anlagen in der Schweiz: 100 Prozent)
Logisch, die Tourismusbranche ist mehrheitlich eine Exportindustrie. Etwa 70 Prozent der Besucher des Jungfraujochs kommen aus Asien. Aber bei den Jungfraubahnen und ihren Beteiligungen stehen alle Standorte in der Grossregion Berner Oberland. Und wäre diese Region nicht so landestypisch, würde sie nicht von so vielen Touristen aus aller Welt besucht.
Steigende Besucherzahlen sind es auch, die für immer neue Rekordgewinne sorgen. Der Kurs hat sich in den vergangen 20 Jahren vervierfacht – nur die Finanzkrise 2008 und die Börsenkrise im vergangenen Jahr sorgten für Dellen. Mit einem KGV von 18 ist das Unternehmen akzeptabel bewertet.
Die Jungfraubahn Holding ist gut positioniert, um vom weltweiten Tourismusboom weiter profitieren zu können. Trotz beträchtlicher Subventionen bleibt die Unternehmensgruppe gutschweizerisch finanziell solide.
Die Kleine Scheidegg auf dem Weg zum Jungfraujoch (Bild: Pixabay)