Nach einem freundlichen Start ging es zunächst bergab, bis sich der Kurs am Nachmittag wieder aufrappelte, nur um dann nach der schwachen Eröffnung der US-Börsen noch stärker zu fallen.
Der von der Universität Michigan erhobene Konsumentenstimmungsindex lieferte ein weniger positives Bild als es Analysten im voraus gezeichnet hatten. Dazu kommt, dass die Anleger nach wie vor verunsichert sind durch die Schieflage des chinesischen Immobilienriesen Evergrande.
Aber auch die Aussagen von EZB-Vize Luis de Guindos dürften bei den Aktienhändlern alles andere als Euphorie auslösen: Ihm zufolge dürfte die Inflation in der Eurozone noch höher ausfallen als aktuell prognostiziert, falls die Lieferkettenprobleme und die dadurch ausgelöste Chipknappheit weiter anhält.
Teuerung erreicht höchsten Stand seit zehn Jahren
Die Teuerung im Währungsraum des Euro hat im August bereits den höchsten Stand seit beinahe zehn Jahren erreicht. Die anderen grossen Börsen zeigten am grossen Verfallstag auslaufender Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen ebenfalls einen Schaukelkurs. Vom "grossen Verfall" oder "Hexensabbat" sprechen die Börsenteilnehmer dann, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien, auf denselben Tag fällt.
Der SMI schloss um 0,77 Prozent tiefer bei 11'935,53 Punkten und schloss damit die dritte Woche in Folge mit Verlusten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 1,03 Prozent ein auf 1961,07 Punkte, während der umfassende SPI um 0,66 Prozent auf 15'474,81 Punkte fiel. 25 der 30 SLI-Werte schlossen im roten Bereich.
Am tiefsten zog es Clariant nach unten, dies im Sog einer allgemeinen europäischen Schwäche von Chemiewerten. Die Titel verloren knapp 3,9 Prozent.
Gesundheitswerte wie Straumann (-1,9 Prozent), Alcon (-1,7 Prozent), Sonova (-1,3 Prozent) standen ebenfalls weit oben auf den Verkaufslisten der Börsenhändler. Damit bewegten sie sich entgegen dem europäischen Trend - im Eurostoxx schlossen Gesundheitswerte insgesamt positiv. Lonza tauchte um 2,9 Prozent. Morgan Stanley senkte das Rating auf "Equal Weight" von "Overweight".
Finanzwerte schliessen schwächer
Nachrichten gab es von den beiden Pharmakonzernen Roche und Novartis, diese lösten aber keine grossen Kurskapriolen aus. Roche wird Zwischenergebnisse zu seiner Brustkrebs-Therapie Giredestrant am Kongress ESMO zeigen. Novartis wird am gleichen Anlass neue Daten zur Radioligandentherapie 177Lu-PSMA-617 zeigen. Roche verloren am Handelstag 0,7 und Novartis 0,6 Prozent.
Schwach performten auch Finanzwerte wie Zurich (-2,0 Prozent), Swiss Re (-1,8 Prozent) und Swiss Life (-0,8 Prozent). Die Banken Julius Bär und UBS schlossen beide bei minus 1,0 Prozent, während sich die CS mit einem Minus von 0,04 am besten unter den Finanztiteln über Wasser hielt.
Techwerte wie Logitech (-1,7 Prozent), Temenos (-0,9 Prozent) und AMS (-0,3 Prozent) wurden ebenfalls verkauft, nachdem auch die US-Technologiebörse Nasdaq deutliche Verluste zeigte. Die Aktien des Computerzubehörherstellers Logitech lösen kommenden Montag Swatch im Aktienolymp SMI ab.
Luxustitel sind gefragt
Auf der anderen Seite des Spektrums schlossen die beiden Luxustitel Swatch (+3,4 Prozent) und Richemont (+1,5 Prozent) ab. Sie hatten die letzten Tage unter den Sorgen um den chinesischen Markt gelitten und zeigen nun eine Gegenbewegung. Für Swatch ist es der letzte Tag als SMI-Wert. Richemont wurde zudem von der CS auf die "Swiss Top Picks" Liste aufgenommen, unter anderem weil der Schlüsselbereich Jewellery Maisons zu einem starken Wachstum zurückgefunden hat, wie die zuständige Analystin schreibt.
Positiv schlossen ausserdem Swisscom (+0,9 Prozent), die nach ihrem Einbruch Anfang Woche auf Erholungskurs sind, genauso wie Adecco mit einem Plus von 0,4 Prozent. Als einziger Gigant im Markt gaben Nestlé mit einem positiven Tagesschluss von +0,1 Prozent ein leichtes Gegengewicht zu der roten Börse.
Am breiten Markt fielen vor allem CPH auf, die den Tag mit einem Plus von 7,1 Prozent beendeten. Die Titel haben im bisherigen Monatsverlauf bereits rund 12 Prozent gewonnen. Ebenfalls schnitten Wisekey (+6,0 Prozent) positiv ab. Das Unternehmen hatte gestern nach Handelsschluss bekanntgegeben, dass es eine neue Art Director für seine Kunstplattform Wise.Art gefunden hat, die die künstlerische Expansion des Marktplatzes vorantreiben soll.
Mit einem Minus von 5,6 Prozent bildet der Hotel- und Spitalkonzern Aevis Victoria das Schlusslicht im SPI. Dem Unternehmen dürfte eine Managementtransaktion zu schaffen gemacht haben. Am Vortag hatte ein hochrangiger Manager Aktien des Konzerns im Wert von 4 Millionen Franken verkauft.
(AWP)