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Als für hiesige Aktien am frühen Montagmorgen vorbörslich gut 6 Prozent tiefere Kurse gestellt wurden, dürften sich viele der alten Börsenfüchse in den Oktober 1987 zurückversetzt gefühlt haben. Auch damals gerieten die Aktienindizes an einem Montag von New York aus rund um den Globus ins Rutschen.

Sah diesmal alles danach aus, als ob sich die Börsen wieder fangen würden, stand ziemlich bald fest, dass die Kursverluste bloss ein kleiner Vorgeschmack auf das sind, was im weiteren Wochenverlauf noch folgen sollte.

Insbesondere der gestrige Donnerstag bescherte den hiesigen Anlegern noch einmal schmerzhafte Verluste. Geradezu besorgniserregend ist der Kurszerfall bei den hiesigen Grossbanken. Mittlerweile kosten die Aktien von UBS und Credit Suisse keine 8 Franken mehr. Selbst auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im März 2009 wurden höhere Kurse bezahlt als in den vergangenen 24 Stunden. Zur Erinnerung: Damals wurde beiden Unternehmen ein zusätzlicher Eigenmittelbedarf in zweistelliger Milliardenhöhe nachgesagt.

Der Kursrückgang bei den Aktien von UBS (rot), Credit Suisse (grün) und Julius Bär (gelb) in den letzten zwei Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Dass die Credit Suisse bei Krediten für die amerikanische Öl- und Gasindustrie und im Flugzeug-Leasing als grosse Nummer gilt, wird ihr an der Börse nun zur Last gelegt. Die Angst vor Kreditausfällen ist gross, ächzen diese beiden Wirtschaftszweige doch besonders stark unter den Folgen der Coronavirus-Pandemie.

Kommt der zutiefst erschütterte Glaube in die Geldpolitik hinzu. So schnell lässt sich dieser Schaden nicht wieder kitten – und schon gar nicht mit noch mehr billigem Geld. Die Zeche für diesen Vertrauensverlust zahlen unter anderem die Banken. Ihre Aktienkurse befinden sich in ganz Europa im freien Fall. Daran ändert auch das Massnahmenpaket der Europäischen Zentralbank (EZB) nichts.

Auf eine bewegte Woche blickt man auch in den Handelsräumen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zurück. Obwohl das Massnahmenpaket der EZB keine weitere Leitzinssenkung vorsieht, mussten unsere Währungshüter wohl auch in den letzten Tagen wieder beherzt eingreifen, um den Franken zu zähmen. Mal schauen, was sie am kommenden Donnerstag an Massnahmen aus dem Hut zaubern werden.

Apropos Geldpolitik: Dass die amerikanische Notenbank erneut mit hunderten Milliarden von Dollars im Repo-Markt intervenieren muss, deutet an, dass dort etwas ziemlich im Argen liegt. Es dürften nicht mehr länger nur kleine Banken sein, die sich mit Repo-Transaktionen etwas Luft verschaffen...

Zu den Verlierern zählte an der Schweizer Börse in den letzten Tagen einmal mehr der Sensorenhersteller AMS. Er ergriff am Mittwoch die Flucht nach vorn und gab die Bedingungen für die Kapitalerhöhung bekannt – in der Hoffnung, dass die Spekulationen gegen die eigenen Aktien dann ein Ende haben. Allerdings ging die Rechnung nicht auf: Mit dem tiefen Bezugspreis lieferte das Unternehmen den Leerverkäufern bloss ein weiteres Argument.

Mit seinen ambitionierten Übernahmeplänen für Osram Licht manövriert Firmenchef Alexander Everke sich und seinen Arbeitgeber in eine ziemlich ungemütliche Situation. Der Zeitpunkt für die milliardenschwere Kapitalerhöhung könnte ungünstiger kaum sein. Und ein Zurück gibt es bei der ehemaligen Siemens-Tochter kaum noch.

