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Zwischenbilanz August

Schweizer Aktienfavoriten: Ein wahres Paradies für Spekulanten

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Der cash Insider kann mit seinen Aktienfavoriten erneut etwas Boden auf den Vergleichsindex gut machen. Er äussert sich ausgiebig zum Börsenumfeld sowie zu den Valoren von Roche, UBS und Novartis.

05.09.2023   11:50
Von cash Insider
Quelle: ©Tran-Photography/Fotolia.com

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Was war der August bloss für ein Börsenmonat. Erst verloren die USA ihren Ruf als Musterschülerin, nachdem ihnen die Ratingagentur Fitch die Bonitätsnote AAA entzogen hatte. Dann gingen von China aus Wachstumsängste rund um den Globus. Beides blieb nicht ohne Folgen für die Aktienmärkte und liess den Swiss Performance Index (SPI) vorübergehend um fast fünf Prozent zurückfallen.

Nur der Hoffnung auf zusätzliche Wirtschaftspakete aus Peking sowie jener auf ein baldiges Ende der Leitzinserhöhungen durch die westlichen Notenbanken dürfte es zu verdanken sein, dass das breit gefasste Börsenbarometer die Verluste im weiteren Verlauf auf weniger als zwei Prozent eingrenzen konnte.

Das ändert allerdings nichts daran, dass der August wohl als der bisher launischste Börsenmonat in diesem Jahr in die Geschichte eingeht. Selten lagen Erfolg und Misserfolg so nahe beieinander wie in den vergangenen Wochen. Wer Aktien von Schaffner im Portefeuille hatte, darf sich freuen. Dank einer grosszügigen Barofferte der amerikanischen TE Connectivity gehen die Valoren mit einem Kursplus von fast 73 Prozent aus dem August hervor. Doch auch mit jenen des Milchverarbeiters Hochdorf (+45 Prozent), der Versandapotheke DocMorris (+27 Prozent) oder des Pharmazulieferers PolyPeptide (+23 Prozent) liess sich gutes Geld verdienen. Diese drei Unternehmen haben übrigens eines gemeinsam: Sie alle gelten als "Fallen Angels". So nennt man in Ungnade gefallene Börsenüberflieger.

Bei den Aktionärinnen und Aktionären des Nahrungsmittelergänzungsherstellers Evolva (-47 Prozent), des Pharmaunternehmens Idorsia (-28 Prozent), des Baukonzerns Implenia (-24 Prozent) oder des Solarherstellers Meyer Burger (-24 Prozent) dürfte sich die Freude über die Kursentwicklung der letzten Wochen hingegen in einem überblickbaren Rahmen halten.

Bilanz der Aktienfavoriten der letzten Jahre

Jahr Aktienfavoriten** SPI
2013 +40,1 % +23,9 %
2014 +11,4 % +15,2 %
2015 +  4,1 % +  2,4 %
2016 -   3,7 % -   1,7 %
2017 +23,6 % +20,1 %
2018 - 19,1 % -   8,8 %
2019 +25,4 % +30,6 %
2020 +  9,8 % +  3,1 %
2021 +10,0 % +23,4 %
2022 - 17,2 % - 16,5 %
2023* +  3,1 % +  5,6 %

* Schlusskurse vom 31. August 2023
** Entwicklung vor anfallenden Kosten

Zwei Dinge bedürfen ganz besonderer Aufmerksamkeit: Da wären zum einen die über diese Jahreszeit ungewohnt mageren Handelsumsätze. Diese bieten starken Kursausschlägen einen geradezu idealen Nährboden. Und zum anderen wäre da die immer länger werdende Liste von Aktien, welche sich auf oder in der Nähe ihrer diesjährigen Tiefstkurse befinden. Der vergleichsweise stabile Gesamtmarkt überdeckt sowohl das eine als auch das andere.

