Die zentrale Rolle an den westlichen Aktienmärkten spielt am Mittwoch weiter die Gasversorgung Europas und die damit verbundenen Rezessionssorgen. Der russische Staatskonzern Gazprom bemängelte, dass für eine gebrauchte Turbine noch immer Dokumente fehlten - und stellte die Sicherheit des Betriebs der Pipeline Nord Stream 1 infrage. Allerdings verdichten sich auch die Informationen, dass am Donnerstag in unbekanntem Ausmass wieder Gas durch die Pipeline fliessen wird.

Die Sorgen um die Gefahr einer europäischen Gaskrise liessen zum Auftakt auch die Wall Street nicht ganz kalt, auch wenn die USA nicht auf russische Gaslieferungen angewiesen sind. "Europa ist ein wichtiger Handelspartner für andere grosse Volkswirtschaften und daher sei es fast unvermeidlich, dass eine Gaskrise in Europa auch anderswo ausstrahlen würde", sagte ein Experte.

US-Unternehmenszahlen drückten am Mittwoch eher der Nasdaq-Börse mit Netflix-Zahlen ihren Stempel auf, die geprägt waren von einer besser als befürchteten Entwicklung der Nutzerzahlen. Die Aktien des Streamingdienstes zeigten sich zunächst schwankend, etablierten sich dann aber klar mit 3,9 Prozent im Plus. Sie setzten sich mit dem höchsten Stand seit Ende April von der 200-Dollar-Marke ab.

Dank Serienhits wie "Stranger Things" ging die Zahl der bezahlten Nutzerkonten weniger stark zurück als befürchtet. Am Markt hiess es, Netflix habe damit ein "Worst-Case-Szenario" vermieden. "Nach dem Verlust von mehr als einer Million Kunden im ersten Halbjahr lautet die Botschaft an die Anleger: Es hätte schlimmer kommen können", sagten Börsianer. Bislang steht bei den Papieren in diesem Jahr noch immer ein Kursrückgang um fast zwei Drittel zu Buche.

Von den Netflix-Nachrichten profitierten auch die Titel des im Dow gelisteten Konkurrenten Disney , der mit "Disney+" längst einen eigenen Streamingdienst aufgezogen hat. Die Aktien des Unterhaltungsriesen legten im Schlepptau von Netflix um 4,1 Prozent zu.

Generell schlechte Stimmung herrschte im Gesundheitssektor, da halfen auch eigentlich gut bewertete Quartalszahlen sowie angehobene Jahresziele der Pharmakonzerne Biogen und Abbott nicht. Ihre Papiere rutschten um 3,3 respektive 1,8 Prozent ab. Bei Abbott hiess es, Analysten hätten schon mit einem Wert knapp unter der neuen Zielgrösse des Unternehmens gerechnet.

Ein besonders grosses Minus gab es nach Zahlen bei Baker Hughes . Mit einem Abschlag von 10,5 Prozent fiel die Aktie in einem generell schlechten Umfeld für Energie- und Versorgerwerte besonders negativ auf. Das Unternehmen aus der Ölfeld-Serviceindustrie enttäuschte mit den Quartalszahlen und der Aussage, dass sich die Nachfrageaussichten für die nächsten 12 bis 18 Monate wohl verschlechtern werden./tih/he

(AWP)