Reiche Länder stünden in der Pflicht, ihre Agrarproduktion zu erhöhen, um eine weltweite Hungerkrise zu verhindern, sagte Erik Fyrwald im Interview mit der "NZZ am Sonntag".
Die Erträge im Biolandbau könnten je nach Produkt um bis zu 50 Prozent tiefer ausfallen, sagte der 62-jährige US-Manager des Basler Konzers. "Die indirekte Folge ist, dass Menschen in Afrika hungern, weil wir immer mehr Bioprodukte essen." Der Biolandbau fördere den Landverbrauch, weil er grössere Flächen benötige.
Die Leute sollen nach Ansicht von Fyrwald biologisch produzierte Produkte kaufen dürfen, wenn sie dies wollten, aber die Regierungen sollten darauf pochen, dass die Ertragsverluste nicht derart gross sind.
Dass er und Syngenta den Biolandbau aus Konzerninteressen bekämpfen, bestritt er im Interview. "Die ganze Branche erzielt mit Bio hohe Gewinne, weil die Konsumenten bereit sind, viel dafür zu zahlen." Syngenta wurde 2017 für 43 Milliarden Dollar vom chinesischen Staatskonzern Chem China übernommen.
Auf Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten kommen derweil nach Einschätzung des Chefs des Agrarkonzerns Fenaco weitere Erhöhungen der Lebensmittelpreise zu. "Voraussichtlich wird es weitere Preiserhöhungen geben", sagte Fenaco-Geschäftsführer Martin Keller im Interview mit der "SonntagsZeitung".
In den vergangenen Wochen seien bereits "kleine Preisanpassungen" erfolgt. Diese lägen im Schnitt der Teuerung von derzeit 2,5 Prozent oder darunter. Betroffen waren etwa Bier und Weizenmehl. Agrarrohstoffe sind unter anderem wegen des Ukraine-Kriegs so teuer wie nie.
Der Fenaco-Konzern, zu dem die Landi- und Volg-Läden gehören, beliefert Bauern mit Saatgut und Dünger. Die Schweizer Landwirte hätten vergangenes Jahr sehr schlechte Ernten hinnehmen müssen und hätten nun wegen des Kriegs mit rekordhohen Preisen für Diesel und steigenden Kosten für Tierfutter und Dünger zu kämpfen. Der Schweizer Bauernverband fordert im Vergleich zu 2021 rund 10 Prozent höhere Preise im Pflanzenanbau und 5 Prozent mehr für Fleisch.
(AWP/cash)