Die Investoren seien nach wie vor zwischen der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung und der Angst wieder steigenden Corona-Neuinfektionen hin- und hergerissen, erklärten Händler den teilweise richtungslosen Handelsverlauf. An der Börse wird auf dem Weg zurück in die Normalität mit einer V-förmigen und somit raschen Erholung der Wirtschaft gerechnet. Entsprechend sei auf den derzeit hohen Niveaus das Enttäuschungspotenzial gross.
Der SMI verlor zum Schluss aber nur 0,15 Prozent auf 10'045,30 Punkte. Seit Jahresbeginn errechnet sich ein Rückgang von 5,4 Prozent. Dabei hat sich der SMI jedoch im zweiten Quartal von dem Mitte März gesetzten Jahrestief von 7'650 Punkten gut absetzen können. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückte am Berichtstag um ebenfalls 0,15 Prozent auf 1'506,55 Zähler vor, wogegen der breite SPI um 0,15 Prozent auf 12'436,03 Zähler einbüsste. Unter den 30 SLI-Werten standen 11 Verlierer den 19 Gewinnern gegenüber.
Am deutlichsten gaben unter den Blue Chips die Aktien von Vifor Pharma (-3,8%) nach. Sie litten unter einer Kurszielsenkung durch die Commerzbank, die jedoch die Papiere weiterhin zum Kauf empfiehlt. Vifor werde die Coronakrise nicht ganz unbeschadet überstehen, doch seien die Wachstumsaussichten nach wie vor gegeben, hiess es in der Begründung.
Weit hinten in der Rangliste reihten sich auch die volatilen Titel des Sensorenherstellers AMS (-2,8%) ein. AMS verbuchte im ersten Halbjahr die grössten Einbussen im SLI. Mit Sorgen um die Übernahme des ungleich grösseren deutschen Lichtkonzerns Osram und dazu nötigen Refinanzierungsschritten halbierte sich der AMS-Kurs in der ersten Jahreshälfte beinahe.
Grossen Druck auf den SMI übten am Dienstag die defensiven Novartis (-1,1%) und Roche (-0,9%) aus. Roche konnten somit kaum von einer US-Zulassung zur Brustkrebsbehandlung Phesgo profitieren. Händler begründeten die Abgaben auch mit Rotationen in zyklische Sektoren. Allerdings gilt festzuhalten, dass der Roche-Bon einer der wenigen Gewinner des ersten Halbjahres war.
Am besten schnitt im ersten Semester Lonza mit einem Kursanstieg von über 40 Prozent ab. Die Anleger sehen bei Lonza grosses Potenzial, wenn es in Zukunft um die Herstellung von Ingredienzen für Impfstoffe gegen das Coronavirus geht. Am Dienstag gewannen Lonza lediglich 0,7 Prozent dazu.
Deutlicher rückten Temenos (+5,1%) vor. Goldman Sachs hatte das Kursziel für den Bankensoftwarehersteller kräftig nach oben geschraubt, empfiehlt aber die Aktie nach wie vor zu verkaufen. Banktitel wie jene der UBS und der Credit Suisse (je +0,7%) sowie die Versicherer Swiss Life (+0,9%) oder Swiss Re (+0,8%) wurden ebenfalls gut nachgefragt.
Zu den Gewinnern zählten auch Givaudan (+2,1%). Die Titel wurden von der Hoffnung auf gute Halbjahreszahlen getragen. Allerdings müssen sich die Anleger noch bis zum 22. Juli gedulden, bis die Genfer den Halbjahresbericht vorlegen.
Im breiten Markt fielen Leonteq mit einem Plus von 10 Prozent auf. Händler verwiesen dabei auf Deckungskäufe, welche noch vor dem Quartalswechsel vollzogen wurden. Auch wurde die künftige Zusammenarbeit mit Blackrock als eine Bestätigung für die Entwicklung des Finanzdienstleisters gesehen.
Hochdorf rückten um 5,0 Prozent vor. Die Aktionäre haben an der Generalversammlung die Entlastung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung abgelehnt. Auch zu einer zu einer nachträglichen Auszahlung an die Verwaltungsräte für Sonderaufwendungen sagten sie nein. Dies wurde an der Börse gut aufgenommen, auch wenn die Handelsvolumen sich auf bescheidenem Niveau bewegten.
Kursabgaben verbuchten unter anderem die Aktien vom Schokoladenhersteller Barry Callebaut (-2,4%), die durch eine Abstufung von Morgan Stanley belastet wurden.
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(AWP)