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Am Montagmorgen sah alles danach aus, als habe der Coronavirus auch die Schweiz erreicht. In einem auf dem Zürcher Flughafen gelandeten Swiss-Flugzeug aus New York sei bei einem Besatzungsmitglied ein Verdachtsfall aufgetreten, so berichteten die Kollegen der Handelszeitung – allerdings nur, um schon kurze Zeit später wieder Entwarnung zu geben.

Offiziellen Zahlen zufolge haben sich weltweit mehr als 20'000 Personen mit dem Virus infiziert. Und noch immer steigt diese Zahl stündlich.

Da mutet es schon beinahe ein bisschen makaber an, dass man sich gerade in angelsächsischen Bankenkreisen bereits mit dem Thema beschäftigt, welche Aktien es denn zu kaufen gilt, sollten die Behörden der Pandemie irgendwann in absehbarer Zukunft Herr werden.

Wie die Strategen bei der mächtigen amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs festhalten, sind von Krankheitswellen ausgelöste Börsenturbulenzen meist schon nach wenigen Wochen wieder ausgestanden. Sie trauen zyklischen Wachstumsaktien wie etwa jenen der hiesigen Luxusgüterhersteller kurzfristig das umfassendste Erholungspotenzial zu, sehen aber auch bei Aktien aus der Gesundheitsindustrie durchaus Kaufgelegenheiten.

Auch die Berufskollegen der Rivalin Citigroup sehen im jüngsten Börsenrücksetzer eine Kaufgelegenheit. Anders als die Strategen von Goldman Sachs ziehen sie Parallelen zur Pandemie der Lungenkrankheit SARS aus dem Jahr 2003. Für die Citigroup stehen deshalb Aktien von europäischen Unternehmen mit einem hohen Umsatzbeitrag aus Asien im Vordergrund.

Zu diesen zählt eigentlich auch die Swatch Group. Seit Montag preist die Citigroup die Inhaberaktien des Bieler Uhrenkonzerns allerdings nicht mehr länger zum Kauf an. Analyst Thomas Chauvet reagiert mit einer Reduktion seiner Gewinnschätzungen um bis zu 20 Prozent auf das erst kürzlich veröffentlichte Jahresergebnis. Dadurch fällt das Kursziel für die neuerdings nur noch mit "Neutral" eingestuften Papiere auf 270 (zuvor 356) Franken.

Dank konjunkturresistenten Aktien weiss sich der breit gefasste Stoxx Europe 600 Index zu behaupten (Quelle: www.cash.ch)

Etwas zurückhaltender als die für Goldman Sachs und die Citigroup tätigen Strategen sind jene von Merrill Lynch. Während auch sie von eher überblickbaren wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie ausgehen, rechnen sie kurzfristig mit einem nochmals um 5 Prozent tieferen Stoxx Europe 600 Index. Folglich bleiben die Strategen bei ihrer taktisch neutralen Haltung für europäische Aktien.

Interessant ist, dass man sich bei Merrill Lynch sogar in der optimistischen Haltung für Nahrungsmittelaktien wie etwa jene von Nestlé bestärkt fühlen würde, sollte die Epidemie unerwartet an Breite gewinnen.

Noch immer haben die Dufry-Aktien die Kursverluste nicht ganz wettgemacht (Quelle: www.cash.ch)

Ich bin überrascht, setzen die amerikanischen Investmentbanken hierzulande nicht auf die zuletzt schwachen Aktien von U-blox, Dufry oder LafargeHolcim. Schliesslich wurden alle drei für ihre hohe Abhängigkeit vom Asiengeschäft abgestraft.

Ob sich von den wirtschaftlichen Folgen der Lungenkrankheit SARS tatsächlich zuverlässige Rückschlüsse auf die Coronavirus-Pandemie ziehen lassen, wage ich zu bezweifeln – gibt es über die deutlich höhere Anzahl Erkrankungen hinaus doch zwei weitere grundlegende Unterschiede gegenüber damals: Zum einen ist das Reiseaufkommen heute um einiges höher und zum anderen ist China nicht mehr aus der Lieferkette vieler westlicher Unternehmen wegzudenken. Lag der Anteil der Volksrepublik an der weltweiten Wirtschaftsleistung 2003 bei weniger als 4 Prozent, beträgt dieser heutzutage rund 15 Prozent. Ich bin mir jedenfalls nicht so sicher, ob die amerikanischen Investmentbanken die Folgen der Pandemie nicht doch unterschätzen...

 

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