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Es gibt Unternehmen, denen läuft es richtig gut. Zu diesen zählt zweifelsohne Lonza. Erst gestern legte der Pharmazulieferer aus Basel ein beeindruckendes Halbjahresergebnis vor. Und als ob das nicht schon genug wäre, erhöhte er auch gleich noch seine Zielvorgaben für das ganze Jahr.
Die Neuigkeiten liessen den Kurs der Aktien kurzum auf 305 Franken und damit auf den höchsten Stand in der Firmengeschichte steigen. Bei Börsenschluss resultierte dann immerhin noch ein respektables Tagesplus von fast 7 Prozent (siehe Lonza erhöht die Zielvorgaben - Aktie mit neuen Kursrekorden von gestern).
Das ist allerhand, wenn man bedenkt, dass der Börsenwert von Lonza mehr als 30 Prozent höher liegt als noch Ende März.
Ausserdem hatten sich nach dem ermutigenden Zwischenbericht von Anfang Mai nicht wenige Analysten auf eine starke erste Jahreshälfte eingestellt und ihre Gewinnschätzungen schon damals kräftig nach oben genommen.
Dadurch fällt der jetzige Anpassungsbedarf eher gering aus. Analysten müssen ihre diesjährigen Prognosen voraussichtlich gerade mal um rund 2 Prozent nach oben anpassen.
Selbst auf Basis der überarbeiteten Prognosen errechnet sich bei Lonza für das kommende Jahr ein Verhältnis von Unternehmenswert zum operativen Gewinn (EBIT) von gut 20. Mit anderen Worten: In Erwartung weiterer wachstumsreicher Jahre bezahlt man schon heute das Zwanzigfache des nächstjährigen Gewinns vor Zinskosten und Steuern. Ein Schnäppchen sind die Aktien von Lonza damit nicht mehr.
Sowieso sind Anleger angesichts des schwierigen Börsenumfelds bereit, fast jeden Preis für Aktien erfolgreicher Unternehmen zu bezahlen. In diese Kategorie fallen neben Lonza auch der Branchennachbar Siegfried, der Peripheriegerätehersteller Logitech, der Dentalimplantatespezialist Straumann, der Hörgerätehersteller Sonova, die Bankensoftwareschmiede Temenos und der Schokoladeproduzent Lindt & Sprüngli.
Wie die Valoren von Lonza schrieben auch jene dieser sechs Unternehmen in den letzten Wochen neue Kursrekorde. Und noch etwas haben diese Aktien gemeinsam: ihre Bewertung liegt am ganz oberen Ende der langjährigen Bewertungsbandbreite.
Kursentwicklung der Aktien von Lonza (rot), Straumann (gelb) und Temenos (grün) in den letzten fünf Jahren. (Quelle: www.cash.ch)
Qualität hat ihren Preis, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Ausserdem warten einige der genannten Firmen mit einem beeindruckenden Leistungsausweis auf - und das schon seit Jahren.
Trotzdem müssen erfolgreiche Unternehmen vom Schlag von Lonza, Straumann, Logitech oder Temenos aufpassen, dass sie nicht zum Opfer des eigenen Erfolgs werden. Das gilt insbesondere für Firmen aus hart umkämpften Branchen (Sonova) oder solchen, die von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig sind (Temenos, Straumann, Logitech).
Denn nur zu oft extrapolieren Analysten und Anleger wachstumsreiche Jahre linear in die Zukunft. Will heissen: Irgendwann sind die Erwartungen an diese Firmen dann schlichtweg zu hoch und kaum noch zu erfüllen.
Und jedermann weiss, was mit Aktien von stolz bewerteten Unternehmen geschieht, wenn diese den Erwartungen nicht mehr ganz gerecht werden...
Wie rasch eine beliebte Firma an der Börse in Ungnade fallen kann, zeigt der Absturz des Halbleiterzulieferers Comet. Nachdem sich der Kurs dieser Aktien innerhalb von fünf Jahren verachtfacht hatte, folgte der Absturz. Eine Ergebnisenttäuschung, gefolgt von einer überraschenden Gewinnwarnung, reichte aus, um innerhalb weniger Wochen rund die Hälfte des Börsenwerts auszuradieren.
Seit Wochen stehen die Comet-Aktien unter Verkaufsdruck. (Quelle: www.cash.ch)
Ähnlich erging es den Aktien des Sensorenherstellers AMS. Bei Kursen von 120 Franken oder mehr rannten ihnen die Anleger im März dieses Jahres noch blind hinterher. Mittlerweile zu Kursen unter 70 Franken zu haben, greift trotz intakter Wachstumsaussichten kaum noch jemand zu. Wie zu hören ist, wird das Handelsgeschehen seit Tagen von Deckungskäufen aus dem Lager ausländischer Leerverkäufer bestimmt.
Ich würde als Anleger bei diesen Aktien zumindest mit einem sogenannten "Trailing Stop" - einer an die jeweiligen Höchstkurse angelehnte Stop-Loss-Limite - arbeiten.
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