«Grundsätzlich tut es gut, wieder ein bisschen Luft zum Atmen zu haben», sagte ein Börsenexperte. «Aber an der Ausgangslage hat sich nicht viel geändert», relativierte er. Denn die Zinssorgen seien weiterhin in den Hinterköpfen präsent. Der Konflikt zwischen der palästinensischen Hamas und Israel habe zwar noch nicht wirklich Auswirkungen auf die Märkte, weil es Europa nicht so stark betreffe. Auch die Ölpreise kamen nach einem kurzeitigen Anstieg wieder etwas zurück. Sollte sich der Konflikt jedoch noch verschärfen, bliebe dies wohl kaum folgenlos für die Finanzmärkte, ist man sich am Markt sicher.

Der SMI schloss am Dienstag 1,66 Prozent höher bei 11'001,69 Punkten und damit nur leicht unter dem Tageshoch von 11'010 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 1,87 Prozent auf 1720,43 und der breite SPI um 1,69 Prozent auf 14'372,47 Zähler. 29 der 30 SLI-Werte schlossen höher. Einzig die Titel der erst seit letzter Woche als eigenständiges Unternehmen kotierten Sandoz (-1,3 Prozent) gaben nach.

Stark gesucht waren vor allem Aktien, die in den vergangenen Tagen Kursverluste hinnehmen mussten. Dazu gehörten etwa VAT, die nun mit einem Plus von 4,8 Prozent als stärkste Titel im SLI aus dem Rennen gingen. In dieselbe Kategorie gehörten auch Richemont (+3,9 Prozent), die das Gewinnerfeld unter den Blue Chips über weite Strecken hinweg angeführt und mit den heutigen Gewinnen den Vortageseinbruch mehr wettgemacht haben. Im Sog von Richemont gewannen Swatch 2,1 Prozent hinzu.

Weiter legten auch zahlreiche zyklische Titel wie Holcim (+3,1 Prozent), Sika (+2,9 Prozent) und Schindler (+2,1 Prozent) sowie Wachstumstitel wie Straumann (+2,9 Prozent), Partners Group (+2,7 Prozent), Sonova (+2,2 Prozent) oder Alcon (+2,0 Prozent) mehr als 2 Prozent zu. Gefragt waren aber auch Technologietitel wie ABB (+2,2 Prozent), Logitech (+1,2 Prozent).

Ebenfalls zu den Aktien, die nun eine Aufholjagd vornahmen, gehörten die defensiven Givaudan (+3,1 Prozent), Nestlé (+1,9 Prozent) oder Lindt&Sprüngli (+1,4 Prozent). Die Lebensmitteltitel setzten damit den am Vortag eingeschlagenen Erholungsweg fort, nachdem die gesamte Branche am Freitag wegen Aussagen von Walmart über die Essgewohnheiten der Konsumenten unter die Räder gekommen war. Nestlé profitierten laut Händlern zudem von einem verteidigenden Kommentar der UBS.

Lonza schlossen 1,2 Prozent höher. Dies, obwohl eine Gewinnwarnung des französischen Konkurrenten Eurapi die Titel zeitweise ins Minus gerissen hatte. Dies war jedoch laut Händlern schon mehr oder weniger eingepreist. Anders bei Siegfried (-1,7 Prozent).

Die Aktien von Sandoz (-1,3 Prozent) gingen als grosse Verlierer unter den Blue Chips aus dem Handel, büssten damit aber lediglich einen Teil des Anstiegs seit dem Börsengang von letzter Woche ein.

Am breiten Markt waren AMS Osram (+4,8 Prozent) oder Meyer Burger (+4,6 Prozent) gefragt, die ebenfalls in den vergangenen Tagen unter die Räder gekommen waren. Zudem fielen DocMorris (+6,9 Prozent) auf. «Das Geschehen ist auch von Deckungskäufen aus dem Lager von Leerverkäufern geprägt», so ein Händler.

tv/ys

(AWP)