Angesichts der ziemlich scharfen Kursbewegungen der letzten Wochen könnte man fast von einem Paradies für Spekulanten sprechen. Es liess sich viel Geld verdienen – wenn man denn in einem günstigen Zeitpunkt auf die richtigen Aktien setzte. Wenn bloss das Wörtchen "wenn" nicht wäre...

Meine Schweizer Aktienfavoriten für 2023 konnten im August erneut etwas Boden auf den SPI gutmachen. Mit einem Plus von 3,09 Prozent hinken sie dem um 5,57 Prozent höheren Vergleichsindex allerdings noch immer hinterher.

Eine grosse Enttäuschung bleiben die Genussscheine von Roche. Mit einem Minus von etwas mehr als 10 Prozent seit Ende Dezember findet sich das Schwergewicht bei den Valoren aus dem Swiss Market Index (SMI) am Tabellenende wieder.

Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende August

Titel Anzahl Einstand akt. Wert* Erfolg G/V
Barmittel                 5'054    
Holcim N       151       48,29             8'854 + 1'552 +21,3 %
Novartis N       145       84,19           12'986 +    744 +  6,1 %
Partners Group N         11     841,60           10'412 + 1'238 +13,5 %
Roche GS         63     291,89           16'269 -  1'969 - 10,8 %
Sika N         48     225,61           11'894 + 1'177 +11,0 %
UBS N       168       18,38             3'941 +    859 +27,8 %
Zurich Insurance N         14     445,91             5'935 -     442 -   6,9 %
Comet N         23     228,86             5'226 -       38 -   0,7 %
Helvetia N         67     108,74             9'005 + 1'730 +23,8 %
Medmix N       214       16,87             5'626 + 2'018 +55,9 %
Oerlikon N    1'816         5,92             7'886 -  2'817 - 26,6 %
           
Total             103'088   +  3,1 %

* Schlusskurse vom 31. August 2023

Doch selbst das hielt den bekannten Pharmaanalysten Sachin Jain von der Bank of America kürzlich nicht davon ab, die Valoren des Pharma-Urgesteins von "Buy" auf "Neutral" abzustrafen und das Kursziel auf 290 (zuvor 360) Franken zusammenzustreichen. Der Analyst befürchtet, dass das Brustkrebsmittel Enhertu der britischen AstraZeneca auf diesem Gebiet die Basler bis zu 6 Milliarden Umsatzfranken kosten könnte – immer unter der Voraussetzung, dass das Konkurrenzpräparat in der späten Zulassungsstudie überzeugen kann.

Neugierig wie ich bin, habe ich mich in meinen Unterlagen mal ein bisschen schlau gemacht: Es war Jain, welcher die Genussscheine von Roche Mitte September 2019 einst von "Neutral" auf "Buy" heraufgestuft und diese seither bei jeder erstbesten sich ihm bietenden Gelegenheit zum Kauf angepriesen hatte. Auch deshalb überrascht mich der plötzliche Sinneswandel – nun da sich das Traditionsunternehmen an der Börse in einem hartnäckigen Stimmungstief wiederfindet.

Was der Pharmaanalyst übrigens verschweigt: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von gerade mal 13 auf Basis der nächstjährigen Schätzungen und einer Dividendenrendite von 3,6 Prozent waren die Valoren nie günstiger zu haben. Umso mehr überrascht mich, dass nun auch noch die Berenberg-Analystin Luisa Hector bei den "Bons" von "Buy" auf "Hold" geht und das Kursziel auf 290 (320) Franken kürzt.

Seit bekannt ist, dass das Herzmedikament Entresto auf der Liste der zehn verschreibungspflichtigen Präparate zu finden ist, bei welchen die amerikanische Regierung im Rahmen des "Inflation Reduction Acts" tiefere Preise aushandeln will, bekunden die Aktien von Novartis sichtlich Mühe. Die Reaktion der Börse überrascht, dürfte das Präparat in den USA ja bekanntlich bald den Patentschutz verlieren. Die Basler selber rechnen ab Mitte 2025 mit dem Markteintritt günstigerer Nachahmer-Versionen, was sich auch in den firmeneigenen Mittelfristzielen widerspiegelt.

