Die US-Börsen eilen auch im Juli dank staatlicher Konjunkturprogramme und der Notenbank-Geldschwemme von Rekord zu Rekord. Der breite S&P 500 steht 16 Prozent höher als zum Jahresbeginn, dicht gefolgt vom Dow Jones mit plus 15 Prozent. Und selbst der Technologieindex Nasdaq, der im Corona-Jahr 2020 bereits 44 Prozent hinzugewonnen hat, steht 14 Prozent höher.

Während es scheint, dass die breite Masse weiterhin auf steigende Kurse setzt, bereiten sich Marktschwergewichte wie Michael Burry oder Jeremy Grantham schon seit Monaten auf einen verheerenden Crash an den Finanzmärkten vor. Sie sind bei weitem nicht die einzigen Experten, die vor der grassierenden Spekulation und der dadurch entstehenden Blase warnen. Auch die milliardenschweren Investoren Leon Cooperman, Stanley Druckenmiller und Jeffrey Gundlach haben in den vergangenen Monaten Alarm geschlagen.

Eine Übersicht zu den Warnungen der Marktexperten:

Michael Burry - «Mutter aller Crashs»

Viele Anlegerinnen und Anleger kennen Michael Burry, Chef und Gründer der Investitionsfirma Scion Asset Management, aus dem Film "The Big Short". Dort spielt Christian Bale den Hedgefonds-Manager, der mit seiner Wette gegen den US-Immobilienmarkt 2007 das grosse Geld machte. Nun beschrieb der gleiche Mann den Zustand der Märkte Mitte Juni als die "grösste Spekulationsblase aller Zeiten in allen Dingen" und warnte Privatanleger davor sich in den Hype um Meme-Aktien und Kryptowährungen einzukaufen, bevor die "Mutter aller Crashs" eintritt.

"Das Problem bei den Kryptowährungen ist, wie bei den meisten Dingen, die Hebelwirkung", twitterte er damals. "Wenn Anleger nicht wissen, wie viel Hebelwirkung in Krypto steckt, wissen sie nichts über Krypto." Wenn bei den Kryptowährungen Billionen oder bei den Meme-Aktien Milliarden Dollar Marktkapitalisation verschwänden, würden sich die Verluste von Privatanlegern der Wirtschaftsleistung von Ländern annähern.

Seine Warnung vor der "grössten Spekulationsblase aller Zeiten" unterstrich Burry mit dem Hashtag #FlyingPigs360, der sich auf ein berühmtes Sprichwort aus dem Investieren bezieht: "Bulls make money, bears make money, but pigs get slaughtered." Grob übersetzt bedeutet dies, dass Anlegerinnen und Anleger, wenn Sie geschickt sind, auf jedem Markt Geld verdienen können. Aber wenn sie gierig werden, werden sie verlieren.

Michael Burry wies bereits Anfang dieses Jahres auf die Gefahren bei Tesla, GameStop, Bitcoin, Dogecoin und dem heisslaufenden US-Immobilienmarkt hin. Im ersten Quartal 2021 hat Burry seinen Worten Taten folgen lassen und eine beträchtliche Wette gegen Elon Musk respektive Tesla abgeschlossen (cash.ch hat hier darüber berichtet).

Jeremy Grantham - «Ausgewachsene epische Blase»

Jeremy Grantham bezeichnete den Markt bereits im Januar gegenüber Bloomberg als "ausgewachsene epische Blase". "Wenn man diese offensichtliche Superbegeisterung erreicht hat, ist die Blase ausnahmslos in den nächsten Monaten, nicht in wenigen Jahren, geplatzt", so der legendäre Investor und Mitbegründer des Investmentunternehmens GMO weiter. "Wir werden möglicherweise mit dem grössten Verlust von Vermögenswerten leben müssen, den wir je gesehen haben", fügte Grantham hinzu. Die Warnung wiederholte er im Februar in einem Interview mit der Financial Times.

Und in einem kürzlichen Interview mit Bloomberg bekräftigte der auch als Markt-Historiker geltende Grantham seine Warnung erneut: "Die letzten zwölf Monate waren ein klassisches Finale für einen elfjährigen Bullenmarkt". Wenn dieser jedoch zu Ende gehe und die Blase platze, werde es laut dem Experten besonders gefährlich, da momentan sowohl Aktien als auch Anleihen und Immobilienpreise aufgebläht seien und sich selbst Rohstoffe in einem Höhenflug befänden. Eine solche Situation habe es laut Grantham zuvor noch nirgendwo gegeben. Entsprechend schmerzhaft und unvorhersehbar dürften die Folgen eines Crashs ausfallen.

