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Seit Wochen ranken sich die wildesten Spekulationen um die Zurich Insurance Group. Erst wurde dem amerikanischen Milliardär Warren Buffett eine strategische Beteiligungsnahme nachgesagt (siehe "Steigt Warren Buffett bei Zurich Insurance ein?" vom 29. März). Dann hiess es, die japanische Softbank könnte beim traditionsreichen Versicherungskonzern aus Zürich anklopfen, sollten die Verhandlungen mit Swiss Re scheitern.

Neuerdings soll nun auch die Allianz um die Gunst der Zurich Insurance Group buhlen. Mit umgerechnet 105 Milliarden Franken bringt die Rivalin aus dem nördlichen Nachbarland an der Börse fast zweimal soviel auf die Waage wie die Schweizer.

In einem Interview mit der Financial Times will sich Allianz-Chef Oliver Bäte allerdings nicht so recht in die Karten blicken lassen. Er zeigt sich einem Zusammenschluss mit einem anderen grossen Versicherungskonzern gegenüber zwar aufgeschlossen, will die Spekulationen rund um ein angebliches Interesse an der Zurich Insurance Group allerdings nicht kommentieren.

Die Aktien der Zurich Insurance Group flirten wieder mit den Mehrjahreshöchstkursen von Anfang Januar (Quelle: www.cash.ch)

Nervosität dürfte am Hauptsitz in Zürich deswegen dennoch nicht aufkommen. Denn Nichts schützt besser vor einer ungewollten Annäherung eines Rivalen als eine überdurchschnittlich hohe Bewertung. Die Allianz müsste sich die Gunst der Zurich-Aktionäre womöglich teuer erkaufen und tief in die Tasche greifen. Dazu scheint Oliver Bäte jedoch nicht bereit, kommt für ihn doch nur ein Zusammenschluss ohne Übernahmeprämie in Frage.

Meines Erachtens gibt es viele gute Gründe, die für die Aktien der Zurich Insurance Group sprechen. Da braucht es nicht auch noch irgendwelche abenteuerlich anmutenden Spekulationen.

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Die Stimmung werde spätestens im Februar kippen, warnte Christopher Potts von Kepler Cheuvreux anfangs Januar und stemmte sich mit dieser Warnung mit aller Kraft gegen den Zweckoptimismus vieler seiner Berufskollegen. Doch die Aktienkurse wollten nicht so wie der bekannte Stratege und zogen in den darauffolgenden Wochen noch einmal kräftig an (siehe "Die Stimmung dürfte spätestens im Februar kippen" vom 9. Januar). Potts erntete daraufhin eine Menge Häme und Spott.

Als er kurze Zeit später nachlegte und schrieb, dass Aktien später im Jahr günstiger zu haben sein würden, da wusste der Stratege vermutlich noch nicht, dass an den Börsen nur wenige Tage später eine Ausverkaufswelle rund um den Globus rollen sollte (siehe "«Aktien werden später im Jahr günstiger zu haben sein»" vom 24. Januar).

Im März überraschte Potts dann wieder, als er für Ende April ein Ende der Börsenturbulenzen vorhersagte (siehe "«Spätestens Ende April dürfte alles ausgestanden sein»" vom 7. März).

Wer hinter der damaligen Aussage ein blosses Lippenbekenntnis vermutet, der irrt gewaltig. Die Direktive des Strategen lautet nicht etwa "Sell in May and go away" - sondern kurz und knapp: "Buy in May".

In Erwartung einer Kurserholung bis weit in den Sommer hinein lässt Potts auf Worte Taten folgen und reduziert seine taktische Barmittelquote von 6 auf 5 Prozent.

Der Zeitpunkt überrascht, gehen die Aktienmärkte ab Mai für gewöhnlich doch in eine gemächlichere Phase über. Meinen Berechnungen zufolge gewann der dividendenbereinigte Swiss Market Index (SMIC) seit 2007 zwischen Anfang Mai und Ende September im Durchschnitt jeweils 0,14 Prozent, was doch eher mager ist (siehe "Stehen dem SMI schwierige Monate bevor?" vom 25. April).

Es ist erfreulich mitanzusehen, wenn ein Stratege zu seinen früheren Aussagen steht und diesen entsprechend handelt. So richtig vor Überzeugung strotzt die leichte Reduktion der taktischen Barmittelquote allerdings noch nicht. Mit anderen Worten: Potts wird früher oder später noch eine Schippe rauflegen müssen.

Der dividendenbereinigte SMI machte in den letzten Wochen kräftig Boden gut (Quelle: www.cash.ch)

Was mir noch immer fehlt, ist die letzte Kapitulation. Der von Panik begleitete Ausverkauf lässt bis heute auf sich warten. Im ungünstigsten Fall droht ein "Salami-Crash" - ein Kursrückgang auf Raten. Auch an der Börse gilt nämlich: Lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende.

Dennoch habe auch ich am letzten Freitag meine taktische Barmittelquote reduziert und 10'000 Franken in die Aktien von OC Oerlikon fliessen lassen (siehe "«Noch haben Anleger nicht wirklich kapituliert»" vom 4. Mai).

Viel fehlt nicht mehr und meine Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2018 weisen seit Jahresbeginn wieder eine positive Kursentwicklung auf...

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