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Wenige Monate ist es her, da befanden sich die Aktien von Novartis in einem Stimmungstief. Das Indexschwergewicht sei zu gross, zu träge und sowieso viel zu langweilig - so lautete damals das vernichtende Urteil der Banken und ihrer Strategen.

Doch urplötzlich sind genau diese Qualitäten wieder gefragt (siehe auch Und plötzlich sind Nestlé und Co. wieder gut genug vom 29. Oktober). Selbst zu meiner Überraschung übertrafen die Aktien des Gesundheitskonzerns aus Basel in den letzten Tagen gar die bisherigen Jahreshöchstkurse von Ende Januar.

Für die nötigen Impulse sorgte nicht zuletzt auch der diesjährige Investorentag. Man verfüge über 26 mögliche Wirkstoffkandidaten, die eines Tages Spitzenumsätze von einer Milliarde Dollar oder mehr erzielen könnten, so liess das Unternehmen die Anwesenden wissen. Bereits die Hälfte dieser Wirkstoffkandidaten befindet sich in einem der drei klinischen Entwicklungsstadien.

Was Novartis allerdings nicht sagt - oder, besser gesagt, nicht an die grosse Glocke hängt: Gerade von den ach so wegweisenden Gen- und Zelltherapien stammt nicht ein einziger Wirkstoff aus den eigenen Laboratorien.

Kursentwicklung der Aktien von Novartis über die letzten fünf Jahre. (Quelle: www.cash.ch)

Zu diesem Schluss kommt zumindest der für Helvea tätige Pharmaanalyst Bruno Bulic. Wie er in einem Kommentar mit dem geradezu treffenden Titel "Auf Wiedersehen organisches Wachstum" schreibt, wurden die besagten Wirkstoffkandidaten entweder mit den milliardenschweren Übernahmen von Avexis, Advanced Accelerator Applications und Endocyte für viel Geld erstanden, oder aber von kleineren Pharmaherstellern und Universitäten einlizenziert.

Die Rechnung Bulics ist einfach gemacht: Unter Konzernchef Vas Narasimhan gab Novartis alleine in den letzten zwölf Monaten mehr als 15 Milliarden Dollar für Übernahmen aus. Dem stehen jährliche Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Höhe von 7,5 Milliarden Dollar gegenüber.

Dem Pharmaanalysten zufolge fragt sich nicht nur bei den milliardenschweren Firmenübernahmen, sondern auch bei den Forschungs- und Entwicklungsausgaben, ob die Investitionen überhaupt jemals die erhoffte Rendite abwerfen.

Die aggressive Übernahmestrategie der letzten zwölf Monate lässt bei mir alte Erinnerungen an jene während der Ära Daniel Vasellas wachwerden - selbst wenn Novartis unter Vas Narasimhan einen wesentlich fokussierteren Ansatz verfolgt.

Ich befürchte, dass die Jahreshöchstkurse der letzten Tage nicht in Stein gemeisselt sind. Und schwächelt das Schwergewicht Novartis, bekundet bekanntlich auch der Swiss Market Index (SMI) Mühe.

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Gestern berichtete ich von zwei aufeinanderfolgenden Kaufempfehlungen für die Aktien des Verpackungsmaschinenherstellers Bobst (siehe Kaufempfehlungen verhelfen einer schlecht handelbaren Aktie zu einer kräftigen Kurserholung von gestern).

Für die eine Kaufempfehlung sorgte Analyst Robin Seydoux von Research Partners, für die zweite nur wenige Tage später sein Berufskollege Daniel König von Mirabaud Limited.

Wer die Aktien von Lem auf dem Radar hat, den könnte nun gar ein Déjà-vu beschleichen. Denn auch beim Genfer Elektronikkonzern folgt auf eine Heraufstufung von "Halten" auf "Kaufen" durch Research Partners eine ebensolche durch Daniel König von Mirabaud Limited.

Die beiden Kaufempfehlungen hauchten den Lem-Aktien zuletzt wieder Leben ein. (Quelle: www.cash.ch)

Einziger Unterschied: Während man bei Research Partners neu auf ein Kursziel von 1400 (zuvor 1500) Franken kommt, errechnet der für Mirabaud Limited tätige Analyst "nur" eines von 1380 (zuvor 1462) Franken.

An einen blossen Zufall will ich jedenfalls nicht so recht glauben, selbst wenn mir die Argumente des einen Analysten etwas durchdachter als die des anderen erscheinen...
 

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