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Im aktuellen Marktumfeld Geld zu verdienen sei schwierig, kein Geld zu verlieren fast unmöglich - so schrieb ich vor wenigen Tagen (siehe Kein Geld verlieren ist fast unmöglich vom 9. August).
Wie ein Blick auf die diesjährige Gewinner- und Verliererliste verrät, verdiente nur Geld, wer auf die richtigen Aktien setzte. Das waren hierzulande ausschliesslich solche mittelgrosser Unternehmen wie Vifor Pharma (+47 Prozent), Logitech (+38 Prozent), Temenos (+34 Prozent), Siegfried (+29 Prozent), Tecan (+25 Prozent), Sonova (+22 Prozent) oder Lonza (+21 Prozent).
Die für Helvea tätigen Strategen machen neben der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Wachstumsverlangsamung auch die zusehends restriktivere Zins- und Geldpolitik führender Zentralbanken sowie den Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China für die übertrieben selektive Haltung der Anleger verantwortlich.
Mit den Aktien von Vifor Pharma (rot) und Temenos (grün) liess sich in den letzten zwölf Monaten viel verdienen. (Quelle: www.cash.ch)
Deshalb legen sie das Schwergewicht bei ihren Schlüsselkaufempfehlungen auf Aktien von Unternehmen mit guten und weitestgehend von der konjunkturellen Entwicklung unabhängigen Wachstumsaussichten.
Aus Schweizer Sicht ebenfalls auf der Empfehlungsliste zu finden sind die Aktien von BKW, Huber+Suhner, Kühne+Nagel, Nestlé, OC Oerlikon und Swiss Life.
Mit dieser Titelauswahl befinden sich die Strategen von Helvea in guter Gesellschaft. Denn bei vielen dieser Aktien handelt es sich um Vertreter aus demselben Titelsegment wie die vorhin aufgezählten diesjährigen Gewinneraktien.
Gute und weitestgehend von der konjunkturellen Entwicklung unabhängige Wachstumsaussichten versprechen zur Zeit eigentlich nur Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit und Technologie.
Eines haben diese Aktien übrigens gemeinsam: Sie alle gelten als "Börsenüberflieger".
Letzte Woche bewies Maja Pataki von Kepler Cheuvreux Mut, als sie die Aktien der beiden Börsenüberflieger Tecan und Straumann aus Bewertungsgründen von "Buy" auf "Hold" herunterstufte (siehe Mutige Analystin begeht einen Tabubruch vom Freitag).
Im Wissen um den beeindruckenden Leistungsausweis und die auf lange Sicht intakten Wachstumsaussichten von Straumann und Co. bleibe ich dabei: Auch für diese Unternehmen ist die Börse keine Einbahnstrasse nach oben. Ausserdem fallen solche Firmen irgendwann ihrem eigenen Erfolg zum Opfer. Dann nämlich, wenn die Erwartungen so hoch sind, dass diese sich kaum noch erfüllen lassen (siehe auch Wie gefährdet sind die Aktien der Stunde? vom 26. Juli).
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Der Kurszerfall der letzten Tage hatte es vermuten lassen: Obwohl sich der hochverschuldete Backwarenhersteller Aryzta bis zuletzt mit aller Kraft dagegen wehrte, muss er jetzt doch in den sauren Apfel einer Kapitalerhöhung beissen. Insgesamt sollen Aktien im Wert von 800 Millionen Euro ausgegeben werden.
Zuvor hatte das Unternehmen über Monate hinweg nach einem Käufer für die Beteiligung an der französischen Picard gesucht - vergeblich (siehe Aryzta: Angst vor einer Kapitalerhöhung nimmt zu vom 6. August). Ohne die Aufnahme von neuem Aktienkapital wären wohl spätestens im Januar wichtige im Kreditvertrag vereinbarte Schwellenwerte verletzt worden.
Ursprünglich sollte unter Verwaltungsratspräsident Gary McGann und Firmenchef Kevin Toland alles besser werden. Das Gegenteil war der Fall...
Die beiden erfahrenen Branchenkenner müssen sich nun den Vorwurf gefallen lassen, zu lange am Prinzip Hoffnung festgehalten zu haben. Erst als der Aktienkurs ins Bodenlose zu fallen und eine Kapitalerhöhung unausweichlich schien, gaben sie dem Druck nach - getreu dem Motto: Besser spät als nie.
Verlierer sind die langjährigen Aktionäre. Ihnen wird zwar ein Bezugsrecht eingeräumt. Wollen sie eine Verwässerung ihres Stimmrechts und der zukünftigen Gewinne verhindern, müssen sie dem schlechten Geld eine ganze Menge gutes hinterher werfen.
Ungewöhnlich klare Worte fand am Freitag Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank. Er warnte vor einem Totalverlust für die Aktionäre des Backwarenherstellers. Rückblickend muss sich der Analyst allerdings vorwerfen lassen, die Aktien im Juni letzten Jahres viel zu früh wieder von "Untergewichten" auf "Marktgewichten" heraufgestuft zu haben. Schon damals - als die Aktien noch mehr als 30 Franken kosteten - galt eine Kapitalerhöhung als ein mögliches Szenario.
Zermürbender Kurszerfall der Aryzta-Aktien seit Ende Juli. (Quelle: www.cash.ch)
In weiser Vorahnung spielten UBS und Credit Suisse vergangene Woche erste Kapitalerhöhungs-Szenarien durch. Der Credit Suisse zufolge hätte sich eine Verletzung der Kreditvereinbarungen höchstens noch mit dem Verkauf des Tafelsilbers (Otis und Le Brea) verhindern lassen, was ebenfalls verheerend gewesen wäre.
Vermutlich waren es die beiden Schweizer Grossbanken selbst, die mit ihren Berechnungen letztendlich das Fass zum überlaufen brachten - und sich so auch gleich als Begleiter der geplanten Kapitalerhöhung ins Gespräch brachten.
Seit Monaten warne ich bei Aryzta vor der Gefahr einer für die Aktionäre schmerzhaften Kapitalerhöhung. Immer wieder riet ich trotz optisch günstigen Kursen vor einem Einstieg ab.
Was mich auch jetzt noch von den Aktien abhält: Mit wirklich glaubwürdigen Restrukturierungsplänen wartet der Backwarenhersteller bis heute nicht auf. Ausserdem bedarf der ganz offensichtlich nicht mehr werthaltige Goodwill-Posten in der Bilanz einer weiteren ausserordentlichen Berichtigung.
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