Ich wäre nicht überrascht, würde sich die ganze Diskussion um Entresto eines schönen Tages rückblickend bloss als Sturm im Wasserglas erweisen. Neue Impulse erhoffe ich mir von der anstehenden Abspaltung von Sandoz – wobei dieser Schritt in Analystenkreisen höchst unterschiedlich beurteilt wird. Mehr zu diesem Thema in meiner Kolumne von morgen Mittwoch.

Freude bereiten hingegen die Aktien der UBS. In den letzten Tagen kletterten die Valoren der grössten Schweizer Bank in der Nähe von 24 Franken und damit auf den höchsten Stand seit dem Höhepunkt der Finanzkrise von 2008. Spätestens seit der Quartalsergebnisveröffentlichung scheint auch die Börse zum Schluss gekommen zu sein, dass die Credit-Suisse-Übernahme ein Schnäppchen war.

Analyst Alastair Ryan von der Bank of America veranschlagt neuerdings sogar ein Kursziel von 30 (zuvor 27) Franken für die Valoren. Seines Erachtens hat das Risikoprofil zuletzt deutliche Verbesserungen erfahren. Die Früchte des Zusammenschlusses würden tiefer als gedacht hängen und die schnelle Stabilisierung des Tagesgeschäfts bei der Credit Suisse spreche mittelfristig für eine grössere und erst noch profitablere UBS. Deshalb ist eigentlich unnötig zu erwähnen, dass der Analyst an seiner Kaufempfehlung festhält.

Ich teile seine Zuversicht und glaube, dass die Grossbank deutlich früher als gedacht wieder eigene Aktien zurückkaufen wird. Eigenkapital steht ihr hierfür nach der Integration der Credit Suisse reichlich zur Verfügung. Und wenn ich mich recht erinnern mag, dann hielt die Credit Suisse ja steuerbegünstigte Kapitaleinlagereserven in Milliardenhöhe.

Dennoch halte ich aus zwei Gründen an der defensiven Zusammensetzung meiner Schweizer Aktienfavoriten fest: Einerseits lassen mich die ungewöhnlich dünnen Handelsumsätze an der Beständigkeit der jüngsten Kursgewinne zweifeln und andererseits riecht es in China und den angrenzenden Ländern geradezu nach einem Wirtschaftsabschwung – wobei sich die hohe Abhängigkeit Europas vom Reich der Mitte rächen könnte.

Die eigentliche Bewährungsprobe steht der hiesigen Unternehmenswelt erst noch bevor. Ich befürchte sogar, dass sich die Weltwirtschaft in einem deutlich schlechteren Zustand befindet, als allgemein angenommen wird. Folglich ist jetzt nicht die Zeit, um hohe Risiken einzugehen...

