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Als ich mich am heutigen Dienstag frühmorgens mit den Vorgaben aus New York und Asien beschäftigte, herrschte dort fast so etwas wie Weltuntergangsstimmung. In der Nacht beendeten die wichtigsten amerikanischen Aktienindizes die Börsensitzung nahe der Tagestiefststände. Und als ob das alleine nicht schon genug wäre, gaben die amerikanischen Index-Futures im asiatischen Handel zeitweise gleich noch einmal um fast zwei Prozent nach.

Doch es sollte alles ganz anders kommen: Der grosse Ausverkauf bleibt rückblickend aus. Der Weltuntergang ist vertagt. Die hiesigen Marktakteure dürfen – zumindest fürs Erste - erleichtert aufatmen.

Dass der Swiss Market Index (SMI) dennoch etwas hadert, lässt sich mit dem Dividendenabgang beim Schwergewicht Novartis erklären. Alleine dieser kostet das Börsenbarometer geschätzte 70 Punkte.

Allerdings erhält unser Heimmarkt neuerdings Zuspruch aus einer ziemlich überraschenden Ecke: Chris Potts von Kepler Cheuvreux geht bei Schweizer Aktien von "Neutral" auf "Overweight" – nachdem er diese noch im Dezember eher etwas halbherzig von "Underweight" auf "Neutral" heraufgestuft hatte.

Ich kommentierte diesen Schritt damals wie folgt:

Potts begründet den wiedergewonnenen Optimismus für den Schweizer Aktienmarkt damit, dass er für seine Anlagekundschaft mittlerweile bis über beide Ohren in defensiven Pharma- und Nahrungsmittelaktien investiert ist. Vor diesem Hintergrund überrascht mich nicht, dass er bei seiner Einschätzung für den Schweizer Aktienmarkt nun doch noch eingeknickt ist.

Ich bin jetzt schon neugierig, ob es sich dabei bloss um ein kurzes Gastspiel Potts handelt, oder ob sich der Stratege für längere Zeit bei Aktien aus der Schweiz eingekauft hat.

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Gut zwei Wochen ist es nun her, dass die Charttechniker der Credit Suisse um David Sneddon beim SMI vor einem drohenden Verkaufssignal warnten. Beim renommierten Börsenbarometer zeichne sich eine sogenannte "Schulter-Kopf-Schulter"-Formation mit einer leicht abfallenden Nackenlinie bei 11'868 Punkten ab, so hielten sie fest – ohne ein konkretes Ziel für den SMI zu nennen.

Ich schrieb deshalb:

Es sollte nicht bei blossen Worten bleiben, stuften Sneddon und seine Abteilungskollegen den SMI doch schon damals vorsorglich auf einen Anlagehorizont von drei bis sechs Monaten von "Positive" auf "Neutral" herunter. Neben der besagten "Schulter-Kopf-Schulter"-Formation waren den Experten nämlich auch die rückläufigen mittelfristigen Trendindikatoren ein Dorn im Auge.

Nun, da das Börsenbarometer nach dem Bruch der Nackenlinie mal eben schnell auf unter 11'000 Punkte abtauchte, melden sich die Charttechniker wieder zu Wort. Sie sehen den SMI nun einen Boden bilden und anschliessend zu einer Gegenbewegung nach oben ansetzen – immer unter der Voraussetzung, dass das Börsenbarometer in den nächsten Tagen nicht unter dem Zwischentief vom vergangenen Mai bei 10'933 Punkten schliesst.

Was die Experten jedoch nicht schreiben: Es zeichnet sich eine weitere, noch viel bedrohlichere Schulter-Kopf-Schulter-Formation ab. Deren Nackenlinie verläuft momentan abfallend bei 10'871 Punkten.

Entwicklung des SMI über die letzten fünf Jahre; zeichnet sich eine längerfristige Schulter-Kopf-Schulter-Formation ab? (Quelle: www.cash.ch)

Noch fehlt der Formation die zweite Schulter. Mit anderen Worten: Eigentlich müsste der SMI über die kommenden Wochen und Monaten zu einer Erholungsbewegung in die Region von 11'750 bis 12'000 Punkten ansetzen – bevor die Stimmung dann wieder kippt.

Das sind etwas gar viele "Wenns" und "Abers". Angesichts der Tragweite dieser Formation – wir sprechen hier von einem möglichen Abtauchen des SMI auf unter 10'000 Punkte – behalte ich diese Entwicklungen im langfristigen Bild dennoch genauestens im Auge...

 

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