"Nachdem alle notwendigen Punkte eines spekulativen Höhepunkts erfüllt sind, ist der US-Markt historisch gesehen seit Ende Januar soweit, dass er anfangen könnte in sich zusammenzubrechen", sagte Grantham weiter. Anzeichen dafür gibt es laut Grantham genug: So befände sich die Überbewertung in zahlreichen Bereichen auf einem Höhepunkt. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis sei etwa jetzt noch grösser als auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase und auch die Verschuldung befinde sich auf einem Rekordniveau.

Leon Cooperman - Schnell und brutal

Leon Cooperman äusserte im Mai tiefe Bedenken hinsichtlich der Finanzmärkte. "Alles, was ich mir ansehe, mahnt mittel- bis langfristig zur Vorsicht", sagte der milliardenschwere Investor und Chef seines Family-Office Omega Advisors gegenüber Bloomberg. "Wenn dieser Markt einen Grund hat zu fallen, wird er so schnell fallen, dass es einem schwindlig wird."

Cooperman bezeichnete sich damals jedoch selbst als "voll investierter Bär", weil die Faktoren, die typischerweise Bärenmärkte verursachen - steigende Inflation, Rezessionsängste, eine restriktive US-Notenbank Fed - noch nicht vorhanden waren.

Stanley Druckenmiller - geplanter Rückzug aus Aktien

Stanley Druckenmiller sagte im Mai, der aktuelle Bullenmarkt erinnere ihn an den Dotcom-Boom, warnte jedoch davor, dass die Vermögenspreise noch eine Weile steigen könnten. "Ich habe keinen Zweifel, dass wir in allen Vermögenswerten in einer wahnsinnigen Übertreibung sind", sagte der milliardenschwere Investor und Chef des Duquesne Family Office gegenüber CNBC. "Ich habe auch keinen Zweifel, dass ich keine Ahnung habe, wann das enden wird."

"Ich wusste, dass wir 1999 in einer wahnsinnigen Manie waren, aber es ging weiter. Und wenn Anleger Mitte 1999 die Tech-Aktien leerverkauft hätten, wären sie Ende des Jahres aus dem Geschäft gewesen", fügte Druckenmiller hinzu. Er kündigte jedoch gleichzeitig an, dass er vermutlich in wenigen Monaten sein Geld aus Aktien abziehen werde.

Duckenmiller nimmt in erster Linie die US-Notenbank Fed und den amerikanischen Staat mit ihrer die Geld- und Fiskalpolitik in die Verantwortung für die aktuelle Marktlage: "Ich kann keine Epoche in der Geschichte finden, in der die Geld- und Fiskalpolitik so abgelöst von der wirtschaftlichen Lage waren." Die Handlungsträger handelten laut Duckenmiller immer noch, als befände sich die USA in einer Krise. Tatsächlich habe sich die Wirtschaft jedoch beschleunigt.

Jeffrey Gundlach - keine Einbahnstrasse

Aktien seien unbestreitbar teuer, sagte Jeffrey Gundlach bereits im März. Die Behauptung, der Aktienmarkt sei "alles andere als sehr überbewertet im historischen Vergleich, bedeutet nur, alle Bewertungsmassstäbe zu ignorieren". Der milliardenschwere Investor und Chef der Investmentfirma DoubleLine Capital warnte davor, dass die Aktien um mehr als 15 Prozent fallen würden, wenn der Abschwung kommt.

Gundlach, dessen Spitzname der "Bond-König" ist, prognostizierte insbesondere eine Marktbereinigung bei den Kleinanlegern: Diejenigen, die sich mit Meme-Aktien und anderen spekulative Vermögenswerten eingedeckt haben, könnten bei einer Korrektur schnell von der Bildfläche verschwinden. "Wir werden eine enorme Menge Geld von Anlegern abwickeln müssen, die denken, dass der Aktienmarkt eine Einbahnstrasse ist", fügte er hinzu.

Mit Material des Finanzportals Markets Insider.

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