Transaktionen Aktienfavoriten 2023

Datum Titel   Anzahl Kurs   Total
29.12.2022 Credit Suisse N Kauf 1'825     2,74 Franken         5'000-
29.12.2022 Holcim N Kauf    146   47,88 Franken         6'967-
29.12.2022 Logitech N Kauf    140   57,00 Franken         8'003-
29.12.2022 Helvetia N Kauf      65 108,10 Franken         6'999-
29.12.2022 Oerlikon N Kauf 1'664     6,01 Franken       10'000-
29.12.2022 Medmix N Kauf    298   16,80 Franken         5'000-
29.12.2022 Zurich Insurance N Kauf      18 446,18 Franken         7'987-
29.12.2022 Sika N Kauf      45 223,75 Franken       10'002-
29.12.2022 Roche GS Kauf      68 292,68 Franken       19'990-
29.12.2022 Novartis N Kauf    178   84,43 Franken       15'003-
09.03.2023 Novartis N Kauf        5   75,71 Franken            379-
16.03.2023 Roche GS Kauf        2 260,00 Franken            520-
21.03.2023 Credit Suisse N Verkauf 1'825     0,86 Franken         1'569+
21.03.2023 UBS N Kauf      84   18,64 Franken         1'566-
21.03.2023 Oerlikon N Kauf      76     5,36 Franken            408-
30.03.2023 Sika N Kauf        1 253,50 Franken            254-
12.04.2023 UBS N Kauf        2   18,80 Franken              38-
12.04.2023 Zurich Insurance N Kauf        1 438,00 Franken            438-
03.05.2023 Helvetia N Kauf        2 125,70 Franken            251-
03.05.2023 Medmix N Kauf        5   21,15 Franken            100-
09.05.2023 Holcim N Kauf        6   57,86 Franken            365-
30.06.2023 Novartis N Verkauf      14   90,00 Franken         1'269+
30.06.2023 Medmix N Verkauf      88   23,65 Franken         2'091+
30.06.2023 Partners Group N Kauf      12 841,60 Franken       10'099-
30.06.2023 Zurich Insurance N Verkauf        4 424,90 Franken         1'785+
30.06.2023 UBS N Kauf      82   18,10 Franken         1'484-
30.06.2023 Sika N Kauf        2 255,70 Franken            614-
30.06.2023 Oerlikon N Kauf      76     4,46 Franken            339-
30.06.2023 Logitech N Verkauf    140   53,24 Franken         7'475+
02.08.2023 Comet N Kauf      23 228,86 Franken         5'264-
02.08.2023 Roche GS Verkauf        8 269,80 Franken         2'104+
02.08.2023 Novartis N Verkauf      23   90,76 Franken         2'106+
02.08.2023 Partners Group N Verkauf        1 958,60 Franken            959+


Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an. Mit diesem setzen sie einfach und bequem auf die von ihm favorisierten Aktien. Die Nettodividenden werden dabei jeweils zeitgerecht reinvestiert.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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8 Kommentare

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sibyl

Ach so ist das. Okay, vielen Dank für die Erklärung.

cashinsider

Ich dachte mir, es wäre zu dick aufgetragen, das Musterportfolio mit 1'000'000 Franken auszustatten und entschied mich für 'vernünftigere' 100'000 Franken - im Wissen um das von Ihnen genannte 'Problem'. Danke an dieser Stelle für Ihr Verständnis.

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sibyl

Ich habe auch eine Frage an Cash: Zahlen Sie keine Gebühren (Minimum Courtage, eidgen. Stempelsteuer und Ausführungsgebühr Börse)? In der Regel entstehen pro Kauf und Verkauf mind. Fr. 40.-- Gebühren. Wie können Sie da bei gewissen Positionen nur eine einzige Aktie kaufen (siehe oben Ihre Tabelle "Transaktionen Aktienfavoriten 2023?" Das macht doch überhaupt keinen Sinn!

cash_insider

Die Transaktionen widerspiegeln jene, welche beim Insider Tracking-Zertifikat in einem deutlich umfangreicheren Stil umgesetzt werden. Dass wir dasselbe auf cash.ch mit einem Vermögen von "bloss" 100'000 Franken nachvollziehen, erklärt die geringe Stückzahl.

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matchwinner

Die Performance vom Cash Insider wäre gar nicht so übel, aber Oerlikon gehört nun wirklich nicht in ein Anlage-Portfolio!

cash_insider

Danke. Ja, leider entwickeln sich die Aktien von Oerlikon nicht ganz so wie erhofft. Aber man muss dem Management zugutehalten, dass es seinen Job schon seit Jahren eigentlich sehr gut macht. Über den Zeitpunkt der seinerzeitigen Aktienrückkäufe kann man sich im Guten streiten.

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fintool.ch

Eine kleine Frage:
Ist die Tabelle "Bilanz der letzten Jahre" die Bilanz der Picks des Cash-Insider? und sind die Zahlen vor oder nach Kosten?

cash_insider

Ja, die "Bilanz der letzten Jahre" steht für die Picks des Cash-Insider. Und diese Zahlen sind vor Kosten. Wir werden der Transparenz halber künftig entsprechend darauf hinweisen.

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