Novartis-CEO Vas Narasimhan ist zuversichtlich, dass das von ihm geleitete Pharmaunternehmen das Ziel erreichen wird, bis 2028 den Umsatz im Schnitt jährlich um 5 Prozent steigern zu können.
Möglich machen sollen dies acht bis neun Medikamente, von denen Novartis sich einen Milliardenumsatz verspricht. «Die grössere Herausforderung besteht darin, die mittlere und die späte Entwicklungspipeline wieder aufzufüllen, damit wir bis 2030 und darüber hinaus wachsen können», schränkte er in einem am Samstag erschienen Interview ein.
Auch das Auslaufen von Patenten in den nächsten Jahren ist laut Narasimhan keine Gefahr für das Wachstumsziel von Novartis. «Schlüsselprodukte wie das Schuppenflechtemittel Cosentyx, dessen Patentschutz noch bis zum Ende des Jahrzehnts reicht, sowie zahlreiche weitere Produkte, die schon im Markt sind, ebenso wie Markteinführungen sollten dies ermöglichen», sagte er. Auf Zukäufe sei Novartis bis dahin zum Erreichen der Ziele nicht angewiesen.
Dennoch wolle Novartis auch weiterhin die Augen nach Zukäufen offen halten. Narasimhan wolle sich dabei vor allem im therapeutischen Kerngebiete von Novartis und auf Technologien konzentrieren, in denen Novartis führend ist oder es werden will.
Der Fokus liege dabei schwerpunktmässig auf eher kleinere Zukäufe. Novartis werde aber auch weiterhin nach grösseren Deal bis 10 Milliarden US-Dollar oder mehr Ausschau halten. Die Erfolgsbilanz für diese Deals sei aber «eher mager», so Narasimhan weiter.
Umsatz- und Gewinnwachstum in 2025 erwartet
Obwohl Novartis noch keine Guidance für 2025 ausgegeben hat, erwartet Narasimhan auch im kommenden Jahr ein Umsatz- wie auch Gewinnwachstum. In den kommenden Jahren soll sich das Wachstum dann voraussichtlich weiter beschleunigen.
Die im dritten Quartal erstmals erreichte Kerngewinnmarge von 40 Prozent hält Narasimhan für ausreichend. «Höhere Margen werden in der Pharmabranche in der Regel nicht honoriert, da sie zulasten von Investitionen in Forschung, Entwicklung und Umsatzwachstum gehen», so der Firmenchef weiter. Er würde daher eher nach Möglichkeiten suchen, in Forschung und Entwicklung zu investieren, oder die Markteinführung zu beschleunigen.
Bekenntnis zum Standort Schweiz
Im Interview stellte es sich gegen Spekulationen, dass er die Schweiz verlassen wolle. Er hob hervor, dass er inzwischen zehn Jahre in der Schweiz lebe und hier fest verankert sei. «Unser Leben spielt sich hier ab», hob er hervor.
Auch Novartis sei in der Schweiz und in Basel fest verankert. Die Schweiz gehöre zur Identität von Novartis. «Das wird so bleiben. Wir konzentrieren uns darauf, den Erfolg von Novartis weiter auszubauen», so Narasimhan weiter. Dies werde langfristig mehr Wohlstand für die Schweiz bringen.
Inflation Reduction Act behindert Innovationen
Preissenkungen durch den Inflation Reduction Act (IRA) in den USA habe Novartis in die Prognosen bereits einfliessen lassen. «Die grösste Sorge ist, dass die verkürzte Dauer der freien Preisfindung und die vorgesehene Ausweitung der Preisverhandlungen auf immer mehr Medikamente künftig die Entwicklung einiger Arzneimittel verhindern», so der Firmenchef weiter. Dadurch würden Innovationen gehemmt.
So würde etwa die Entwicklung von neuen Medikamenten für seltene Krankheiten, Neurowissenschaften oder Herzkrankheiten gehemmt. Als Beispiel führte Narasimhan das Medikament Kisqali an. Wäre der IRA schon vorher in Kraft gewesen, dann wäre kaum die Wirksamkeit bei Patienten mit Brustkrebs untersucht worden, da der Preisschutz ausgelaufen wäre. «Millionen von Frauen hätten keine bessere Behandlung
erhalten, um ein Wiederauftreten ihres Brustkrebses zu verhindern», hob Narasimhan weiter hervor.
Die Politiker hätten dies bei der Konzeption des IRA nicht bedacht. Laut Narasimhan «sollten sie es nun verstehen, weil sonst ganze Klassen von Medikamenten nicht entwickelt werden.»
(AWP)