Gemäss Händlern machten sich zuletzt wieder vermehrt Zins- und Inflationsängste breit. "Nach einer überraschend zweistelligen Teuerungsrate in Grossbritannien im Juli und vor der Veröffentlichung der Protokolle der letzten US-Notenbanksitzung kehrte mit Inflations- und Zinssorgen ein altes Thema wieder an die Börse zurück", sagte ein Experte. Dieses sei nach den leicht rückläufigen Inflationsdaten in den USA zuletzt von den Anlegern etwas verdrängt worden.
Der SMI schloss um 0,02 Prozent tiefer bei 11'128,19 Punkten und damit gut 64 Punkte unter dem Tageshoch von 11'193 Zählern. Der breite SPI verlor derweil 0,17 Prozent auf 14'383,52 Zähler. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, büsste mit 0,64 Prozent auf 1713,35 Punkte dagegen deutlich mehr ein. Im SLI standen bei Handelsschluss 23 Verlierer nur sechs Gewinnern gegenüber, ein Titel (Richemont) ging unverändert aus dem Handel.
Gestützt wurde der Markt den ganzen Tag über von Nestlé (+1,4% auf 116,86 Fr.). Die Aktien des weltgrössten Lebensmittelproduzenten erhielten Auftrieb von einer Kurszielerhöhung auf 130 von 123 Franken durch Société Générale. Die Titel dürften zudem verängstigten Anlegern Zuflucht geboten haben: Angesichts der unsicheren Wirtschaftsaussichten zögen Anleger ein defensives Aktienengagement in Erwägung, so ein Experte. Im Plus schlossen auch die beiden weiteren SMI-Schwergewichte Roche und Novartis (beide +0,3%), was dem Markt ebenfalls etwas Auftrieb gab.
Mit Lonza (+0,4%) konnte ein weiterer pharmanaher Wert Gewinne einstreichen. Die übrigen Titel aus dem Pharma- und Medizinalbereich wie Alcon (-0,4%), Sonova oder Straumann (beide -1,7%), die am Nachmittag noch Gewinne verzeichnet hatten, drehten gegen Handelsschluss ins Minus.
Bis zum Schluss gefragt waren Swiss Life (+0,3%). Der Lebensversicherer erzielte in der ersten Jahreshälfte solide Ergebnisse, die leicht über dem Niveau des Vorjahres und über dem Analystenkonsens liegen. Vor allem das "Fee-Ergebnis" habe den Anlegern gefallen, hiess es am Markt.
Die anderen Versicherungstitel sowie die Finanz-Aktien wie Zurich, UBS, Swiss Re, Partners Group, Julius Bär und CS konnten nicht mithalten und verloren zwischen 1,0 und 4,1 Prozent. Das deckte sich mit den übrigen europäischen Finanztiteln, die ebenfalls Verluste hinnehmen mussten.
Das untere Ende der Tabelle markierten AMS Osram mit einem Minus von knapp 6,1 Prozent. Mit Temenos (-3,0%) verzeichnete ein weiterer Titel aus der Technologiesparte deutliche Verluste. Auch VAT (-2,5%) und Logitech (-2,4%) standen stark unter Druck. Andere zyklische Werte wie Adecco, ABB, Schindler oder Geberit verloren ebenfalls zwischen 1,1 und 3,0 Prozent.
Die weitaus stärkeren Kursausschläge gab jedoch in den hinteren Reihen: Arbonia etwa verloren nach Kurszielsenkungen durch Stifel und Kepler Cheuvreux 12,5 Prozent, SFS nach einer Kurszielsenkung von Berenberg 10 Prozent.
Komax (-7,4%), Gurit (-6,0%) standen nach Zwischenberichten deutlich unter Druck, obwohl sie beide die Umsatz- und Gewinnprognosen deutlich übertroffen haben. Beide hatten jedoch in den vergangenen Tagen deutliche Zugewinne verzeichnet. Auch Schweiter (-1,7%) wurden nach dem Zwischenbericht verkauft.
Deutliche Kursgewinne verzeichneten dafür Tecan (+7,6%) und Implenia (+4,4%), die ebenfalls ihre Halbjahresberichte vorlegten. Von Roll profitierten mit einem Plus von 7,3 Prozent von einem neuen Grossauftrag im Batteriebereich.
tv/uh
(AWP)