Schweizer Aktienfavoriten: Werden nun die Karten neu gemischt?

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Die erste Jahreshälfte bescherte den hiesigen Aktienanlegerinnen und Aktienanlegern satte Kursgewinne – sofern man denn auf die richtigen Titel setzte. Denn noch selten lagen Erfolg und Misserfolg an der Börse so nah beieinander wie zuletzt.

Wer im Januar auf die Valoren des Insulinpumpenherstellers Ypsomed (+57 Prozent), des Spitalkommunikationsspezialisten Ascom (+46 Prozent) oder des Halbleiterausrüsters VAT Group (+43 Prozent) setzte, lag goldrichtig. Mit jenen des Herstellers für Nahrungsergänzungsmittel Evolva (-75 Prozent), des Pharmaunternehmens Idorsia (-50 Prozent) oder des Vermögensverwalters GAM (-43 Prozent) verlor man hingegen ziemlich viel Geld.

Gute Neuigkeiten wurden mit Kursgewinnen belohnt und schlechte Neuigkeiten mit Kursverlusten bestraft. Wie sich das eigentlich gehört. Doch manchmal wurden selbst schlechte Neuigkeiten mit Kursgewinnen bedacht. So konnten dem Höhenflug der Aktien der VAT Group selbst zwei Gewinnwarnungen in Folge keinen Abbruch bescheren. Und auch bei anderen Börsenüberfliegern blickte man teils recht grosszügig über Hiobsbotschaften hinweg.

Einige Experten warnen denn auch, dass sich die Aktienkurse bei vielen Unternehmen gar weit von der eigentlichen Geschäftsentwicklung nach oben abgekoppelt haben. Generelle Aussagen lassen sich allerdings auch hierzulande nicht machen. Zudem fällt mir auf, dass die warnenden Stimmen zuletzt weniger oder zumindest leiser geworden sind.

Mittlerweile geben sich selbst die Strategen der Bank of America ziemlich kleinlaut, was die künftige Entwicklung des breit gefassten Stoxx Europe 600 Index anbetrifft. Zur Erinnerung: Vor wenigen Wochen warnten sie vor einem 20-Prozent-Rücksetzer bei europäischen Aktien.

Neugierig wie ich bin, habe ich mich mal ein bisschen schlau gemacht. Die erste mir bekannte Warnung der amerikanischen Grossbank vor einem Kursfiasko an den europäischen Aktienmärkten geht auf August 2021 zurück. Damals war übrigens noch von einem Rücksetzer von 470 auf 420 Punkten die Rede.

Vor diesem Hintergrund liesse sich schon fast von einem Handtuchwurf sprechen. Man braucht keine drei Jahrzehnte an der Börse verbracht zu haben, um erahnen zu können was passiert, wenn die letzten Pessimisten das Handtuch werfen...

Es ist nicht eben ungewöhnlich, dass Banken und institutionelle Grossinvestoren ihre Aktienportefeuilles rund um einen Quartalswechsel herum neu ausrichten. Meist erfolgen die Anpassungen sogar schon kurz zuvor um den grossen Derivatverfall herum. Davon wurde mir kürzlich auch nach dem Juni-Verfall berichtet.

Bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2023 bleibe ich im Hinblick auf die zweite Jahreshälfte bei meiner eher defensiven Ausrichtung. Den Genussscheinen von Roche räume ich eine Gewichtung von 19 Prozent ein und den Aktien von Novartis immerhin eine Gewichtung von 15 Prozent. Mit den Valoren des Bauchemieherstellers Sika und der Versicherungsgruppe Zurich Insurance setze ich ebenfalls auf zwei Unternehmen mit einem widerstandsfähigen Geschäftsmodell. Neu hinzu kommen die Aktien der Partners Group, wobei jene von Logitech Platz machen müssen.

Die hohe Abhängigkeit der Lausanner von der Ausgabefreudigkeit der Konsumentinnen und Konsumenten spricht für mögliche Enttäuschungen. Ausserdem wirft der Rücktritt des langjährigen Firmenchefs Bracken Darrell gewisse Fragen auf. In der Partners Group sehe ich hingegen einen möglichen Profiteur des AI-Hypes. Ausserdem könnten beim Risikokapitalspezialisten die erfolgsabhängigen Erträge üppiger als erwartet ausfallen. Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir in diesem Zusammenhang vom Zwischenbericht von Mitte Juli.

Zusammensetzung der Aktienfavoriten nach den Anpassungen

Ich könnte mir gut vorstellen, dass die anstehende Quartalsberichterstattung beim einen oder anderen Unternehmen für enttäuschte Gesichter sorgen könnte – sei dies aufgrund schwacher Zahlenkränze oder aber aufgrund vorsichtiger zukunftsgerichteter Aussagen.

Dies würde meinen Aktienfavoriten insofern helfen, als dass sich die defensive Ausrichtung in der ersten Jahreshälfte nicht ausbezahlt hat. Ganz im Gegenteil: Mit einem Plus von 1,2 Prozent hinkt die Aktienauswahl dem um knapp 7 Prozent höheren Swiss Performance Index (SPI) auch weiterhin hinterher.

Erst kürzlich lieferte eine Investorenkonferenz des amerikanischen Brokers Stifel übrigens wertvolle Einblicke ins Tagesgeschäft hiesiger Firmen. Ich berichtete wie folgt:

Wie die Autoren um den Chefanalysten Christian Arnold schreiben, gaben sich die Firmenvertreter von Holcim, Kardex, Landis+Gyr, Medartis, SIG und Sulzer zuversichtlich in Sachen laufendes Quartal und/oder zweite Jahreshälfte. Im Gegenzug hagelte es vorsichtige, wenn nicht gar negative Aussagen – etwa von Clariant, Geberit, Givaudan, Rieter oder der VAT Group.

...und...

Arnold und seine Mitautoren sehen denn auch vor allem bei Comet (Mittelfristziele) und bei der VAT Group (Jahresziele) die Möglichkeit einer Prognosesenkung. Letztere führte erst kürzlich Kurzarbeit für 650 Beschäftigte ein und äusserte sich eher vorsichtig zur diesjährigen Geschäftsentwicklung, ohne aber konkret zu werden. Nicht weniger interessant scheint mir, dass die Stifel-Analysten bei Dufry, Holcim, SGS, SIG, Sulzer, Swissquote und Zurich Airport sogar Raum für höhere Jahresvorgaben sehen. Bei einigen dieser Unternehmen liegen die Gewinnerwartungen der Analysten allerdings schon heute über den firmeneigenen Zielen.

...für Überraschungen unterschiedlichster Couleur ist damit im Hinblick auf die Unternehmensberichterstattung jedenfalls gesorgt. Meine Befürchtung: Die negativen Überraschungen könnten überwiegen und von der Börse nicht gut aufgenommen werden.

Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an. Mit diesem setzen sie einfach und bequem auf die von ihm favorisierten Aktien. Die Nettodividenden werden dabei jeweils zeitgerecht reinvestiert.