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In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch stieg die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen in der Spitze bis auf 1,93 Prozent. Dort lag die Rendite letztmals kurz bevor das Covid-19-Virus von der chinesischen Metropole Wuhan aus seine unheilvolle Reise rund um den Globus antrat.

Hatten die Aktienmarktakteure noch bis vor wenigen Wochen völlig die Ruhe weg, ist damit spätestens jetzt vermutlich Schluss. Die Nervosität steigt.

Denn sofern die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen nicht schleunigst wieder auf unter 1,63 Prozent zurückfällt, droht sie aus einer seit dem Frühsommer entstandenen inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation nach oben auszubrechen. Ziel dieser Formation ist – zumindest wenn man die Lehrbücher konsultiert – die Region von 3,2 Prozent. Nicht auszudenken, was das für die Aktienmärkte bedeuten würde, sollte die Rendite in den kommenden 12 bis 18 Monaten tatsächlich so kräftig anziehen.

Die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen und die inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation (Quelle: www.cash.ch)

Auch unter den hiesigen Aktien fordert der Zinsanstieg bereits erste Opfer – selbst wenn der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) seit Jahresbeginn noch keine fünf Prozent verloren hat. Mit Bachem (-23 Prozent), Straumann (-19 Prozent), Sensirion (-19 Prozent), Zur Rose (-19 Prozent) und Tecan (-19 Prozent) liest sich die diesjährige Verliererliste wie das "Wer-ist-Wer" der wohl beliebtesten Wachstumsunternehmen. Das wiederum kommt nicht von ungefähr, schmälern steigende Zinsen doch den Nettobarwert der auf den heutigen Tag abdiskontierten künftigen Gewinne.

Man könnte fast schon von einem Dammbruch sprechen. Ob sich die genannten Wachstumswerte wieder aufrappeln können oder ob die Kursschwäche auf den breiten Aktienmarkt übergreift, darüber entscheidet letztendlich wohl die künftige Zinsentwicklung.

Für den Chefstrategen Andrew Garthwaite von der Credit Suisse und seine Abteilungskollegen werden die Zinsen rein rechnerisch ab einer Rendite bei den zehnjährigen amerikanischen Staatsanleihen von 2 bis 2,25 Prozent eine ernstzunehmende Gefahr für Aktien. In der Vergangenheit habe es aber auch schon Momente gegeben, in denen die Aktienmärkte einen Anstieg der Rendite um bis zu 170 Basispunkte einfach so ohne weiteres weggesteckt hätten. Kritisch werde es deshalb ab einer Rendite von 2,3 Prozent, wie die Strategen weiter schreiben.

Sie setzen in Europa wie bis anhin auf Substanzwerte und dort ganz besonders auf die Aktien aus der Finanzindustrie. Bei den Wachstumswerten sei es hingegen noch zu früh, um jetzt schon "ins fallende Messer zu greifen".

Wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass die Grossbank die amerikanischen Leitzinsen bis Ende 2023 bei 2 Prozent, wenn nicht sogar bei 2,5 Prozent stehen sieht...

Allerdings warnte ich am Montag:

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Seit gestern Dienstag ist es nun offiziell: Die Aktionärinnen und Aktionäre des Pharmaherstellers Vifor können der australischen CSL ab dem 2. Februar ihre Aktien zu 179,25 amerikanischen Dollar das Stück andienen. Das macht zu aktuellen Umrechnungskursen ziemlich genau 164 Franken.

Wie einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX entnommen werden kann, hat die Fondstochter der UBS ihr Aktienpaket zuletzt wieder auf über 3 Prozent erhöht.

Der Kurs der Vifor-Aktien verharrt unter dem rechnerischen Barangebot (Quelle: www.cash.ch)

Da fragt sich doch: Betreibt die Grossaktionärin etwa Arbitrage in den Papieren? Denn schliesslich notieren letztere mit 162 Franken unter dem rechnerischen Barangebot. Und das Währungsrisiko lässt sich elegant über ein Termingeschäft absichern.

Im grossen Stil lassen sich damit durchaus ein paar zusätzliche Franken verdienen, zumal die Wahrscheinlichkeit eines Nichtzustandekommens der geplanten Übernahme ziemlich überblickbar ist und es auch wettbewerbstechnisch wohl nichts zu beanstanden gibt.

 

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