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Was in Las Vegas passiert, bleibt in Las Vegas. Und das ist vermutlich auch besser so, ist die Spielerhochburg in der Wüste Nevadas doch auch als "Stadt der Sünde" bekannt.

Ähnliches liesse sich in diesen Tagen auch über New York sagen. Der Aktienmarkt dort steigt von einem Rekord zum nächsten – aber eben nur dort. Seit Monaten treten aus anderen Weltregionen Anlagegelder in Milliardenhöhe ihre Reise in Richtung der amerikanischen Grossmetropole an. Ohne Rückflugticket, versteht sich. Was an Anlagegeldern nach New York fliesst, bleibt in New York.

Und gleich noch etwas verbindet die beiden amerikanischen Grossstädte: Nicht nur Las Vegas, auch New York – oder besser gesagt die dortige Börse - zieht mittlerweile nämlich Glücksritter aus aller Herren Länder an.

Als im Herbst 2008 die US-Investmentbank Lehman Brothers ins Wanken geriet und letztendlich in sich zusammenbrach, riss sie viele Eigenheim-Besitzer und Anleger mit sich in den Abgrund. Dementsprechend gross war der Aufschrei. Man bezichtigte die Banken des "Casino-Kapitalismus". Genauso plötzlich wie diese Stimmen laut wurden, verstummten sie dann aber wieder. Doch treffender als mit "Casino-Kapitalismus" liesse sich das, was sich momentan an der New Yorker Börse abspielt, kaum umschreiben.

Über das GameStop-Phänomen wurde bereits so viel in den Medien berichtet, weshalb ich dieses Thema jetzt nicht noch einmal aufgreifen werde. Dennoch möchte ich an dieser Stelle kurz auf meine Kolumnen vom 28. Januar und vom 1. Februar verweisen.

Wie gewohnen - so zerronnen: Höhenflug und Fall der GameStop-Aktien in den letzten drei Wochen (Quelle: wwww.cash.ch)

Wer über dieses noch nie dagewesene Massenphänomen hinaus nach spekulativen Exzessen sucht, wird schneller fündig als ihm lieb ist. Ich denke da etwa an die Aktienkäufe auf Pump. Wie die aktuellste Erhebung zeigt, haben diese mit 3,6 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandprodukts (BIP) einen neuen traurigen Rekordwert erreicht. Zum Vergleich: Im Frühling des Jahres 2000 (Dotcom-Blase) errechnete sich ein Verhältnis von 3,1 Prozent, im Spätsommer 2007 (Bankenkrise) sogar "nur" ein solches von 2,8 Prozent.

Nicht weniger beeindruckend ist die Nachfrage nach Call-Optionen. Frei zugänglichen Statistiken zufolge erwarben amerikanische Kleinstanleger in den letzten vier Wochen nicht weniger als 87 Millionen Options-Kontrakte mit einem Prämienvolumen in Höhe von 44,4 Milliarden Dollar. Auch das ist ein Rekordwert für die Geschichtsbücher. Zum Vergleich: Noch vor einem Jahr waren es keine 20 Millionen Options-Kontrakte mit einem Prämienvolumen von rund 6 Milliarden Dollar.

Kommen wir nun aber zu etwas Erfreulicherem...

Wenn die Tampa Bay Buccaneers Sonntagnacht unserer Zeit auf die Kansas City Chiefs treffen, erwartet die Zuschauer wieder ein Spektakel der Superlative. Die Tampa Bay Buccaneers bestreiten dann als erstes Team überhaupt in der Geschichte des Super Bowl das Endspiel im eigenen Stadion.

Mit Logitech dürfte Sonntagnacht auch ein Unternehmen aus Lausanne Geschichte schreiben – Firmengeschichte zumindest. Angeblich geht der erfolgsverwöhnte Unterhaltungselektronikhersteller in der Halbzeitpause mit einem sechzigsekündigen TV-Spot ins Rennen um die Gunst der Zuschauer.

Sechzig teure Sekunden, wenn man Analyst Serge Rotzer von der Credit Suisse Glauben schenken will. Seines Erachtens lassen sich die Lausanner die Produktion und Ausstrahlung des TV-Spots zum Thema "Defy Logic" zwischen 15 und 20 Millionen Dollar kosten. Das mag im ersten Moment als viel erscheinen, relativiert sich allerdings, wenn man weiss, dass der Unterhaltungselektronikhersteller im laufenden Jahr geschätzte 700 Millionen Dollar für Marketing und Vertrieb ausgeben dürfte.