Der für die Credit Suisse tätige Analyst Achal Sultania warnt denn auch vor einer hohen Verwässerung. Er bleibt skeptisch, was die Ambitionen von AMS anbetrifft und streicht das Kursziel für die Papiere auf 15,80 (zuvor 41,50) Franken zusammen. An seiner Verkaufsempfehlung hält der Analyst fest.

Wie gewonnen, so zerronnen: Der Aufstieg und Fall der AMS-Aktien während den letzten fünf Jahren (Quelle: www.cash.ch)

Es wäre gut, Firmenchef Everke würde ein Zeichen setzen. Beispielsweise in Form eines öffentlichkeitswirksamen Kaufs von Aktien des eigenen Arbeitgebers.

Auf eine rabenschwarze Woche blicken auch die Aktionäre von Ascom zurück. Selbst Titelkäufe aus dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung - vermutlich durch den ehemaligen Phonak-Chef Valentin Chapero und die Firmenchefin Jeannine Pilloud - konnten den Kurszerfall nicht stoppen.

In den Handelsräumen hiesiger Banken werden denn auch Befürchtungen laut, wonach die Aktionärsgruppe um den umtriebigen Vermögensverwalter Veraison den Rückzug angetreten haben könnte. Die Aktionärsgruppe vereint knapp 16 Prozent der Stimmen auf sich.

Noch ärger als die Aktien von Ascom erwischte es am gestrigen Donnerstag jene von Meyer Burger. Das vom Solarzulieferer veröffentlichte Jahresergebnis wurde in Analystenkreisen regelrecht zerrissen. Das Betriebsergebnis liege deutlich hinter den Erwartungen zurück, titelte Vontobel und kritisierte auch gleich noch den erheblichen Abfluss von Barmitteln. Analyst Michael Foeth findet klare Worte und hält die Papiere angesichts der anhaltenden Ungewissheit rund um das zukünftige Geschäftsmodell nicht mehr länger für investitionswürdig. Er stellt die Abdeckung deshalb sichtlich entnervt ein. Bis vor zwei Jahren riet derselbe Analyst seinen Anlagekunden übrigens noch zum Einstieg - in der Spitze sogar mit einem Kursziel von mehr als 2 Franken. Zuletzt lautete das Anlageurteil noch "Hold" mit einem Kursziel von gerade mal 31 Rappen.

Mit dem überraschenden Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Remo Lütolf und seinem Firmenchef Hans Brändle öffnet sich nun ein weiteres und hoffentlich etwas ruhmreicheres Kapitel in der Firmengeschichte. Es wird interessant zu sehen sein, welche Rolle die Aktionärsgruppe um Sentis Capital in Zukunft spielt.

Ins Zentrum von Spekulationen rückte zuletzt Stadler Rail. Einmal mehr werden dem Firmenpatron Peter Spuhler Titelkäufe nachgesagt. Offenlegungsmeldungen an die Schweizer Börse SIX dürften zeigen, ob diesbezüglich auch wirklich Fleisch am Knochen ist.

Bleibt mir nichts anderes übrig, als zu wünschen, dass sich die Situation an den Aktienmärkten möglichst bald stabilisiert. Dass der Börseneinbruch hierzulande mittlerweile auch gefeierte Börsenstars wie etwa den Dentalimplantatehersteller Straumann oder den Pharmazulieferer Lonza erreicht hat, lässt hoffen. Denn wenn die Anleger sogar Aktien solcher Unternehmen mit einem weitestgehend von der Wirtschaftsentwicklung unabhängigen Geschäftsmodell aus ihren Depots kippen, ist die Panik regelrecht zu riechen. Und auch die vor einer Woche noch thematisierte Gier hat sich gelegt.

Vermutlich müssen wir aber erst den grossen Derivatverfall vom nächsten Freitag abwarten, bis die erhoffte Stabilisierung einsetzt. Mehr dazu in einer Woche, wenn es an dieser Stelle wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

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