Die Hoffnung auf eine stabile Regierung und mehr Investitionen durch das grosse Fiskalpaket von Union und SPD hebt die Stimmung in der Wirtschaft. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im März auf 86,7 Punkte von 85,3 Zählern im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit diesem Anstieg gerechnet. Die Unternehmen zeigten sich zufriedener mit der aktuellen Lage. Die Erwartungen stiegen sogar merklich. «Die deutsche Wirtschaft hofft auf Besserung», so das Fazit von Ifo-Präsident Clemens Fuest.

«Die deutlich verbesserten Geschäftserwartungen spiegeln offenbar die Hoffnung vieler Unternehmen wider, dass das Finanzpaket der künftigen Regierung die Konjunktur anschieben wird», sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Tatsächlich sei das Paket so gross, dass etwas davon bei der Konjunktur ankommen werde. «Die deutsche Wirtschaft atmet auf», so der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.

«Frühlingsgefühle in der Industrie»

Im Verarbeitenden Gewerbe stieg das Ifo-Barometer deutlich. Insbesondere die skeptischen Stimmen bei den Erwartungen wurden merklich weniger. Die Unternehmen beurteilten zudem ihre aktuelle Lage besser. «Die Frühlingsgefühle in der deutschen Industrie erwachen», meint Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft bei Union Investment. Die Entfesselung der notwendigen Verteidigungsinvestitionen von der Schuldenbremse, die Infrastrukturinvestitionen und die ersten Massnahmen der EU zum Bürokratieabbau befeuerten den Optimismus der Unternehmen. «Die neue Regierung steht zwar noch nicht, aber das Parlament hat Handlungsfähigkeit gezeigt und entscheidende Weichen für eine Stärkung der heimischen Konjunktur gestellt.»

Das jüngst beschlossene milliardenschwere Fiskalpaket gilt als wichtiges Signal an die Finanzmärkte, dass Deutschland viel Geld in die Hand nimmt, um sich im Hinblick auf Verteidigung und Infrastruktur für die Zukunft zu rüsten. Die Aussicht auf diese massiven Investitionen hat die Konjunkturerwartungen der Anleger befeuert. Zudem lässt die vom Finanzdienstleister S&P Global erhobene Unternehmensumfrage darauf schliessen, dass sich die Wirtschaft nach zwei Rezessionsjahren gefangen hat und im März den dritten Monat in Folge gewachsen sein dürfte.

Das Ifo-Institut hat in seiner jüngst aktualisierten Konjunkturprognose allerdings nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent für 2025 auf dem Radar. Erst 2026 dürfte sich demnach die Lage mit einem erwarteten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,8 Prozent etwas verbessern. Allerdings könnten Strafzölle der USA unter Präsident Donald Trump auf Importe aus Europa Exporteuropameister Deutschland spürbar treffen und das Wirtschaftswachstum bremsen. (Bericht von Reinhard Becker; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com

(AWP)