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Wenn sich Finanzinvestoren bei einem Unternehmen einkaufen, wollen sie vor allem eines: innerhalb nützlicher Frist möglichst viel Geld verdienen.
Seit Cevian Capital vor drei Jahren mit 5,3 Prozent bei ABB eingestiegen ist, unterstreicht die schwedische Beteiligungsgesellschaft bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihren langfristigen Anlagehorizont. Wie jeder andere Finanzinvestor steht allerdings auch Cevian Capital unter einem gehörigen Renditedruck.
Im Gespräch mit dem Wirtschaftsblatt "Dagens Industri" verschaffen Vertreter des Grossaktionärs ihrem Ärger Luft. Man sei enttäuscht über das schwache Abschneiden der Aktien, so ist nachzulesen.
Auch die Vertreter von Artisan Partners - einem ebenfalls für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen bekannten Grossaktionär - können ihre Enttäuschung gegenüber "Dagens Industri" nicht verbergen. Sie sehen Verwaltungsratspräsident Peter Voser in der Pflicht, endlich Massnahmen zur Freisetzung von Aktionärswerten einzuleiten.
Noch hat sich der wohl gewichtigste Aktionär nicht geäussert: Investor AB - die Beteiligungsgesellschaft der Unternehmerfamilie Wallenberg. Sie hält etwas mehr als 10 Prozent der Stimmen.
Fakt ist allerdings: Es brodelt gewaltig im Aktionariat (siehe "ABB muss jetzt liefern" vom 27. Februar). Und das zu Recht, verdiente in den vergangenen acht Jahren doch nur Geld, wer sein Aktienpaket aktiv bewirtschaftete.
In den letzten Wochen gerieten die ABB-Aktien überdurchschnittlich stark unter Verkaufsdruck. (Quelle: www.cash.ch)
Die Aktionäre sind nur eine von vielen Anspruchsgruppen eines Unternehmens, dessen bin ich mir bewusst. Deshalb bin ich bestenfalls ein halbherziger Verfechter des angelsächsisch geprägten "Shareholder Value".
Dennoch gehört die Unzufriedenheit der Grossaktionäre - meines Erachtens nichts Geringeres als eine Vorstufe einer Aktionärsrevolte - ernstgenommen. Schliesslich sprechen die Vertreter von Cevian Capital und Artisan Partners vielen langjährigen Anteilseignern aus der Seele.
Peter Voser und sein Konzernchef Ulrich Spiesshofer dürfen noch bis Montag öffentlich zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Ab dann untersagt ihnen die Quiet Period dies bis zur Quartalsergebnispräsentation.
Nicht auszudenken was wäre, sollte das Zweiergespann in knapp zwei Wochen mit einer weiteren Ergebnisenttäuschung aufwarten...
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Ein für seine aktive Einflussnahme bekannter Hedgefonds sei bei Meyer Burger eingestiegen, so schrieb ich am 22. März an dieser Stelle. An diesem Tag war einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX zu entnehmen, dass sich der Camox Master Fund kurz zuvor mit 3,13 Prozent beim Solarzulieferunternehmen aus dem bernischen Gwatt eingekauft hatte (siehe "Aktionärsaktivist nistet sich bei Meyer Burger ein").
Nun scheint den berüchtigten Hedgefonds der Mut allerdings verlassen zu haben. Wie eine aktuelle Offenlegungsmeldung verrät hat der Grossaktionär seine Beteiligung weniger als zwei Wochen nach seinem Einstieg wieder auf 2,63 Prozent reduziert.
Geld dürfte der Camox Master Fund mit seinem kurzen Gastspiel bei Meyer Burger wohl nicht verdient haben. Notierten die Aktien rund um seinen Einstieg noch bei 1,70 Franken, fielen sie zuletzt bis auf 1 Franken zurück.
Kursentwicklung der Aktien von Meyer Burger rund um das Gastspiel von Camox herum. (Quelle: www.cash.ch)
Gestern kursierten im frühen Handel Spekulationen, wonach bei den Valoren von Meyer Burger ein grösserer Verkaufsauftrag abgeschlossen worden sei. Was folgte, war ein Kursfeuerwerk.
Zählt man eins und eins zusammen, dürfte der Camox Master Fund Auftraggeber des geheimnisvollen Verkaufsauftrags gewesen sein. Es deutet einiges auf einen vollständigen Rückzug des Hedgefonds aus dem Aktionariat des Solarzulieferunternehmens hin.
Über die Beweggründe lässt sich bloss spekulieren. Vermutlich wirkten die ernüchternden Aussagen zur Auftragslage in den Monaten Januar und Februar sowie die unerwartet vorsichtigen Zielvorgaben für das Gesamtjahr abschreckend. Oder wurde da jemand gar von kreditgebenden Banken "zwangsexekutiert"?
Richard Frei von der Zürcher Kantonalbank nutzt heute jedenfalls die Kursdelle, um die Aktien von Meyer Burger von "Marktgewichten" auf "Übergewichten" heraufzustufen. Den fairen Wert gibt der Analyst mit 1,65 Franken an.
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