Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an.

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Der Schweizer Aktienmarkt blickt 2021 auf einen herausragenden Börsenjahrgang zurück. Der Swiss Market Index (SMI) notiert um ziemlich genau 21 Prozent über dem Stand von Ende Dezember letzten Jahres. Rechnet man die Dividendenabgänge auf, errechnet sich gar ein Plus von mehr als 24 Prozent.

Wird 2022 das Jahr der zurückgebliebenen Aktien? Der cash Insider nennt seine Schweizer Aktienfavoriten für 2022.

Alleine diese Zahlen sind an-und-für-sich schon eine dicke Überraschung. Doch auch sonst hatte es das Aktienjahr 2021 für die Aktionärinnen und Aktionäre einiger börsenkotierter Unternehmen aus der Schweiz faustdick hinter den Ohren.

Das gilt insbesondere für jene der Credit Suisse. Im März setzte die Grossbank gleich bei vier Supply Chain Finance Fonds mit einem Gesamtvolumen von 10 Milliarden Dollar den Handel aus. Sie reagierte damit auf die negative Berichterstattung rund um den australischen Financier Lex Greensill sowie den britischen Stahlmagnaten Sanjeev Gupta in der angelsächsischen Presse, liessen diese doch finanzielle Ausfälle vermuten. Aus Vermutungen wurden schmerzhafte Fakten.

Der Archegos-Kollaps bescherte den Aktien der Credit Suisse schmerzhafte Kursverluste (Quelle: www.cash.ch)

Der eigentliche Hammerschlag für die Aktionärinnen und Aktionäre folgte allerdings erst wenige Wochen später, als die Credit Suisse im Zuge des Kollapses des Investmentvehikels Archegos mal eben schnell 5 Milliarden Franken in den Sand setzte. Diese Verluste und die anschliessende Kapitalerhöhung hat man der Grossbank bis heute nicht verziehen. Während die Aktien von UBS und Julius Bär mehr als 30 Prozent über dem Stand der ersten Januar-Tage notieren, wird jenen der Credit Suisse mit einem Minus von 20 Prozent die unrühmliche Rolle des diesjährigen SMI-Schlusslichts zuteil.

Auf António Horta Osório, den neuen starken Mann an der Spitze des Verwaltungsrats, wartet eine Herkulesaufgabe. Mal schauen, ob er innerhalb nützlicher Frist den längst überfälligen Kulturwandel herbeiführen kann.

Und wenn wir schon beim Thema UBS sind: Auch die grösste Schweizer Bank war für Überraschungen gut – wenn auch unter positiven Vorzeichen. Im Berufungsprozess vor einem Pariser Gericht wurde die Grossbank zwar erneut der Geldwäscherei von Erträgen aus Steuerbetrug für schuldig gesprochen. Die Busse in Höhe von 3,7 Milliarden Euro, welche ihr in erster Instanz aufgebrummt worden war, strich die zuständige Richterin nun aber um den Faktor 1000 (!) auf 3,7 Millionen Euro zusammen. Darüber hinaus wird eine zivilrechtliche Schadenersatzzahlung von 800 Millionen Euro fällig – zusätzlich zur hinterlegten Kaution von einer Milliarde Euro, die der französische Staat stinkfrech einzieht.

Dass die UBS dieses Urteil an den französischen Kassationsgerichtshof auf höchste Instanz weiterzieht, hat die Beobachter ebenfalls überrascht. Viele hätten es gerne gesehen, wenn die Grossbank das Urteil akzeptiert und möglichst rasch einen Schlussstrich unter dieses leidige Thema gezogen hätte.

Ich bin neugierig, ob der Entscheid, ein letztes Mal in Berufung zu gehen, wirklich der richtige war.

Wer hätte gedacht, dass der Sicherheitstechnikspezialist Dormakaba nach gerade mal acht Monaten seine Firmenchefin Sabrina Soussan wieder verliert? Soussan wechselt in ihrer Heimat Frankreich an die Spitze des dortigen Versorgungskonzerns Suez. So lautet zumindest die offizielle Fassung.

Wie meine Kollegen bei der Handelszeitung recherchiert haben, wurden die Vorschläge Soussans im Verwaltungsrat von Dormakaba regelrecht "zerpflückt". Angeblich hatte die der Weltöffentlichkeit Mitte November präsentierte Strategie nicht mehr allzuviel mit den Vorschlägen der Firmenchefin zu tun.

Kursrücksetzer bei den Dormakaba-Aktien nach dem Rücktritt der Firmenchefin (Quelle: www.cash.ch)

Die Börse reagierte ziemlich ungehalten auf den Rücktritt der Firmenchefin und schickte den Aktienkurs des Sicherheitstechnikspezialisten alleine an diesem Tag um 13 Prozent in die Tiefe.

Geht es nach dem für Kepler Cheuvreux tätigen Analysten Martin Flückiger, sind die Aktien von Dormakaba jetzt erst recht ein Kauf. Er hält an seinem 830 Franken lautenden Kursziel fest, was einem Aufwärtspotenzial von fast 40 Prozent entspricht.

Wie Flückiger schreibt, ist auch er vom Entscheid Soussans enttäuscht. Dennoch traut er ihrem Nachfolger Jim-Heng Lee zu, die erst kürzlich kommunizierte neue Strategie erfolgreich umzusetzen.

Auch Sulzer gab eine Rochade an der Firmenspitze bekannt, die sich gewaschen hat. Frédéric Lalanne tritt ab Mitte Februar in die Fussstapfen des zurücktretenden Firmenchefs Greg Poux-Guillaumes und Suzanne Thoma wechselt wenige Monate später an die Spitze des Verwaltungsrats. Dort löst sie Peter Löscher ab.

Leidtragende sind die BKW und Oerlikon. Den Stromproduzenten kostet sie die Firmenchefin, den Industriekonzern eine fähige Verwaltungsrätin – tritt Thoma bei Oerlikon doch nicht mehr zur Wiederwahl an.

Angesichts des Erfolgsausweises Thomas beim bisherigen Arbeitgeber BKW wurden die Aktien von Sulzer in den Tagen nach dem Bekanntwerden mit einem kleinen Kursfeuerwerk belohnt. Ob diese Vorschusslorbeeren gerechtfertigt sind, wird sich zeigen.

So schnell wie in den letzten Wochen drehte sich das Personal-Karussell jedenfalls noch nie...

Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern einen feuchtfröhlichen Rutsch ins neue Jahr und für 2022 gute Gesundheit, viel Freude und immer das nötige Quäntchen Glück an der Börse. Am kommenden Montag berichte ich von weiteren dicken Überraschungen – darunter solche für die Aktionärinnen und Aktionäre von Sika, Zur Rose oder Nestlé.

 

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