Rotzer erhofft sich vom TV-Spot zu allerbester Sendezeit übrigens eine steigende Markenbekanntheit. Meine Vermutung: Das Ganze gibt nicht nur der Marke, sondern auch den Aktien von Logitech Auftrieb.

Der cash Insider zieht bei den Aktienfavoriten für 2021 eine solide Januar-Bilanz


Unter Verkaufsdruck stehen heute Freitag die Aktien von Landis+Gyr. Das überrascht, gilt der Stromzählerhersteller aus Baar mit seinen smarten Zählern doch als ein möglicher Gewinner wirtschaftspolitischer Stützungspakete.

Jemand scheint das jedoch anders zu sehen und trennte sich in den ersten Handelsstunden mal eben kurz von mehr als 100'000 Titeln. Das wiederum liess den Kurs vorübergehend um 8 Prozent absacken. Händler haben auch schon einen möglichen Verkäufer «gefunden»: Den dänischen Milliardär und Lego-Erben Kirk Kristiansen. Er hält über seine Beteiligungsgesellschaft gut 15 Prozent an Landis+Gyr.

Bei Landis+Gyr wechselten am Freitag bei Handelsbeginn innerhalb von wenigen Minuten mehr als 100'000 Aktien die Hand (Quelle: www.cash.ch)

Ein Kursfeuerwerk zündet der für BNP Paribas tätige Analyst David O'Connor bei AMS. Er vollzieht eine geradezu spektakuläre Kehrtwende und stuft die Papiere des Sensorenherstellers aus dem österreichischen Unterpremstätten von "Underperform" auf "Outperform" herauf. Und um seiner Kaufempfehlung das nötige Gewicht zu verleihen, beziffert er das Kursziel neuerdings auf 30 (zuvor 13) Franken. Ganz schön heftig, dieser Sinneswandel!

Er habe viel mit Branchenexperten gesprochen und halte die Angst vor Umsatzverlusten beim amerikanischen Grosskunden Apple für übertrieben, so schreibt der Analyst und rechnet auch in der zweiten Jahreshälfte nicht mit architektonischen Veränderungen beim iPhone.

Wie mir aus dem Handel berichtet wird, tritt O'Connor mit seiner Kaufempfehlung Deckungskäufe, nicht aber Anlagekäufe los. Ob sich diese als nachhaltig erweisen, wird sich zeigen müssen.

Die Stunde der Wahrheit naht am nächsten Dienstag, wenn AMS den Zahlenkranz fürs Schlussquartal vorlegt. Für gewöhnlich wartet der Sensorenhersteller bei dieser Gelegenheit auch gleich mit Aussagen fürs laufende Quartal auf. Dann zeigt sich, ob der Optimismus des BNP-Analysten gerechtfertigt war.

Apropos spektakuläre Kaufempfehlungen: Für eine solche sorgte diese Woche auch die für die Berenberg Bank tätige Marta Bruska, als sie das Kursziel für die Aktien von Bucher auf 530 (zuvor 420) Franken erhöhte. Unnötig zu erwähnen, dass sie die Papiere ihrer Kundschaft mit "Buy" anpreist. Wie die Analystin festhält, sollten die zuletzt kräftig gestiegenen Agrarrohstoffpreise bei der Landmaschinentochter Kuhn künftig die Kasse klingeln lassen. Mit ihren diesjährigen Gewinnschätzungen liegt Bruska mittlerweile um nicht weniger als 24 Prozent über den durchschnittlichen Annahmen anderer Berufskollegen.

Kommende Woche melden sich mit Zurich Insurance, AMS oder Clariant weitere Grossunternehmen mit ihren Jahresergebnissen zu Wort. Verhält es sich wie in den letzten Tagen, müssen sich die Aktionärinnen und Aktionäre wohl warm anziehen. Denn die unterkühlte Reaktion der Börse auf die Zahlenkränze von Swisscom, ABB und Roche zeigen: Momentan räumt man den negativen Aspekten ein ungleich grösseres Gewicht als den positiven Aspekten ein. Ein Haar in der (Zahlen-)Suppe ist bekanntlich meist schnell gefunden...

Mehr zum Thema kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

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